Schuhverrückt wie Imelda Marcos

Ein Großteil der mehr als 120 Schuhe, die ein Fuchs in Föhren von Terrassen und Hauseingängen in seinen Bau verschleppt hatte, ist wieder im Eigentum der Geschädigten. Der "Schuh-Basar" am Schloss wurde zum kleinen Volksfest.

Föhren. Der Fuchs mit dem Schuhtick - er ist nicht nur Dorfgespräch in Föhren (Kreis Trier-Saarburg), er hat mittlerweile bundes- und europaweit Schlagzeilen gemacht. Sogar die angesehene britische Zeitung "Independent" berichtet über die Füchsin aus der Eifel, die bereits mehr als 120 Schuhe aus Gärten und Hauseingängen geklaut und sie zu ihren Jungen in den Meulenwald gebracht hat. Das Tier wird in dem Artikel mit Imelda Marcos verglichen, der Gattin des ehemaligen philippinischen Diktators. Ihr wird nachgesagt, sie habe 2500 Paar Schuhe besessen.

Die Rückgabe der Schuhe an die rechtmäßigen Besitzer wurde am Mittwochabend am Föhrener Schloss zu einem regelrechten Event: Geschädigte, Schaulustige und Medienleute wohnten dem ungewöhnlichen Schuh-Basar bei, Graf und Gräfin Kesselstatt sorgten mit Bier und Bratwürsten für das leibliche Wohl.

Aus dem Urlaub - und die Schuhe sind weg



Nicht alle, deren Schuhe verlustig gingen, wurden fündig, aber viele. Sie konnten ihre leicht lädierten, aber durchaus noch tragfähigen Stiefel, Wanderschuhe oder Pantoffeln mitnehmen. So fand Ludwig Haller seinen Gummistiefel wieder ("Ich wollte den anderen schon wegwerfen") und Guido Kiemes seinen Turnschuh, der vor drei Wochen von der Terrasse verschwunden war und dessen Verlust er schon seinem Hund "Nero" ankreidete. Zwei Paare und drei einzelne Schuhe, die das sammelfreudige Tier verschleppt hat, machte Heidi Heinz ausfindig. Darunter ist auch ein roter Gartenclog, auf dem "Heidi" steht. "Die habe ich gekennzeichnet, weil schon andere Schuhe weggekommen waren." "Rekordhalter" dürfte die Familie Nilles aus dem Gartenfeld sein. 14 Schuhe vermisst die fünfköpfige Familie seit vergangenem Jahr Ostern. "Die ersten Schuhe kamen aus einem Gartenschuppen weg, als wir in Frankreich im Urlaub waren", erzählt Sohn Johannes Nilles.

Fuchs gesichtet: "Ein toller Kerl"



Einer der wenigen, die bisher den vierbeinigen Dieb zu Gesicht bekommen haben, ist Peter Glasner. "Es war vor vier Wochen, als ich ihn beim Frühstück draußen auf der Terrasse gesehen habe - ein toller Kerl." Und offenbar ist der Fuchs mit einem kräftigen Gebiss ausgestattet, denn er schaffte es, den schweren Sicherheits-Waldarbeiterschuh, Größe 49, des Zwei-Meter-Manns wegzutragen.

Auffällig bei den Schuhen ist, dass viele Schuhriemen zerbissen sind. "Offenbar sind die Bändelchen als Spielzeug für die Jungen gedacht gewesen", meint Reichsgraf Rudolf von Kesselstatt. "Und an Käse waren sie auch interessiert", kommentiert er scherzhaft die Tatsache, dass auffällig oft die Einlegesohlen zerknabbert waren.

Gesundheitliche Gefahren, wie etwa eine Übertragung des Fuchsbandwurms, braucht man nach Einschätzung von Revierleiter Rolf Willerscheidt, dem Entdecker der Beutehöhle, beim Tragen der Schuhe nicht zu befürchten: "Dann dürfte man ja auch nicht mehr in den Wald gehen."

Konsequenzen aus ihrer Sammelleidenschaft braucht die Fuchsfamilie übrigens nicht zu befürchten. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es mit dem Klauen weitergeht", sagt Graf Kesselstatt. Der schuhverliebte Fuchs werde weder erschossen noch vertrieben. Also werden sich die Föhrener wohl daran gewöhnen müssen, abends ihre Schuhe in Sicherheit zu bringen

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