Pläne für neue Feuerwache: Gärtner befürchten Klimaprobleme

Trier · Auf dem Parkplatz zwischen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und Kleingartenanlage Trier-Ost könnte nach Vorstellungen der Stadtverwaltung die neue Hauptwache der Berufsfeuerwehr entstehen. Rund 20 Kleingärten müssten dem Feuerwehrbau weichen. Und auch der Sportplatz des Gymnasiums ist im Weg.

Viel zu wenig Platz und eine völlig marode Bausubstanz: Die Hauptwache der Berufsfeuerwehr Trier am Barbara-Ufer ist in die Jahre gekommen. Zudem kann die Wehr von der Uferstraße aus nicht alle Trierer Stadtteile in der vorgeschriebenen Zeit von acht Minuten erreichen (der TV berichtete mehrfach).

Von der geplanten neuen Nebenwache in Ehrang aus soll die Feuerwehr zumindest schneller in Biewer, Ehrang, Quint und Ruwer sein. Die Höhenstadtteile - Kernscheid, Filsch, Irsch, Tarforst - wären jedoch immer noch nicht in der gesetzlich vorgeschriebenen Zeit erreichbar.

Seit Jahren plant die Stadt deshalb auch eine neue Hauptwache. Eine Gefahrenanalyse hatte 2008 ergeben, dass bei einem Hauptwachestandort im Umkreis der Kaiserthermen in Kombination mit einer Nebenwache in Ehrang die Feuerwehr das nahezu gesamte Stadtgebiet in acht Minuten abdecken könnte.
Anfang 2009 hatte der Stadtrat eine Analyse der infrage kommenden Standorte in der City in Auftrag gegeben. Das

Ergebnis hat Feuerwehrdezernent Thomas Egger am Dienstag seinem Ausschuss hinter verschlossenen Türen vorgestellt. Dem TV liegt das Gutachten vor. Dessen Ergebnis: Das Gelände Spitzmühle, zwischen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG) und Kleingarten-Anlage Trier-Ost, eigne sich am besten für die Hauptwache. Die übrigen potenziellen Standorte haben laut der Analyse von Stadtverwaltung und Feuerwehr zu viele Nachteile (siehe Extra).

Dabei ist ein Neubau an der Spitzmühle ebenfalls nicht unproblematisch. Für die Wache geplant sind entweder drei große, langgestreckte Gebäude oder ein Gebäuderiegel und ein zweiter großer Blockbau sowie rund 50 Stellplätze für Fahrzeuge. Benötigt werden dazu rund 10 500 Quadratmeter Baufläche. Dafür reicht der Parkplatz neben dem FWG jedoch nicht aus. Teile des Schulgeländes und der Kleingartenanlage Trier-Ost müssten in Beschlag genommen werden.Kleingärtner erheben Einspruch


Willi Eichhorn, Geschäftsführer des Trierer Stadtverbands der Kleingärtner, erfährt davon im Gespräch mit dem TV - und ist nicht begeistert: "Als vor acht Jahren die Spitzmühle das erste Mal ins Gespräch kam als möglicher Feuerwehrstandort, haben wir Einspruch eingelegt. Seitdem haben wir nie wieder etwas gehört und gedacht, die Sache sei vom Tisch." Nach den bislang groben Bauplänen würden wohl 15 bis 20 der insgesamt 156 Kleingärten der Wache zum Opfer fallen. "Das wäre schmerzlich für uns, ja. Aber noch mehr sorgen wir uns über die klimatischen Probleme, die ein so großer Gebäudekomplex an dieser Stelle für die Stadt bedeuten würde", sagt Eichhorn.

Tatsächlich steht auch im städtischen Gutachten, dass die Grünanlage eine "wichtige Frischluftversorgung für die Kernstadt - auch im Bezug auf die Immissionsbelastung" ist. Es müsse daher geprüft werden, ob die Hauptwache dort "klimaökologisch vertretbar" wäre. "Ich kann mir das jedenfalls nicht vorstellen", sagt Eichhorn. "Als man in den 1970ern die Umgehung für Olewig durch die Kleingärten bauen wollte, ist das schließlich daran gescheitert, dass diese Grünschneise wichtig für die Kaltluftzufuhr in die City ist - der Bau der Straße musste damals in letzter Minute gestoppt werden."

Doch nicht nur die Kleingärten, auch der Sportplatz des benachbarten Gymnasiums ist im Weg. Das Gutachten macht zwei Lösungsvorschläge für das Platzproblem. Erstens: Die Park- und Stellflächen der Feuerwehr werden unter einem Parkdeck errichtet, auf dessen Dach der Sportplatz dann neu gebaut wird. Zweitens: Der Sportplatz wird von der Schule weg in die Nähe des Kandelbachs verlegt. Die Schüler müssten zum Sportunterricht dann allerdings einmal um das komplette Feuerwehrgelände herumlaufen. Dazu kommt die Störung des Schulbetriebs durch die täglichen Alarmeinsätze der Feuerwehr mit Sirene, Blaulicht und den entsprechenden Ein- und Ausfahrten der Rettungszüge.

Und auch archäologisch könnte die Spitzmühle mit Überraschungen aufwarten. Das Areal liegt direkt neben dem römischen Tempelbezirk im Altbachtal, in Nähe des Amphitheaters und über den römischen Wasserleitungen, die in der Antike vom Herrenbrünnchen in die City verliefen.Extra

Außer der Spitzmühle wurden folgende Areale für den Bau der neuen Feuerwache geprüft: Gelände Ex-Polizeipräsidium, Südallee: Mit 9600 Quadratmeter zu klein (Bedarf: 10 500 Quadratmeter). Keine Erweiterungsmöglichkeiten. Das Gefälle im Gelände würde laut Gutachten Rampen notwendig machen, die eine Alarmausfahrt behindern könnten. Hohe Kosten, weil das Grundstück dem Land abgekauft und die bestehenden Gebäude abgerissen werden müssten. ART-Gelände Löwenbrückenerstraße: Größe ausreichend, allerdings hat die Stadt das Areal im neuen Bebauungsplan bereits als Wohn- und Gewerbegebiet vorgesehen. Barbara-Ufer: Laut Gutachten kommt ein Neubau oder die Sanierung der Wache am jetzigen Standort Barbara-Ufer nicht infrage: Die Höhenstadtteile können von dort nicht in der vorgeschriebenen Zeit erreicht werden. Das Grundstück sei zu klein, weil die benachbarte Tankstelle kein Interesse am Verkauf ihres Areals habe, sei eine Erweiterung nicht möglich. Außerdem seien Sanierung und Neubau im laufenden Betrieb "äußerst kritisch und kostenintensiv". woc

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort