Von der Bohle bis zum Hurenkind

Trier · Das sogenannte Fachchinesisch von Experten zu verstehen, fällt dem Laien manchmal schwer. Dabei haben es manche Fachbegriffe sogar in die Alltagssprache geschafft. Andere Ausdrücke bringen den Außenstehenden beim ersten Lesen ins Grübeln - oder zum Schmunzeln.

 TV-Foto: Anke Scholz

TV-Foto: Anke Scholz

Trier. Konditor, Optiker, Journalist oder Schuhmacher - jeder Beruf ist anders, und doch haben alle Berufsgruppen eines gemeinsam: Die Vertreter jedes Faches verwenden eine spezielle Sprache, die ein Laie nicht versteht. Spricht ein Schreiner beispielsweise von einer Bohle, meint er damit ein langes und dickes Holzbrett, das noch unverarbeitet ist.
TV-Serie Fachchinesisch


Wenn der Journalist das Wort Aufmacher in den Mund nimmt, meint er damit keineswegs einen Dosenöffner, sondern vielmehr den wichtigsten Text auf einer Zeitungsseite. Solche und andere besonderen Ausdrücke aus den verschiedensten Berufsständen nimmt der Trierische Volksfreund in der Serie "Fachsprachen" unter die Lupe.
Die speziellen Begriffe haben durchaus ihre Daseinsberechtigung, auch wenn sie auf den Laien erst mal wie Fachchinesisch wirken. "Fachsprachen sind dazu da, dass sich Fachleute exakt und präzise unterhalten können", sagt Anne Sarah Jahr, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Älteren deutschen Philologie an der Universität Trier.
Oft würden sich die Experten eines speziellen Wortschatzes bedienen, in anderen Fällen haben die Begriffe aber auch nur eine andere Bedeutung als in der Alltagssprache.
Das trifft zum Beispiel auf den Begriff Hurenkind aus der Drucktechnik zu. Dabei ist nicht etwa der Nachwuchs einer Prostituierten gemeint, sondern eine einzelne, letzte Zeile eines Absatzes, die am Anfang einer neuen Seite oder Spalte steht.
Wissenschaftler wie Anne Sarah Jahr erkennen in den Fachsprachen auch einen soziokulturellen Aspekt, weil die Ausdrücke für eine Abgrenzung sorgen. "Unter den Fachleuten sorgen sie für ein verbindendes Element, nach außen hin grenzen sie dafür ab", sagt Jahr. Sie hat sich auf diesen Forschungsstrang der Sprachwissenschaften konzentriert und vergleicht in ihrer Doktorarbeit die Architektursprache in Italien und Deutschland.
Auch den Trierischen Volksfreund haben die Fachsprachen gepackt. In den kommenden Tagen erscheint jeweils ein Teil dieser Reihe. Heute lesen Sie, welche Begrifflichkeiten Schuhmacher verwenden.

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