Gibt es bald kostenloses Internet in der ganzen VG Schweich?

Schweich/Newel · Die Verwaltung sieht nach dem Abbau rechtlicher Hürden gute Entwicklungsmöglichkeiten für einen flächendeckenden Freifunk. Ein kleiner Ort in Trier-Land zeigt, dass es klappen kann.

 Sven Thiesen von der Touristinfo Schweich surft am hauseigenen Freifunk-Hotspot.

Sven Thiesen von der Touristinfo Schweich surft am hauseigenen Freifunk-Hotspot.

Foto: Albert Follmann

"In spätestens 20 Jahren wird frei zugängliches Internet dazu gehören wie das Fernsehen." Das behauptet Paul Briesch aus Bekond. Er gehört den Trierer Freifunkern an, die möglichst flächendeckend offene Wlan-Netze einrichten und diese miteinander verbinden wollen (siehe Info). Briesch hat dafür gesorgt, dass die Flüchtlingsunterkunft in Bekond mit freiem Internet ausgestattet wurde, sein Freifunk-Kollege Heinz Schmitz hat in seiner Heimatgemeinde Newel-Beßlich Pionierarbeit betrieben. Dort gibt es fast im ganzen Dorf kostenloses, freies Internet, weil sich Bürger durch den Kauf von Netzwerkgeräten, sogenannten Routern (siehe Foto, Kaufpreis 20 bis 30 Euro), ein digitales Netz geknüpft haben.

Dieses Ziel verfolgt jetzt auch die Verbandsgemeinde (VG) Schweich. Auf Initiative der CDU-Fraktion befasste sich der Haupt- und Finanzausschuss kürzlich mit der Materie. Von Freifunk-Netzen versprechen sich die Christdemokraten, aber auch die anderen im Ausschuss vertretenen Fraktionen SPD und FWG einen Standortvorteil. "Freies Wlan an möglichst vielen Orten ist für Bürger und Touristen wichtig", sagt Christian Scholtes (CDU). Das sieht auch Bürgermeisterin Christiane Horsch (CDU) so. Sie will bei den Ortsbürgermeistern dafür werben. Horsch: "Die Gemeinden sind der Motor, die Verwaltung kann nur beratend zur Seite stehen." In der VG Schweich sind bereits einige Standorte mit Freifunk ausgestattet, etwa die Tourist-Büros in Schweich, Longuich und Trittenheim, das Gemeindebüro in Föhren und das Dorfgemeinschaftshaus in Pölich. Longuich ist dabei, 14 Zugangspunkte im Ort einzurichten.

Die Initiativen kommen nicht von ungefährt, denn die Rechtslage hat sich geändert. Bisher konnten private und gewerbliche Netzbetreiber verantwortlich gemacht werden, wenn von ihrem Zugang aus illegale Inhalte heruntergeladen wurden. Etwa die Betreiber eines Cafés oder einer Jugendherberge. Die Bundesregierung hat Änderungen zum Wlan-Gesetz gebilligt, das könnte den Weg freimachen für mehr offene Hotspots.
Wie anziehend solche öffentlichen Zugriffspunkte für freies Internet sein können, verfolgt Sven Thiesen, der Leiter der Tourist-Information in Schweich, täglich: "Es funktioniert. Leute, die auf den Bus warten, checken hier ihre Mails oder schicken eine Whatsapp." Thiesen wundert sich allerdings, dass viele Schweicher Geschäftsleute noch nicht auf diesen Zug aufgesprungen sind. Info

W-Lan und Freifunk

W-Lan ist die Abkürzung für Wireless Local Area Network und bedeutet übersetzt drahtloses lokales Netzwerk. Es ermöglicht mit entsprechenden Geräten, Daten zu empfangen oder zu senden. Dies können Texte, Musik, Bilder oder Videos sein.

Freifunk.net basiert auf einer in Berlin gegründeten Initiative, die es jedem erlaubt, sich kostenlos Infos aus dem Internet zu beschaffen. Jedem Bürger, der sich in der Nähe eines Freifunk-Wlan-Netzwerks befindet, soll ein freier Zugang zum Netzwerk ermöglicht werden. Freifunk ist gemeinnützig und wird von ehrenamtlichen Helfern aufgebaut und gewartet. Das Netz ist vor allem für den Austausch von kleineren Datenmengen in sozialen Medien gedacht. Kommentar

 Ein Router.

Ein Router.

Foto: Albert Follmann

Freies Internet für freie Bürger!

Niemand würde ernsthaft daran denken, Autofahrern vor der Stadt Trier Geld abzuknöpfen, damit sie die dortigen Straßen benutzen dürfen. Oder daran, dass ein Obolus verlangt wird, bevor man auf dem Eifelsteig wandern darf. Und doch wären solche absurden Gedankenspiele Realität, würde man die gleichen Kriterien, die bislang für die Nutzung des Internets galten, auch auf Straßen, Wanderwege oder sonstige frei zugängliche Infrastruktur anwenden.

Mit der Novellierung des Wlan-Gesetzes schafft Deutschland endlich die unsägliche Störerhaftung ab und macht damit den Weg frei fürs freie Internet - wie das im restlichen Europa schon gang und gäbe ist. Losgelöst davon, dass bei Missbrauch die Abmahnvereine auf der Matte stehen und es teuer werden könnte, können jetzt viele Geschäftsleute und Private in den Freifunk einsteigen.
Freies Internet für freie Bürger, das wird die Zukunft sein.
a.follmann@volksfreund.de

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