Mal hat man Marx, Mahatma Gandhi: Indien will Trier eine Statue des legendären Freiheitskämpfers schenken

Trier. · Mitten in der heißen Diskussion um eine mehr als sechs Meter hohe Statue von Karl Marx ist der indische Botschafter so begeistert von der Stadt Trier, dass er ihr auch eine Statue schenken will – von Mahatma Gandhi.

Statuen großer Persönlichkeiten sind zurzeit einer der Renner in der Stadt Trier. Sie scheinen regelrecht vom Himmel zu fallen. Der indische Botschafter in Deutschland, Gurjit Singh, hat mit seiner Gattin Trier besucht und einen Spaziergang durch die Innenstadt gemacht. Das wird Folgen haben.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) erzählt: "Der Botschafter war nach dem Spaziergang derart beeindruckt und begeistert von unserer friedvollen Stadt, dass er spontan entschieden hat, uns eine Statue von Mahatma Gandhi zu schenken." Der indische Nationalheld und Freiheitskämpfer Gandhi (1869 bis 1948) erreichte mit seinem Prinzip des gewaltfreien Widerstands 1947 die Unabhängigkeit seines Landes und das Ende der britischen Kolonialherrschaft. Ein Jahr später wurde er Opfer eines Attentats.

Gandhi gehört ohne jeden Zweifel zu den großen historischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Beim Schlagwort "groß" schrillen in Trier jedoch zurzeit sofort alle Alarmsirenen, denn noch ringt die Stadt mit der Entscheidung, eine von der Volksrepublik China als Geschenk angebotene Sechs-Meter-Statue von Karl Marx anzunehmen (der TV berichtete). Kommt Gandhi möglicherweise auch im Format XXL? Der echte Gandhi war 1,64 Meter groß. OB Leibe gibt Entwarnung: "Nein, hier droht keine Gefahr." Nach ersten Informationen plant Indien keine mächtige Statue, sondern eine Büste, die noch größer werden soll als das biologische Vorbild.

Ihr Standort steht ebenfalls bereits fest: Der Schulhof des Auguste-Viktoria-Gymnasiums (AVG) wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2017 verziert mit einer Büste von Mohandas Karamchand Gandhi, weltweit bekannt als Mahatma.

Wieso das AVG? Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) kennt die Antwort. "Die Schule führt seit Jahren eine tolle Partnerschaft mit Indien." Seit 1998 unterstützt das AVG die St. Anthony's School in Cowdalli, einem Dorf in Südindien. Die Hilfe aus Trier hat eine gute Entwicklung der indischen Schule ermöglicht. Im letzten Schuljahr besuchten über 750 Kinder zwei Vorschulklassen und die Klassen der Jahrgangsstufen 1 bis 12 - Zahlen aus dem aktuellen Bericht über das Indienprojekt auf der Homepage des AVG (www.avg-trier.de).

Der OB betont: Nur eine einzige deutsche Stadt, nämlich Hannover, habe bisher eine Gandhi-Büste als Geschenk der Republik Indien erhalten. Eine Zustimmung des Stadtrats sei in diesem Fall nicht notwendig.

Aber zurück zu Karl Marx, dem Sechs-Meter-Mann aus Bronze, der im Marx-Jahr 2018 auf dem Simeonstiftplatz thronen soll. "Der chinesische Botschafter Shi Mingde hat uns die Handynummer des Künstlers aufgeschrieben", sagt Wolfram Leibe. "Für uns heißt es jetzt: Feuer frei."

Baudezernent Ludwig hat sich bereits erkundigt, was ein Gespräch mit Professor Wu Weishan, dem verantwortlichen Künstler und Bildhauer, wohl kosten wird. Sein Kommentar: "Das ist bezahlbar. Wir sind im Dialog." Ist denn auch die Größe der Statue noch verhandelbar? Hier reagiert Ludwig leicht gereizt und betont: "Ich habe mit der Größe kein Problem."

Professor Wu sei leicht irritiert über die Intensität der Debatte über die Größe seines Werks, verrät Leibe. Die gute Nachricht: "Der Professor will den Entwurf der Statue in Trier präsentieren und sich der Diskussion stellen." Einen festen Termin gibt es jedoch noch nicht.

Triers OB hat jetzt nur noch ein Problem: Wieviele Statuen kommen noch. "Demnächst besucht mich der Botschafter der Schweiz", sagt Leibe. Wie wär's mit einem großen Wilhelm Tell auf dem Viehmarkt, die Armbrust im Anschlag?

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