Problem-Mieter lernen richtig wohnen

Seit Oktober 2008 läuft das Projekt "Trainingswohnen" der Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg. Die Verantwortlichen ziehen eine positive Anfangsbilanz.

Trier-Nord. (rm.) Familie Müller (Name geändert) gilt als hartnäckiger Problemfall. Die Eltern pflegten bisher sowohl mit der Nachbarschaft als auch mit Mietvertrags-Pflichten auf Kriegsfuß zu stehen und waren den vier Kindern alles andere als gute Vorbilder. Folge: Aus ihren letzten drei Wohnungen wurden die Müllers zwangsgeräumt und leben nun dort, wo "gesellschaftlicher Bodensatz" oft auf Dauer hängen bleibt: in einer unkomfortablen Behausung der Stadt. Nun gibt es einen Lichtblick. Die Müllers machen mit beim "Trainingswohnen" der Wohnungsgenossenschaft am Beutelweg (Wogebe). Ziel des in enger Zusammenarbeit mit der Stadt organisierten Projekts ist es, "Personen mit problematischem Miet- und Wohnverhalten" in eigenen vier Wänden zum Wohnen zu befähigen - vom sozialen Verhalten bis hin zum Zahlen der Miete.

Nach sieben Monaten "Trainingswohnen" (was mit "Wohntraining" besser beschrieben wäre) zieht Projektleiter Klaus Wenz eine positive Zwischenbilanz: "Wir haben ganz große Hoffnung, dass sich das Verhalten der Familie dauerhaft deutlich verbessert."

Die Müllers sind eine von 15 Teilnehmer-Familien (29 Erwachsene, 40 Kinder) des Projekts, das nach dem Prinzip des Förderns und des Forderns arbeitet. Das Wogebe-Team (Sozialpädagogen, Fachleute in handwerklichem und hauswirtschaftlichem Bereich) gibt praktische Hilfestellung bei der Bewältigung von Alltagsproblemen und zur Gestaltung eines Wohnumfeldes; im Gegenzug verpflichten sich die Teilnehmer vertraglich dazu, ihr Verhalten grundlegend zu ändern und Leistungen nicht nur in der eigenen Wohnung, sondern im Rahmen von Nachbarschaftshilfe auch für das gesamte Quartier zu erbringen. Wer den Anforderungen nicht gerecht wird, muss mit Sanktionen wie etwa der Zwangsräumung in eine schlechtere Wohnung rechnen. Mehrmals wöchentlich stehen Wogebe-Leute bei den Müllers auf der Matte, die sich wiederum offenbar bei der Ehre gepackt fühlen und "gute Fortschritte" machen.

Bis zu einem Jahr soll eine Familie im Wohnen trainiert werden, bei Bedarf auch länger. Die meisten Teilnehmer werden laut Prognose von Wogebe-Geschäftsführer Herbert Schacherer das Trainingsziel erreichen. Auf der Warteliste stehen bereits weitere Aspiranten. Bürgermeister und Sozialdezernent Georg Bernarding bezeichnet das bis Juni 2012 angelegte Programm als "sehr sinnvolle Sache" und die 1,1 Millionen Euro, die es kostet (zu 80 Prozent aus dem Programm Soziale Stadt finanziert), als Investition von hohem Wert. Man könne schon jetzt von einem "Gewinn für das Wohnen in Trier-Nord" sprechen

Die Beutelweg-Genossenschaft hat 450 einstmals städtische Wohnungen in ihrem Bestand. Von den insgesamt rund 45 000 Mitwohnungen, die es in Trier gibt, besitzt die Stadt 700 (vor allem in Trier-West und Mariahof); 1995 waren es noch doppelt so viele. Ein weiterer Verkauf in großem Stil ist laut Bernarding kein Thema, der Stadtrat treffe immer Einzelfall-Entscheidungen. Zuletzt trennte sich die Stadt von zwei Häusern in der Kürenzer Domänenstraße.

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