Der TV kümmert sich Mit Rücksicht wär’s für alle schöner – Die Thiels-Burg in Trier wird als Müllkippe missbraucht

Trier-Kürenz · Eine Leserin beschwert sich: Sie findet es traurig, dass man Kulturgut so vergammeln lasse und Touristen ein solches Bild von Trier präsentiere. Wir fragen nach.

Müll an der Thiels-Burg oberhalb des Aveler Tals in Trier-Kürenz
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Müll an der Thiels-Burg oberhalb des Aveler Tals

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Foto: Ingeborg Kirchgesser

Wie schön ließe sich doch durch die Weinberge schlendern, die Aussicht ins Tal genießen und zwischendurch kleine Kapellen und andere Bauten mit Geschichte entdecken. Wenn da nicht einige Zeitgenossen auf die Idee kämen, ein solches Ensemble als Müllhalde zu missbrauchen. Eine solche aber hat TV-Leserin Ingeborg Kirchgesser bei Spaziergängen an der sogenannten Thiels-Burg oberhalb des Avelsbachtals entdeckt.

Eine ausgeglühte Feuerstelle lässt vermuten, dass sich hier jemand zum wilden Grillen getroffen hat. Leere Bierdosen, Flaschen und Lebensmittelverpackungen wurden anschließend offenbar einfach durch das Gittertor in den Innenraum der „Burg“ geworfen. „Wir gehen immer wieder auf dem Weg hier vorbei und seit einigen Monaten sammelt sich regelmäßig neuer Müll in der Burg“, berichtet Kirchgesser. Sie bedauere es sehr, dass ein hübsches Fleckchen derart entstellt werde. „Ich finde es schon traurig, dass man Kulturgut so vergammeln lässt und den Touristen ein solches Bild von Trier zeigt“, schreibt sie an den Trierischen Volksfreund.

Doch damit nicht genug: Eine aufgebrochene Gittertür und ein Seil an der Turmwandung deuten auf illegale Kletterpartien hin. Das Gebäude ist allerdings nicht ohne Grund abgesperrt. Es handelt sich dabei nämlich um ein Objekt im Privatbesitz. Genauer gesagt gehört die Thiels-Burg – ebenso wie die angrenzenden Weinberge – zum Gut Avelsbach, das in der einstigen Staatlichen Weinbaudomäne Trier seinen Sitz hat.

Eigentümer Peter Anthony kennt das Problem mit Vermüllung und Vandalismus. Und das ist nicht zuletzt der Grund, warum das Bauwerk nicht frei zugänglich ist. Die notwendige Sanierung und die Haftungsfrage könnten wohl geklärt werden, aber der Gutsbesitzer zögert dennoch. „Eigentlich wäre das ja ein schöner Aussichtspunkt, aber wie lange würde das wohl schön aussehen?“, zeigt er sich skeptisch.

Schon mehrmals hätten seine Mitarbeiter das Areal gereinigt, aber es kämen immer wieder neuer Müll und Sprühereien dazu. Als Verursacher hat Anthony in erster Linie Party-Volk im Verdacht. „Ich kann ja verstehen, wenn junge Leute Spaß haben wollen. Aber die Hinterlassenschaften sind natürlich ein Ärgernis“, sagt er.

Wobei Anthony betont, dass nicht nur einige Jugendliche auf dem Gelände gute Sitten und Anstand vermissen lassen. Ein wiederkehrendes Problem sind beispielsweise Hundebesitzer, die Vierbeiner frei laufen und ihre Notdurft mitten zwischen Rebstöcken verrichten lassen. Auch hier zeigt sich Anthony nicht grundsätzlich feindselig: Er sei selbst Hundebesitzer. Aber auf einem Gelände mit Spaziergängern und auch vielen Gästen mit Kindern auf der Weingutsterrasse sollte man eben doch Rücksicht walten lassen.

Kompliziert wird die Lage durch eine Besonderheit, die beim Verkauf des Weinguts 2020 vereinbart wurde. Zwar ist das gesamte Areal Privatgrundstück, aber einige Weinbergswege wurden als für die Öffentlichkeit frei begehbar eingestuft. So nutzt die Stadt den Weg, der an der Thiels-Burg verbeiläuft, als Teil einer Wanderstrecke. Im Grunde findet Gutsbesitzer Anthony diese Regelung gut. „Ich käme auch nicht auf die Idee, hier alles mit Zäunen abzusperren oder Kameras aufzuhängen. Das würden die Spaziergänger nicht mitmachen“, verdeutlicht er.

Aber so bleibe ihm für die Problematik an der Thiels-Burg recht wenig Handlungsspielraum. Geplant sind nichtdestotrotz neue „Betreten verboten“-Schilder. Außerdem soll die Gittertür mit einer massiven Platte verschlossen werden, um das Hineinwerfen von Müll zu verhindern. Aber Anthony ist nicht überzeugt, dass deshalb dort keine Partys mehr gefeiert werden. Hier könne man wohl nur an Vernunft und Rücksichtnahme appellieren.

 rm._thiels_burg_avelsbach (morgen roland) ORT: Trier-Kuerenz, Thiels Burg *** Die Thiels Burg über dem Aveler Tal. Die 1910 mit der nahe gelegenen Weinbaudomäne Avelsbach erbaute und nach dem preußischen Agrarpolitiker Hugo Thiel ernannte Mini-Burg (Durchmesser: elf Meter) kann möglicherweise bald wieder ihrem ursprünglichen Zweck als Aussichtspunkt dienen. Der Denkmalrettungsverein Trier-Gesellschaft unterstützt die Bestrebungen des Kürenzer Ortsbeirats, das Gemäuer über eine Außentreppe begehbar zu machen. Die Entscheidung liegt beim Land, dem das Denkmal gehört.(rm.)/TV-Foto: Roland Morgen ***

rm._thiels_burg_avelsbach (morgen roland) ORT: Trier-Kuerenz, Thiels Burg *** Die Thiels Burg über dem Aveler Tal. Die 1910 mit der nahe gelegenen Weinbaudomäne Avelsbach erbaute und nach dem preußischen Agrarpolitiker Hugo Thiel ernannte Mini-Burg (Durchmesser: elf Meter) kann möglicherweise bald wieder ihrem ursprünglichen Zweck als Aussichtspunkt dienen. Der Denkmalrettungsverein Trier-Gesellschaft unterstützt die Bestrebungen des Kürenzer Ortsbeirats, das Gemäuer über eine Außentreppe begehbar zu machen. Die Entscheidung liegt beim Land, dem das Denkmal gehört.(rm.)/TV-Foto: Roland Morgen ***

Foto: roland morgen (rm.) - roland morgen (rm.)

Das sieht auch Ingeborg Kirchgesser so. Sie findet es gut, dass der Eigentümer das Problem im Blick hat und begrüßt es sehr, dass er sich um Lösungen bemüht. „Ich hoffe, dass das Wirkung zeigt und Wanderer sich dann in Zukunft noch mal auf die schönen Seiten des Aveler Tals konzentrieren können.“

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