Lieber nach Schweich als nach Hermeskeil

Osburg/Farschweiler/Lorscheid/Herl · Die Nachricht, dass an der künftigen Integrierten Gesamtschule (IGS) Hermeskeil nur vier Klassen für maximal 120 Kinder gebildet werden sollen (TV vom 15. Januar), sorgt für Unruhe. Eltern aus dem vorderen Hochwald sehen sich in ihrem Recht zur freien Schulwahl beschnitten. Als Alternative fordern sie eine Anbindung ans Schweicher Schulzentrum.

Lieber nach Schweich als nach Hermeskeil
Foto: Friedhelm Knopp

Mit Ärger und Verdruss endete in der vergangenen Woche ein Info-Abend über den Stand des IGS-Projekts in Hermeskeil. Den rund 150 Zuhörern - meist Eltern von Viertklässlern - teilte die Planungsgruppe mit, dass es an der IGS Hermeskeil nur Platz für 120 Kinder geben werde. Grund: Der Kreis Trier-Saarburg hatte zwar die Einrichtung einer sechszügigen IGS für insgesamt 180 Kinder beantragt, das Land genehmigte aber nur vier Klassen. Bei mehr als 120 Anmeldungen werde das Los über die Aufnahme entscheiden, hieß es.

Gerade Eltern aus dem vorderen Hochwald, deren Kinder die Grundschulen Osburg und Farschweiler besuchen, sehen sich dadurch in ihrem Recht auf freie Schulwahl eingeschränkt. Betroffen sind Kinder aus Osburg, Farschweiler, Thomm, Lorscheid und Herl. 56 Schülerinnen und Schüler aus diesen Orten werden 2010 von den beiden Grundschulen auf weiterführende Schulen wechseln. Doch nun stehen deren Eltern vor der Frage "Wohin?" Bisher hatte das Gros der Kinder aus diesen Orten die weiterbildenden Schulen in Hermeskeil besucht - schon wegen der verhältnismäßig günstigen Nahverkehrs-Anbindung. "Für Kinder, die nicht direkt zum Gymnasium angemeldet werden, hat sich durch die IGS-Einführung alles verschlechtert", sagt Hans Jürgen Schake, Schulelternsprecher in Osburg. Im Gespräch mit dem TV zählen betroffene Eltern die mehr oder weniger denkbaren Alternativen auf:

IGS Hermeskeil: Bleibt es bei der Vierzügigkeit, werden wohl auch Kinder aus dem vorderen Hochwald beim Losentscheid den Kürzeren ziehen.

IGS Trier: Zugangssperre für Kinder aus dem vorderen Hochwald. Begründung in Trier: Osburg und seine Nachbarorte zählen zum Einzugsgebiet Hermeskeil.

Realschule plus und Gymnasium Schweich: Diese nach den Sommerferien 2009 gestartete kooperative Schule hätte genügend Aufnahmekapazität für die Kinder aus dem vorderen Hochwald. Auch die meisten Eltern würden diese Schulform bevorzugen. Es besteht aber keine direkte Busverbindung von Osburg/Farschweiler zur Moselstadt.

Waldrach: Die dortige Realschule plus führt nur zum mittleren Abschluss (Sekundarstufe I). Ein Wechsel von dort auf ein Gymnasium in Hermeskeil oder Trier ist für die Schüler problematisch.

Wie es weitergehen soll, ob die Wellen demnächst höher schlagen, bleibt offen. "Zunächst wollen wir die Entwicklung bei den Anmeldezahlen abwarten", sagen die Eltern. Sie verschweigen aber nicht, dass die Anmeldung der Kinder in Schweich, verbunden mit einer guten Busanbindung, in ihren Augen die beste Lösung wäre.

Die Einrichtung von Nahverkehrslinien ist Aufgabe des Kreises - entsprechende Anfragen an die Kreisverwaltung hat Elternsprecher Schake gestellt. Schake: "Für eine Entscheidung will der Kreis zunächst konkrete Anmeldezahlen sehen. Umgekehrt zögern die Eltern mit Anmeldungen in Schweich, weil die Busanbindung ungeklärt ist. Die Katze beißt sich in den Schwanz."

Dieses Paradox kann auch Kreissprecherin Martina Bosch nicht ausräumen. Wenn die Eltern den Schulbesuch in Schweich wünschten, sei es Aufgabe des Kreises, die Beförderung zu regeln. Dazu benötige der Kreis aber erst die Anmeldezahlen. Gebe es genügend Anmeldungen, werde die Busanbindung kommen. Bei nur wenigen Anmeldungen müssten die Eltern dann auf Kosten des Kreises die Beförderung selbst organisieren.

Keine Bewegung in Hinblick auf eine bedarfsgerechte, sechszügige Ausnahmeregelung für die Integrierte Gesamtschule Hermeskeil zeigt sich staatlicherseits. "Bisher ist landesweit bei keiner IGS von der Vierzügigkeit abgewichen worden", sagt Eveline Dziendziol von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier. Nichts spreche daher für eine Ausnahme in Hermeskeil.

Extra Nach dem Schulgesetz des Landes Rheinland-Pfalz obliegt die Wahl der Schullaufbahn in den Sekundarstufen I und II den Eltern oder, wenn die Schülerinnen und Schüler volljährig sind, den Schülerinnen und Schülern. Diese Vorschrift ist begründet auf Artikel 27 der Landesverfassung. Dort heißt es: Das natürliche Recht der Eltern, über die Erziehung ihrer Kinder zu bestimmen, bildet die Grundlage für die Gestaltung des Schulwesens.

Meinung Signal setzen per Anmeldung

Nicht nur für die Kinder aus dem vorderen Hochwald ist die künftige IGS Hermeskeil wegen ihrer begrenzten Kapazität eine ungewisse (Aufnahme-)Adresse. Anders bei der Schweicher Realschule plus und Gymnasium. Dort herrscht in der Orientierungsstufe mit acht Parallelklassen kein Platzmangel. Es mangelt hingegen an der Verbindung zum Raum Osburg - obwohl sich dessen Bewohner nicht nur auf dem Bildungssektor zum künftigen Mittelzentrum hingezogen fühlen. Da die Einrichtung einer Busverbindung aber von den Anmeldezahlen abhängt, sollten die Eltern aus dem vorderen Hochwald nun den mutigen Schritt wagen und ihre Kinder konsequent in Schweich anmelden. Dies wäre das richtige Signal an die Kreisverwaltung. f.knopp@volksfreund.de

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