Moderner Abenteurer geht bis an seine Grenzen

Trier · Ob Riesenanakonda, Giftschlange oder Krokodil: Christian Neumann kennt sie alle - hautnah. Der Tierfilmer und Schlangenexperte aus Trier ist weltweit mit der Kamera unterwegs, immer auf der Spur von exotischen Tieren. Die Reisen führen ihn manchmal an seine Grenzen.

 Christian Neumann liebt seltene Tiere aus fernen Ländern, wie etwa den Tanrek aus Madagaskar, den er hier auf seinen Fingern balancieren lässt. TV-Foto: Julian Ermert

Christian Neumann liebt seltene Tiere aus fernen Ländern, wie etwa den Tanrek aus Madagaskar, den er hier auf seinen Fingern balancieren lässt. TV-Foto: Julian Ermert

Trier. Mit sieben Jahren bekam er seine erste Schlange: "Es war eine Strumpfbandnatter", erinnert sich Christian Neumann, "ich war sofort fasziniert." Es wurden mehr, und bald wollte er die Tiere in freier Natur beobachten. Sein größter Wunsch: ein Leben im Urwald.Menschen ganz nah

Gesagt, getan. Nach dem Abitur lebte er mehrere Monate im Regenwald Venezuelas, in der Nähe des Flusses Orinoko. Dort arbeitete Neumann bei einer Aufzuchtstation für Wildtiere. Seine Schützlinge: Raubkatzen, Papageien und Affenbabys. "Die waren für mich wie Kinder", erzählt der 34-Jährige. Nachdem die Station schließen musste, verließen seine Kollegen den Urwald. Neumann blieb. Er sei wegen der Tiere geblieben, sagt der Naturschützer. "Das war eine prägende Zeit." Einmal in der Woche brachte ein Jeep, was er zum Leben brauchte. Ansonsten war er allein mit den Gefahren des Regenwalds: "Ich lernte, mit Giftschlangen zu leben und studierte ihr Verhalten." Tierbeobachtung wurde so zur Lebensversicherung. Diese Erfahrungen machten ihn schließlich zum Tierfilmer: "Angefangen habe ich zunächst als Experte vor der Kamera", erklärt der Diplom-Biologe. Meist in gefährlicher Mission: Er bändigte eine Riesenanakonda vor laufender Kamera oder fing giftige Klapperschlangen. Bald drehte er selbst Filme. Heute arbeitet er als Autor für die Sendungen "hundkatzemaus" und "Wildes Wohnzimmer" beim Fernsehsender Vox. Dafür dreht er auch in der Region Trier: "Gerade schließen wir die Dreharbeiten im Greifvogelpark Saarburg ab." Tierfilmerei sei ein mühsames Geschäft. Denn trotz guter Vorbereitung hielten sich Tiere nicht an Drehpläne. Sie ziehen sich zurück, lassen sich lange nicht blicken, sagt Neumann. "Dann heißt es warten." Stunden, Tage oder Wochen im engen Zelt. Geduld sei das eine, Fitness das andere: Oft müssen Neumann und sein Team die schwere Ausrüstung erst zum Drehort tragen. Knochenarbeit bei oft 40 Grad im Schatten. "Das schlaucht und bringt einen an die Grenzen", sagt der Trierer Filmemacher.Sein oberstes Prinzip beim Dreh: Das Tier gehe vor. "Ich versuche immer, Stress bei den Tieren zu vermeiden und lege Drehpausen ein." Leidenschaft zum Beruf gemacht

Das reduziere brenzlige Situationen, gerade bei gefährlichen Tieren. Wie gefährlich es werden kann, weiß Neumann genau: "Mich hat mal plötzlich eine Riesenanakonda gebissen." 23 Zähne bohrten sich in seine Hand. Dennoch verlässt er sich meist auf seine Erfahrung.In Trier ist der Schlangenforscher auch abseits der Kamera unterwegs: "Manchmal ruft mich die Feuerwehr um Hilfe, wenn es Probleme mit seltenen Schlangen oder Reptilien gibt."Seit acht Jahren ist Christian Neumann nun mit der Kamera unterwegs. Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Sein Ziel: mit Bildern faszinieren. Damit die Schönheit der Natur für den Zuschauer greifbar wird.

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