Leben für die Armen

S ie setzte sich für die Armen und Bettler ein, und die Legende vom „Rosenwunder“ machte die deutsche „Nationalheilige“ des Mittelalters über die Grenzen bekannt.

Im nächsten Jahr wird des 800. Geburtstages von Elisabeth von Thüringen gedacht, die 1207 als ungarische Königstochter geboren wurde und sich bis zu ihrem Tod am 17. November 1231 für die Bedürftigen einsetzte. Es war eine Zeit, in der Seuchen, wirtschaftliche Not oder kriegerische Übergriffe eine ständige Bedrohung für den Einzelnen bedeuteten. In der nahezu undurchlässigen Ständeordnung wurde Armut als gottgegeben angesehen, und das Betteln war gesellschaftlich geduldet. Die Almosenverteilung an Arme und Notleidende galt als gottesfürchtig, und Elisabeth, die dem Franziskaner-Orden nahe stand, verwendete große Teile ihres Vermögens zu diesem Zweck. Nach dem Tod ihres Mannes 1227 verließ Elisabeth die Wartburg, denn der nachfolgende Regent stand ihrer Armenfürsorge ablehnend gegenüber. Fortan widmete sie sich der Pflege und Unterstützung von Kranken und Armen in dem von ihr gestifteten Hospital in Marburg.

Auch in verschiedenen Städten unserer Region reichen die Hospitals-Gründungen bis zurück ins Mittelalter. In Trier stiftete der Abt des Klosters St. Maximin, Heinrich von Brues, im Jahre 1240 das Elisabethen-Hospital „zur Aufnahme der Armen, Schwachen und Kranken“. Ursprünglich sollten hier nur die Knechte und Mägde aus der Abtei ihren Lebensabend verbringen oder arme Einwohner aus den zur Abtei gehörenden Ortschaften aufgenommen werden. Später fanden auch arme Einwohner aus Kürenz, Zurlauben und Pallien dort eine Bleibe. Das Hospital des Klosters St. Matthias, im Jahre 1186 durch den Abt Ludwig gegründet, bot für arme Einwohner der Trierer Stadtteile St. Matthias, St. Medard und Löwenbrücken eine Unterkunft. Damit verbunden war das Siechenhaus (Quarantänehaus) zu Estrich, das anfangs zur Aufnahme von Aussätzigen diente.

Finanziert wurden solche Einrichtungen zum Teil aus den Pachteinkünften der zum Kloster gehörenden Ländereien oder auch durch finanzielle Zuwendungen von Bürgern. So vermachte beispielsweise im März 1664 der in österreichischen Diensten geadelte Geheime Rat Carl Eucharius Medardin von Rottenfeld, der in St. Medard geboren war, sein gesamtes Barvermögen dem St. Mattheiser Hospital. Dieses auch, damit die armen Leute „ in Weißtuch mit einem braunen Ärmel gekleidet sollen werden.“

Aus 16 Stiftungen wurden die Vereinigten Hospitien

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierten allein in der Stadt Trier sechzehn Stiftungen, die im Laufe der Jahrhunderte zu Fürsorgezwecken gegründet worden waren. Sie alle wurden per Dekret vom 24. Mai 1805 in den Vereinigten Hospitien zusammengeführt und deren Verwaltungskommission in dem Gebäude des von den Franzosen aufgehobenen Klosters St. Irminen untergebracht. Die Fürsorge der nicht in den Spitälern untergebrachten Armen wurde von einer „Wohltätigkeitskammer“ und einer „Haupt-Armen-Commission“ wahrgenommen. Allen Kommissionen stand der jeweilige Oberbürgermeister vor, und der Wohltätigkeitskammer gehörten im Weiteren zwölf Stadtratsmitglieder, der katholische und der evangelische Pfarrer sowie der Armen-Arzt an.

Für die Unterbringung der Bettler, Vagabunden und der arbeitsunfähigen Armen, die eine Aufnahme wünschten, war 1812 in den Räumen des ehemaligen Augustiner-Klosters das Land-Armenhaus eingerichtet worden. Bis zu 400 Personen aus den Kreisen Birkenfeld, Koblenz, Simmern, Ottweiler und Trier sollten hier aufgenommen werden, ebenso Kinder, für die jedoch eine gesonderte Unterbringung und Schulunterricht vorgesehen war. Einer Statistik aus dem Jahre 1836 entsprechend, betrug der Anteil der Armen in der Stadt Trier zehn Prozent, während auf dem Land fünf Prozent der Einwohner bedürftig waren. Viele der Kirchengemeinden, die in der Armenfürsorge tätig waren, konnten dabei auf besondere Geldmittel zurückgreifen. So stand dem Pfarrer in Freudenburg jährlich der Zinsertrag aus 1000 Talern zur Verfügung. Abt Willibrord Wittmann von St. Maximin hatte diese Summe der Pfarrei im Jahre 1788 gestiftet, ähnlich wie er im Oktober 1786 zur Fürsorge der Armen in Mertesdorf, Tarforst und Taben einen Betrag von 5000 Thalern bereit gestellt hatte.

Doch auch viele Bürger waren wohltätig. Im Jahre 1843 erhielt der Vorstand der katholischen Kirche in Saarburg eine Stiftung über 100 Taler von dem Trierer Kaufmann Philipp Blattau. Ebenso vermachte die Witwe Margarethe Zollers aus Daleiden ihrer Kirchenverwaltung im Jahre 1834 einen Geldbetrag über 900 Taler. Beide Stifter hatten verfügt, dass die Zinsen des Kapitals „ zur Anschaffung von Büchern und Schreibmaterialien für arme Kinder“ verwendet werden sollten.

Einen ganz anderen Weg der Kapitalbeschaffung ging die im Jahre 1731 von dem Pfarrer Glesius gegründete Armenstiftung in Zeltingen. Diese der Gemeindeverwaltung unterstellte Einrichtung erhielt ihre Geldmittel aus besonderen Abgaben: denen für Tanzbelustigungen. vk/bre

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