Trauer um die Trauerweide

Ein imposantes Stück Palastgarten ist nicht mehr: Die Stadt hat die Trauerweide am Weiher gefällt. Der mehr als 90 Jahre alte Baum war wegen Pilzbefalls nicht mehr zu retten.

Trier. Es war ein langes Siechtum. Bereits im Juni 2002 berichtete der TV vom Pilzbefall der Trauerweide im südlichen Palastgarten. Damals schnitten Mitarbeiter des städtischen Grünflächenamts den Baum stark zurück. So sollte verhindert werden, dass der morsche Stamm bei Sturm auseinander bricht.

Die Mission war erfolgreich. Frei nach dem Motto "Totgesagte leben länger" führte die damals schon fast 90 Jahre alte Trauerweide alle Prognosen zu ihrer restlichen Lebensdauer ad absurdum.

Totgesagte lebte länger



"Wir gingen zunächst von drei bis maximal vier Jahren aus", erinnert sich Grünflächenamts-Chef Franz Kalck (59). "Aber der Baum hielt sich wacker." Auch dank weiterer Rückschnitt-Aktionen, die das Gewicht der Krone reduzierten und damit den Stamm entlasteten. Die fortschreitende Fäulnis, ausgelöst durch den Schädlingspilz Schwefelporling, ließ sich aber weder stoppen noch eindämmen.

"Nachdem wir einige Jahre lang beide Augen zugedrückt haben, mussten wir jetzt schweren Herzens handeln. Die Standsicherheit war in höchstem Maße gefährdet", begründet Franz Kalck die "nicht mehr weiter aufschiebbare" Fäll-Aktion. Die fand am vergangenen Freitag statt, vor den Augen vieler entsetzter Passanten. Damit hat der Palastgarten eines seiner imposantesten Gewächse und auch beliebtesten Fotomotive verloren: Die Trauerweide mit dem Ensemble aus Kurfürstlichem Palais und Konstantin-Basilika im Hintergrund - oder in entgegengesetzter Richtung mit den Kaiserthermen - war sowohl für Touristen als auch für Einheimische ein Hingucker quer durch alle Jahreszeiten.

Für Ersatz war bereits 2002 gesorgt worden. Im Herbst nach der damaligen Rückschnittaktion pflanzte das Grünflächenamt neben der alten eine junge Weide. Jetzt, nachdem sie aus dem Schatten des alten Baumes "herausgetreten" ist, werde sie sich noch besser entwickeln als in den vergangenen acht Jahren, schätzt Franz Kalck. Bis zur Top-Fotomotiv-Reife dürften allerdings noch einige Jahrzehnte ins Land gehen. Trauerweiden können an günstigen Standorten (wie im Palastgarten) mehr als 100 Jahre alt werden - sofern kein Schädlingsbefall dazwischen kommt.

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