Leugnen ist zwecklos

Neulich traf ich Angelika. Sie ist ein Trierer Mädchen, wurde früher von uns Schelika genannt und ist, wie wir alle damals, mit der trierischen Sprache groß geworden.

Leugnen ist zwecklos
Foto: (h_lalu )

Jetzt lebt sie bereits seit Jahrzehnten als Deutschlehrerin in einer Stadt im Norden unseres Vaterlandes.
Da hat sie gelernt, ein sauberes Hochdeutsch zu sprechen, und das tut sie auch mir gegenüber. Von ihrer trierischen Muttersprache klingt nichts mehr durch. Schade, denke ich und sage es ihr auch.
Jetzt kommt die Überraschung: "Ja, was glaubst du, was ich meines Dialektes wegen gehänselt werde!", sagt sie. "Ich bekomme beispielsweise das sch nicht weg. Ich kann kein ch sprechen. Wenn es mich heißt, sage ich misch, für Licht sage ich Lischt und für weich sage ich weisch."
"Klingt ja auch tatsächlich besser" meine ich.
Angelika weint sich aus: "Wenn ich statt Flugzeug Fluchzeuch sage, oder statt grüne Blätter krüne Plätter, kichern alle, und wenn ich das Tunell sage, wo es der Tunnel heißt, und ein Federbett Plümmo nenne, liegt die Klasse auf dem Boden".
Ja, so geht das Trierern in der Fremde.
Schauen wir uns zum Beispiel einmal an, wie kreativ falsch wir ganz selbstverständlich mit dem Buchstaben g umgehen und dabei glauben, ziemlich sauberes Deutsch zu sprechen:
Plötzlich wird nämlich aus dem hochdeutschen g ein r: Jugend = Jurend, Wagen = Waren, kommt ein Vogel geflogen = kommt ein Vorel gefloren. Im nächsten Fall verwandelt sich das g in ein j: verlegen = verlejen, ob wir morgen Regen kriegen = ob mer morjen Rejen kriejen. Dann wird ein ch aus dem g: genug = genuch, und schließlich wird aus ihm ein sch: möglich = möschlisch, Zeug = Zeusch.
Trierer bleibt Trierer. Leugnen ist zwecklos. Umlernen ist auch zwecklos. Seien wir lieber stolz und bekennen uns zu unserer moselfränkischen Herkunft. Bayern, Schwaben oder Hessen tun das für ihre Regionen schon immer.
Die besten Kolumnen von Horst Schmitt und Josef Marx sind in dem Buch "Milljunen Leit - mindestens drei" nachzulesen, das im Trierer Verlag Michael Weyand erschienen ist. Das Buch ist für 11,95 im Trierer Handel erhältlich und im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund-shop.de" text="www.volksfreund-shop.de" class="more"%>.

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