Verblüffende Assoziationen: Ken Yamamoto liest in der Tufa

Vor rund 100 Zuhörern ist der Dichter Ken Yamamoto im kleinen Saal der Trierer Tuchfabrik (Tufa) aufgetreten. Der Sprach- und Sprechkünstler stellte sich mit seinen Sprechgedichten in der Lesereihe "Bemerkenswert!" vor.

Trier. (itz) "Ich lausche meinen Erinnerungen, ich reise mit ihnen in menschliche Abgründe." So charakterisiert Ken Yamamoto seine Gedichte. Er ist einer der jungen, deutschsprachigen Autoren, die der Verein Selbstredend jeden Monat in der Tufa in Trier vorstellt.

In seinen Gedichten spricht er über Liebe, Gefühle, Hoffnungen und Ängste. Sie leben von Sprachwitz und verblüffenden Assoziationsketten. So enttäuscht im Liebesgedicht "Metaphern" der Ich-Erzähler die Erwartungen seiner Freundin. Sie erwartet von ihm Spontaneität, empfindet aber sein spontanes Handeln als planlos.

Sich selbst bezeichnet Ken Yamamoto als "Spoken Word Poet". Er sieht sich als Dichter, doch der mündliche Vortrag ist für ihn entscheidend. Damit steht er in der Tradition der Poetry Slammer, die mit gesprochenen Gedichten gegeneinander antreten.

Es sei ein großer Unterschied, Wort- oder Tongedichte zu schreiben, erklärt Yamamoto in Trier. Tongedichte wirkten unmittelbarer und setzten stark auf Spracheffekte. Der Zugang zu Papiergedichten sei häufig schwieriger und brauche mehr Zeit.

Geboren wurde Ken Yamamoto 1977 in Paris und lebt seit 2004, nach einem abgebrochenen Kunstgeschichts- und Archäologiestudium, als freier Autor in Mainz. An Haupt- und Realschulen bietet er für Schüler regelmäßig Schreibwerkstätten an.

In seinem neuesten Projekt tritt er vor Alzheimer-Kranken auf und bindet sie durch Improvisationsspiele ein. Wenn ein Patient auf ein Gedicht reagiere, weil es seine Erinnerungen wecke, seien das für ihn tief bewegende Momente, erzählt Ken Yamamoto. Die Zuhörer in Trier verabschiedeten ihn mit viel Applaus.

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