Wünsche: Bürgerbus und betreutes Wohnen

Großes Interesse in der Fidei an der Entwicklungsstudie der Uni Trier für die Gemeinde Zemmer: Etwa 100 Bürger informierten sich am Mittwochabend in der Fideihalle über die Ergebnisse und beteiligten sich aktiv in Arbeitsgruppen.

 Studentin Julia Goerke beim Verteilen von Kärtchen für die Arbeitsgruppe „Zemmer“. Die Bürger sollen Stärken und Schwächen ihrer Gemeinde aufschreiben.TV-Foto: Albert Follmann

Studentin Julia Goerke beim Verteilen von Kärtchen für die Arbeitsgruppe „Zemmer“. Die Bürger sollen Stärken und Schwächen ihrer Gemeinde aufschreiben.TV-Foto: Albert Follmann

Zemmer. Stadtplaner Christian Muschwitz von der Uni Trier war positiv überrascht: Trotz winterlicher Witterung waren am Mittwochabend etwa 100 Bürger in die Fideihalle gekommen, um erste Ergebnisse der Entwicklungsstudie zu erfahren, die Muschwitz und seine Studenten zur Mehrortsgemeinde Zemmer zusammengetragen haben.

Doch das Füttern mit Zahlen und Fakten zu den Themenbereichen Demografie, Wohnen, Versorgung, Mobilität und Freizeit war nur der erste Teil des Bürgerabends. Anschließend bildeten die Teilnehmer vier Arbeitsgruppen, aufgeteilt nach dem jeweiligen Wohnort. Die größte Gruppe bildeten die Zemmerer, dann folgten Rodt und Schleidweiler. Mit drei Personen war die Daufenbach-Arbeitsgruppe am kleinsten - schließlich ist es auch der kleinste Ortsteil. Nichtsdestotrotz wurde auch dort engagiert diskutiert. Unter Moderation der Geografie-Studenten, die sich nun schon mehr als ein Jahr mit der Gemeinde Zemmer wissenschaftlich auseinandergesetzt haben, schrieben die Bürger Stärken und Schwächen ihres Ortsteils auf farbige Kärtchen. An den Flipcharts wurden dann Oberbegriffe gebildet, Aussagen priorisiert und über mögliche Lösungswege diskutiert. Ob es das verbesserungswürdige Erscheinungsbild von Zemmer ist, der fehlende Ortskern von Schleidweiler, die schlechte ÖPNV-Anbindung von Rodt nach Trier und zum Bahnhof Daufenbach oder die Überalterung der Bevölkerung in Daufenbach - Ansätze, etwas zu tun, gibt es viele. Das gilt auch für Potenziale, die man noch besser nutzen kann: Natur und Landschaft, die große Bereitschaft, ehrenamtlich tätig zu werden oder die starke Heimatverbundenheit, die sich auch darin zeigt, dass viele Bewohner gerne ihren Lebensabend in der Fidei verbringen wollen. Gerade die Frage der Betreuung im Alter spielte in den Diskussionen eine große Rolle. Dass 70 Personen in Senioreneinrichtungen außerhalb der Fidei untergebracht sind, unterstreicht den Bedarf. Auch die Einführung eines Bürgerbusses oder von Fahrgemeinschaften wurde ernsthaft in Erwägung gezogen.

"Der Abend ist für mich sehr lehrreich, man nimmt viele Dinge wahr, die man nicht kennt", sagt Wolfgang Pesch (70) aus Zemmer. "Das gibt mir Hoffnung, dass sich etwas verändert", zieht auch der 18-jährige Alexander Elsen aus Schleidweiler ein positives Fazit. Dass es Ansätze für die Einrichtung von betreutem Wohnen gibt, findet Marita Wallrich (52) gut. Sie wohnt seit zwei Jahren in Rodt und fühlt sich dort sehr wohl.

Voraussichtlich im März werde der Abschlussbericht der Studie vorliegen, kündigte Christian Muschwitz an. Bei Bedarf unterstütze man die Fidei auch weiter, sei es in Gruppeninitiativen oder in Magister- oder Diplomarbeiten von Studierenden. Den mitarbeitenden Bürgern bescheinigt der Stadtplaner eine "sehr disziplinierte Gruppenarbeit" und "realitätsnahe Lösungsansätze".

Meinung

Die Fidei zeigt, wie's geht

Was die Bürger aus Zemmer am Mittwochabend so engagiert praktiziert haben, werden wir in Zukunft mit Sicherheit noch öfter erleben. Denn wenn Menschen in ihrem Wohn- und Lebensumfeld etwas bewegen wollen, müssen sie zunehmend selbst aktiv werden. Sich alleine auf die öffentliche Hand zu verlassen, da ist man in Zeiten leerer Kassen schlecht beraten. Mehr denn je werden gute Ideen und ehrenamtliches Engagement gefragt sein. Zemmer hat die Chance genutzt, die das Uni-Projekt geboten hat. Die Bürger haben begriffen, dass man gemeinsam stark ist und etwas bewegen kann. Einige Vorschläge wird man schnell umsetzen können, andere werden einen langen Atem brauchen. Jedenfalls: Die Fidei ist auf einem guten Weg. a.follmann@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort