Asyl „Wir sind angekommen“

Unter diesem Motto haben Migrantinnen in der Kreisverwaltung Trier-Saarburg von ihren erfolgreichen Integrationsprozessen berichtet - dabei hatten sie es nicht immer leicht.

 Im Anschluss an die Veranstaltung wurden den zugewanderten Ehrengästen von den Organisatoren des Landkreises Blumen überreicht.

Im Anschluss an die Veranstaltung wurden den zugewanderten Ehrengästen von den Organisatoren des Landkreises Blumen überreicht.

Foto: Carl Philipp Gierlich

Das Thema Flüchtlinge beherrscht derzeit wieder die politische Debatte in Berlin. In der Kreisverwaltung Trier-Saarburg ging es bei einer Veranstaltung um Positivbeispiele zu Einwanderung und Integration. Neuankömmlingen sollten damit Vorbilder geboten werden. Weg von der abstrakten politischen Diskussion luden die Organisatoren im Rahmen der Wanderausstellung „100 Jahre Frauenwahlrecht“ fünf von insgesamt 7000 Migrantinnen des Landkreises ein, die von sich selbst sagen, in Deutschland angekommen zu sein.

Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, wie Gisela Krämer, Migrationsbeauftragte des Kreises, gleich zu Beginn klarstellte. Man müsse Einwanderern die Hand reichen, allerdings könne man auch erwarten, dass diese „es annehmen und offen werden“. Auch die Vorsitzende des Migrationsbeirats, Mihaela Milanova, betonte die Vielschichtigkeit des Integrationsprozesses. Der sei eben nicht abgeschlossen, wenn man zwar die Sprache einigermaßen beherrsche, aber als Putzhilfe arbeite. An die Zugewanderten appellierte sie: „Bitte nehmt nicht an, dass Integration einfach ist. Es ist etwas sehr Persönliches.“

Im Anschluss wurde der Film „Töchter des Aufbruchs“ von Uli Bez gezeigt. Die Filmemacherin porträtiert darin gut integrierte Frauen, die in den 60er Jahren als Gastarbeiterinnen gekommen waren. Sie alle verbinden vor allem zwei Dinge: der Mut, ihr Heimatland für eine bessere Zukunft zu verlassen und ein ausgeprägter Zweckoptimismus, mit dem sie auch schwierige Situationen weggesteckt haben. Die gab es nämlich zuhauf, wie der Film nicht verschweigt. Deutsche Arbeiter sahen in ihnen eine Konkurrenz. Eine Dame erzählt von den Vorbehalten, die die Grundschullehrerin ihrer Tochter trotz deren guten Noten hatte. „Sie sind doch als Putzfrau hergekommen, warum sollen Ihre Kinder dann aufs Gymnasium?“ fragte sie.

Von solchen Problemen berichteten auch die Migrantinnen, mit denen die Migrationsbeauftragte kurze Gespräche führte. Fünf Frauen aus fünf Ländern, die auf fünf komplett verschiedene Lebensläufe zurückblicken. Eine Frau führte die Liebe nach Deutschland, eine weitere das Studium. Eine dritte fand im Rahmen der Zusammenführung russland-deutscher Familien den Weg in den Kreis Trier-Saarburg, Eine andere kam, da ihre Eltern in den Siebzigern als Gastarbeiter nach Deutschland reisten und hier geblieben sind.

So unterschiedlich wie ihre Beweggründe waren auch die Erlebnisse der Frauen nach ihrer Ankunft: Gamze Michels, Tochter türkischer Gastarbeiter, schwärmte von ihrer Schulzeit, obwohl sie ohne Deutschkenntnisse in die vierte Klasse kam. Durch Einzelunterricht und engagierte Lehrer habe sie einen „supertollen Start“ gehabt. Vathsaladevi Kathiravelauthan hatte es hingegen deutlich schwieriger. Sie kam erst als Erwachsene aus Sri Lanka, da ihr Mann, ebenfalls von der südasiatischen Insel stammend, sich hier etwas aufgebaut hatte. Doch auch sie erzählt stolz von ihrer Tochter, die aller Voraussicht nach in zwei Jahren Abitur machen wird.

In den Gesprächen wurde deutlich, dass hinter jedem Neuankömmling eine ganz individuelle Geschichte steckt, die sich äußerlich oft nicht erahnen lässt. Und doch haben alle diese Frauen, die aus der ganzen Welt zu uns gekommen sind, eines gemeinsam.  An diesem Tag standen sie nebeneinander in der Kreisverwaltung und zogen gemeinsam das Fazit, dass sie nach einem langen Weg in Deutschland angekommen seien.

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