Wenn der Dozent der Jüngste im Saal ist

Trier · Sie sind entspannter und haben mehr Freude am Lernen: Der freischaffende Historiker Professor Frank Hirschmann beobachtet bei Seniorenstudenten viele Unterschiede im Vergleich zu jüngeren Kommilitonen.

Trier. Im Normalfall lauschen Professor Frank Hirschmann, der an den Universitäten Trier und Heidelberg Mittelalterliche Geschichte und Geschichtliche Landeskunde lehrt, junge Studierende. In seiner Vorlesung "Orden und Klöster im Mittelalter" sitzen dagegen ausschließlich Seniorenstudenten. Mit seinen 58 Jahren ist Frank Hirschmann der Jüngste im Seminarraum. Das störe ihn nicht, im Gegenteil, sagt Hirschmann: Er profitiere davon. "Jeder der Seniorenstudenten hat viel gesehen. Wenn ihnen etwas zum Thema einfällt, erzählen sie gerne", sagt der Historiker.
Er habe das Gefühl, dass die Seniorenstudenten der Vorlesung entspannter folgten und mehr Spaß am Lernen hätten. Die jungen Studenten stünden aufgrund von Prüfungen oft stark unter Druck und könnten sich weniger auf den Stoff konzentrieren.
Häufiger als in üblichen Vorlesungen gibt es Nachfragen, die Vorlesung ist interaktiver - ein Luxus, der im normalen Uni-Alltag kaum möglich ist. Frank Hirschmann gefallen die Motivation und die Aufmerksamkeit der Studenten: "Alle sind freiwillig hier und geben mir Feedback."
Trotz des Altersunterschieds haben alle Seniorenstudenten Respekt vor dem Dozenten und sind mit Begeisterung dabei: "Sie interessieren sich sehr für das Thema und bezahlen sogar Geld, damit sie mir zuhören können. Das ehrt mich schon."
Er unterrichte Seniorenstudenten genauso wie normale Studenten, sagt der Dozent. Das große Vorwissen der Seniorenstudenten erleichtere ihm aber das Unterrichten. Vielleicht kommt es so sogar vor, dass ein Professor noch von seinen Studenten lernt.
Lena Mehren

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort