Schwelgen in Erinnerungen

TRIER. Mit einem ruhigen, gediegenen Sommerfest feierte die Tuchfabrik Trier ihr 20-jähriges Bestehen. Bei mediterranen Temperaturen herrschte in der stimmungsvollen Atmosphäre des Innenhofes genau das richtige Klima, um Erinnerungen Revue passieren zu lassen.

Grilldüfte wehen über den Platz, unter Sonnenschirmen sitzen plaudernde Grüppchen, das Bier wird im Akkord gezapft. Es geht familiär zu, fast wie auf einem Straßen- oder Dorffest, wo jeder jeden kennt. Und doch, die "Familie", die sich zum Jubiläums-Sommerfest der Tufa eingefunden hat, ist groß, sehr groß und bunt. Da pilgern die Kunstinteressierten, die an diesem Abend Vernissagen oder eine Klangimprovisation erleben möchten. Da kommen Neugierige, die nach Gesichtern aus den alten Zeiten Ausschau halten. Und da sind natürlich die, die der Tufa 20 Jahre die Treue gehalten haben, ob als Aktive oder Besucher. Für sie, die 1985 zwischen Ende 20 und Anfang 40 Jahre alt waren, hat die Gründung des Kultur- und Kommunikationszentrums Tufa damals eine große Lücke im Angebot der Stadt geschlossen: "Eine Alternative zum normalen Kulturbetrieb", sagt Ulrike Brenner, eine Besucherin. "Die von Anfang an angenommen wurde, obwohl es für das provinzielle Trier etwas ganz Neues war", ergänzt ihre Tischnachbarin Helga Schneider, die dort immer gleichgesinnte Freunde getroffen hat. Ulrike Brenner erinnert sich besonders gern an die Anfangszeiten der Kulturwerkstatt. "Das war eine richtig alternative Kunstszene." War? Ja, inzwischen sei sie assimiliert und damit kein Forum mehr für Kreative außerhalb des professionellen Kunstbetriebes. Nach wie vor schätzt sie die Tufa als Dach für Vereine, schließlich war sie selbst eine der ersten im Frauenverein. "Unsere Frauenverein-Porträts wurden damals in der ,Katz' als witzige Heiratsanzeigen gebracht", schmunzelt Ulrike Brenner. Während sie erzählt, wehen auch von den umliegenden Tischen Gesprächsfetzen herüber, die sich um Erlebnisse und Erinnerungen der vergangenen Jahre ranken. Neue Holzfiguren über dem Eingang

Nostalgie ist angesagt. Dazu passend ist im Hintergrund gediegener, melodischer Live-Jazz zu hören. "Eine schöne Stimmung", schwärmt Geschäftsführerin Gisela Sauer beim Rundgang durch den dämmrig beleuchteten Hof. "Wir sollten jedes Jahr so ein Fest veranstalten." Dann verschwindet sie wieder in der Menge, in der weitere bekannte Gesichter auszumachen sind. Thomas Schmitt vom Jazzclub zum Beispiel oder Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink, der auch persönliche Erinnerungen mit dem Kulturzentrum verbindet: "Ich bin hier mal mit der Capella Treverensis aufgetreten. Bei einer Veranstaltung der édtion trèves haben wir Vivaldis Vier Jahreszeiten gespielt." An diesem Abend gibt es vermutlich nur zwei Gestalten, die von Erinnerungen ausgenommen sind: die neuen hölzernen Fassadenfiguren von Britta Deutsch, die nun über dem Eingang zum Großen Saal thronen. Ein bisschen wie Wächter, die die Entwicklung des bunten Kulturkosmos' sorgsam im Auge behalten wollen.

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