Weißes Dinner muss umziehen
Trier · Das hatte sich Organisator Georg Heinen so schön vorgestellt: Hunderte weiß gekleideter Menschen tafeln am Samstag, 9. August, an weißen Tischen auf dem Hauptmarkt. Doch die Stadtverwaltung hat einen dicken schwarzen Strich durch die "Weißes Dinner"-Pläne in Triers guter Stube gemacht. Jetzt weicht die Ganz-in-Weiß-Aktion auf den Viehmarkt aus.
Trier. Weiße Dinner sind in. Freiluft-Picknicks mit vorgegebenem farblichem Dresscode gibt es in vielen großen Städten der Republik, in Hamburg und Köln in diesem Jahr bereits zum fünften Mal und mit stetig wachsender Teilnehmerzahl. "Das kriegen wir doch auch in Trier hin", sagte sich Georg "Schorsch" Heinen (49) und hatte auch bald einen passenden Termin (Samstag, 9. August) und einen Veranstaltungsort (Hauptmarkt) auserkoren.
Keine verbindliche Zusage
Dumm nur: Es gab keine verbindliche Zusage aus dem Rathaus, und am Dienstagabend kam per E-Mail die Nachricht, dass der Hauptmarkt als Veranstaltungsort nicht infrage kommt. "Dort gilt eine Sondernutzungssatzung, die keine Ausnahmen zulässt", lautet der Tenor der Absage.
Heinen, sonst stets zu Scherzen aufgelegter Erzkarnevalist (und Organisator des Trierer Rosenmontagszugs), verging daraufhin das Lachen: "So ein Mist. Die Organisation läuft längst auf Hochtouren. Ich bekomme die Chose doch gar nicht mehr gebremst."
Muss er auch nicht. Die beiderseitigen Rettungsversuche von Rathaus ("Wir begrüßen die Veranstaltung, aber der Hauptmarkt ist tabu") und Heinen führten am späten Mittwochnachmittag zu einem Kompromiss: Das Weiße Dinner steigt am Samstag, 9. August, von 18 Uhr bis 24 Uhr auf dem Viehmarkt.
Auf der Vorgeschichte will Heinen "nicht mehr herumreiten. Es gab da wohl ein Kommunikationsproblem."
Das, so erklärt Rathaus-Pressesprecher Hans-Günther Lanfer auf TV-Anfrage, resultiere vor allem aus der mehrmonatigen Erkrankung des zuständigen Sachbearbeiters. Der ist nun wieder im Dienst und hat den im Mai gestellten offiziellen Genehmigungsantrag geprüft - und entsprechend der Sondernutzungssatzung abschlägig bewertet. Lanfer räumt ein, dass es "zwischenzeitlich Signale aus dem Rathaus an Herrn Heinen gegeben hat, die in eine andere Richtung interpretiert werden könnten. Aber es gab keine rechtsverbindliche Zusage".
Nichtsdestotrotz war Heinen stets auf den Hauptmarkt fixiert und posierte dort auch schon für den TV und das Pinnwand-Team des Offenen Kanals. Selbstverständlich stilecht ganz in Weiß.
Nachdem der 49-Jährige am Mittwoch "lange schwarz gesehen hat für das Weiße Dinner", gibt er sich nun wieder kämpferisch. Die Premiere auf dem Viehmarkt solle ein voller Erfolg werden, um die Veranstaltung in den kommenden Jahren in Serie gehen zu lassen.
Heinen rechnet für den Anfang mit rund 400 Teilnehmern, darunter einige Leute, die bei dieser Gelegenheit ihren Geburtstag feiern. "Alles ist selbst mitzubringen von der Schüssel über Stühle und Tisch, und alles muss weiß sein, ebenso die Kleidung", betont Heinen.
"Kostenlos und unkommerziell"
Einzige Ausnahme: "Die Schuhe dürfen andersfarbig sein, und Rotwein ist natürlich ebenfalls gestattet." Und hinterher ist jeder für die Entsorgung seiner Abfälle zuständig.
Die Veranstaltung ist nach den Worten Heinens "kostenlos, unkommerziell und unpolitisch".
Weitere Infos im Internet unter weisses-dinner-trier.de
Möglicherweise ist dort noch der Hauptmarkt als Veranstaltungsort angegeben. Heinen am Mittwochabend: "Eigentlich müsste ich nach der ganzen Aufregung jetzt erst mal nach der Per-Mertesacker-Methode verfahren: Drei Tage in der Eistonne erholen und dann weitermachen. Aber ich werde die Homepage baldmöglichst aktualisieren."
