Natur Eine Ameise als Waldführer

Trier · Entdeckungstour im Wald: Der erneuerte Waldlehrpfad Ameisenstraße im Weißhauswald wurde eingeweiht und soll Besuchern das Leben im Forst näherbringen.

 Getestet und für gut befunden: Lias, Lucas, Mia-Jolie und Theo (von links) von den Waldpänz toben sich auf der Ameisenstraße aus.

Getestet und für gut befunden: Lias, Lucas, Mia-Jolie und Theo (von links) von den Waldpänz toben sich auf der Ameisenstraße aus.

Foto: TV/Jan Söfjer

Als er sechs Jahre alt war, war Andreas Ludwig mit der Grundschule im Wald. Ein Förster hat den Kindern die dortige Flora und Fauna erklärt und über Geschichten und Sagen des Waldes erzählt. „Das ist mir in lebhafter Erinnerung geblieben“, sagt Ludwig.

Nun hat der Bau- und Umwelt-Dezernent selbst Kindern vom Wald erzählt, genauer gesagt vom neu gestalteten Waldlehrpfad im Weißhauswald, Ameisenstraße genannt. Sie erklärt Bäume, Sträucher und Tiere des Waldes und ergänzt damit, neben dem Haus des Waldes und dem Wildgehege, das der Pfad umschließt, das Umweltbildungsangebot im Trierer Stadtwald.

Am Mittwoch wurde der 2,4 Kilometer lange Weg eröffnet und von Kindern des Waldkindergartens Waldpänz und der Grundschule Biewer direkt mit einem Wald-Quiz getestet. So sollten sie etwa jeweils eine Eichel, ein Buchenblatt und drei Kiefernadeln sammeln und beantworten, was Ziegen besonders gut können oder wobei die Schlammsuhle den Schweinen hilft.
Keine Herausforderung für die Kinder des Waldkindergartens, verbringen sie doch jeden Tag auf dem Gelände. „Die Kinder bekommen auch Aufträge von der Försterin, etwa Kastanien für Wildschweine oder Äste für Igelburgen zu sammeln. Als Belohnung bekommen sie Futter für die Tiere“, sagt der Leiter des Kindergartens, Stefan Stifano Esposito. Theo (5) gefällt das, denn er ist gerne im Wald und mag die Blätter im Herbst. Für Mia-Jolie (5) ist es ein großer Spielplatz und Lias (6) findet den „Ameisenbaum“ besonders interessant, in dem Waldameisen ihren Bau haben. Sie sind es auch, die dem Pfad ihren Namen gaben. Die Revier-Försterin für Weißhaus-Pfalzel, Kerstin Schmitt, erklärt warum: „Wie schnell tritt man mal auf eine Ameise?“ Sie scheinen nicht so wichtig zu sein, aber gehören doch genauso zum Wald wie große Tiere. Am Beginn des Waldlehrpfades am Haus des Waldes steht deswegen symbolisch die mannshohe Ameisenskulptur Anni, die von Johannes Peters gebaut wurde. Das Ameisenlogo entwarf Teresa Habild.
„Die Ameisenstraße soll auch Kindern, die nicht viel in der Natur sind,
etwas bieten und ihr Interesse wecken“, sagt Schmitt. Die Sensibilisierung für den Wald hält auch der Direktor des Landesforstamtes, Gundolf Bartmann, für wichtig. „Der Wald ist durchaus in Gefahr, etwa durch den Klimawandel“, sagt er. Während der frühere, kleinere Waldlehrpfad eher der Baumbestimmung diente, sei der neue ein
Entdeckungspfad mit künstlichen Ameisenhaufen und an Zäunen hängenden Holzmasken von Waldgeistern, denn der Wald, so Schmitt, sei immer auch ein Ort der Mythen und Legenden gewesen.

Daneben gibt es im Wildgehege natürlich unter anderem Muffelwild, Wildschweine und Esel zu sehen. Durch die Renovierung des Weges ist dieser auch einfacher zu gehen und passierbar mit Kinderwagen. Die Ameisenstraße ist öffentlich zugänglich und kostenlos, eine gute Freizeitaktivität für Familien. Und so schaute am Mittwoch auch direkt eine Familie mit einem Kinderwagen vorbei. Ein Touristenpärchen, das Urlaub in Trier macht und sich überlegt hat, was man mit einem Kind unternehmen könnte.

Winfried Manns, der Vorsitzende des Waldbauvereins Trier-Saarburg, ist von dem Konzept überzeugt. Auch deshalb hat sich sein Verein mit 9000 Euro an den Kosten des neuen Pfades in Höhe von 20 000 bis 25 000 Euro
beteiligt (die Jagdgenossenschaft gab mehr als 5000 Euro). „Es gibt heute viele Menschen, die nicht mehr über den Wald Bescheid wissen“, sagt Manns. Die Ameisenstraße soll das ändern.

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