Stadt stellt Winterdienst um

Trier · 2500 Tonnen Salz, ein Winterdienst in zwei Schichten und klare Prioritäten bei der Straßenräumung: Der Schnee ist da, die Stadt ist bereit. Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) erläutert, welche Konsequenzen die Verwaltung aus den Beschwerden der Trierer Händler im harten Winter vor zwei Jahren gezogen hat.

Trier. Die Stadtverwaltung hat eine streng geheime Prioritätenliste, mit der sie die Reihenfolge der Straßenräumungen regelt - das ist ein urbaner Mythos, sagt die Chefin des Trierer Baudezernats. "Natürlich gibt es Prioritäten. Es ist aber ein Irrglaube, dass wir eine Liste hätten, an die wir uns bei Schneefall sklavisch halten und die grundsätzlich regelt, welche Straße früher und welche später drankommt", erklärt Simone Kaes-Tor chiani.
Diese Prioritäten sind klar: Hauptverkehrsstraßen und Uferbereiche wie die Zurmaiener Straße, Gefällstrecken, wichtige Bustrassen und Knotenpunkte zu den Höhenstadtteilen wie die Kohlenstraße stehen bei starkem Schneefall ganz oben auf der Räumliste. "In reine Wohnstraßen fahren wir als Allerletztes." Tiefbauamt, Grünflächenamt und Sportamt leisten gemeinsam den Winterdienst. "Eben alle, die mit einer Schaufel umgehen können", so die Baudezernentin.
Diese nicht zu 100 Prozent ernst gemeinte Bemerkung liegt näher an der Realität, als man glauben könnte. Der auch in der Trierer Tallage unerwartet schneereiche Winter von 2010 wurde schnell zum Personalproblem für die Verwaltung. "Damals war es noch Praxis, externe Unternehmer zu beteiligen."
Mit Salzsack und Schaufel


Deren Leute räumten dann mit Salzsack und Schaufel per Hand, stadtweit waren mehr als 150 im Einsatz. Ein extrem harter Job - weshalb die Stadt ein Jahr später kaum noch Interessenten dafür fand. "Wir haben auch versucht, Studenten dafür zu gewinnen. Kein Mensch hat sich gemeldet", sagt Kaes-Torchiani.
Dieses Szenario soll sich nicht wiederholen - die Stadt hat ihren Winterdienst komplett umgestellt. Weg vom Schaufeln und Streuen per Hand, weg von den externen Helfern. In zwei Schichten nehmen die Mitarbeiter der drei betroffenen Ämter den Schnee in Angriff, koordiniert vom Stadtreinigungsamt. Dessen Leiter Bernd Steil erklärt: "Wir sind in zwei Schichten mit je 64 Mann unterwegs, aufgeteilt in neun Kolonnen."
Schicht eins startet um fünf oder bei extrem schwerem Schneefall auch um vier Uhr und räumt bis 13 Uhr, anschließend tritt Schicht zwei von 13.30 bis 21 Uhr an. "Wir haben dabei immer ein Ohr am Wetterdienst, um auf Extremlagen vorbereitet zu sein", betont Steil. Kündigt sich eine Schneefront an, werden die Mitarbeiter am Vortag in Bereitschaft versetzt.
Im Lager liegen 1500 Tonnen Streusalz, 1000 weitere Tonnen stehen auf Abruf bereit. Beide Schichten setzen Kleinschlepper ein - kleine Traktoren. Steil: "Das geht schneller und spart Personal." So will die Stadt ihre gesetzliche Pflicht erfüllen: die Verkehrssicherheit ihrer Straßen zwischen 7 und 21 Uhr.
Doch ein an Konflikten reicher Raum bleibt übrig: die Innenstadt. 2010 hagelte es Beschwerden vonseiten der Händler, die Stadt habe zu schlecht oder zu spät oder überhaupt nicht geräumt. "Wir haben uns geeinigt", sagt Kaes-Torchiani. "Die Stadt räumt den Schnee aus dem Weg und schiebt ihn an eine bestimmte Stelle, die Händler organisieren und beauftragen seinen endgültigen Abtransport." 2010 hat die Stadt den Schnee bei der Räumung der Innenstadtstraßen direkt vor die Läden geschoben, wo er vom Lieferverkehr wieder verteilt und festgefahren wurde - das soll sich nicht wiederholen.

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