Stadtentwicklung Aufbruch und Abschied am Pferdemarkt

Trier · Lange tat sich wenig an dem Platz in der nördlichen Altstadt. Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Das Trafohaus hat einen neuen Besitzer, und ein Bauunternehmen plant dahinter ein Wohnhaus. Dafür muss eine beliebte Gaststätte weichen.

 Diese Pferdemarkt-Ansicht dürfte bald Vergangenheit sei. Das um 1914 erbaute Transformatorenhaus zwischen den Einmündungen Kutzbach- (links) und Moselstraße hat einen neuen Besitzer mit großen Plänen. Die Grundstücke dahinter sollen neu bebaut werden.

Diese Pferdemarkt-Ansicht dürfte bald Vergangenheit sei. Das um 1914 erbaute Transformatorenhaus zwischen den Einmündungen Kutzbach- (links) und Moselstraße hat einen neuen Besitzer mit großen Plänen. Die Grundstücke dahinter sollen neu bebaut werden.

Foto: Roland Morgen/TV/Roland Morgen

Der Pferdemarkt ist einer der ältesten Plätze Triers. Erste urkundliche Erwähnungen stammen aus dem zwölften Jahrhundert. Seine Bedeutung lässt sich heute noch im Stadtplan ablesen: Sternförmig führen sieben Straßen auf ihn zu. Der Pferdemarkt heute: ein städtebauliches Sorgenkind. Die größte Problemzone tut sich zwischen den Einmündungen von Kutzbach- und Moselstraße auf. Da nagt an einem mehr als 100 Jahre alten Transformatorenhaus unerbittlich der Zahn der Zeit, dahinter erstreckt sich eine unansehnliche Brache, die als Parkplatz genutzt wird.

Seit Jahrzehnten ist das so. Jetzt  plötzlich geht es Schlag auf Schlag. Die Stadtwerke haben einen Käufer für ihr ausrangiertes und leerstehendes Trafohaus gefunden. Notartermin ist am 17. Juli. Künftiger Besitzer: Jan H. Eitel (48), früherer Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Petrisberg (EGP).

Seit einem Jahr ist der gebürtige Darmstädter  als Selbstständiger in dem Metier unterwegs, das er in seiner Wahlheimat mit epochalem Erfolg betrieben hat. Nach Petrisberg, Bobinet und Kasernengelände Castelnau betreibt Eitel mit seiner Firma vierviertel Projektentwicklungs GmbH nun in Montabaur, Dortmund und Speyer Flächenentwicklung im großen Stil.

Das Trafohaus-Projekt  bezeichnet er als „Privatvergnügen. Ich habe große Lust darauf, aus der Bruchbude was richtig Gutes zu machen.“ Erster Schritt: „Mit der Denkmalpflege und der Stadtplanung über meine Ideen sprechen und sehen, ob wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Vor allem in der Frage, ob ich – und wenn ja, wie große – Fensteröffnungen schaffen darf.“

Die Stadt signalisiert auf TV-Anfrage schon mal Kompromissbereitschaft: Rathaus-Sprecher Ernst Mettlach: „Die Hauptseite ist aus denkmalpflegerischer Sicht ohne bauliche Veränderungen zu belassen. An den Seiten können Fenster- oder Türöffnungen eingebracht werden. Allerdings sollen nicht die gesamten Seitenwände geöffnet werden.“

Eitel schweben „unterschiedliche Nutzungsvarianten“ auf zwei Ebenen vor: unten „eine besondere Location, etwa für Tagungen, Feiern oder kleinere Kulturevents“, oben eine Gästewohnung. Fest stehe: Eitel und seine Frau Riki (46) wollen die Immobilie im Familienbesitz behalten und nicht verkaufen.

Sein Faible fürs Trafohaus ist schon etwas älter: „Ich habe in Trier studiert und später in EGP-Zeiten zunächst ganz in der Nähe in der Deutschherrenstraße gewohnt und mich immer gefragt, warum dieses Denkmal an so exponierter Stelle so vor sich hingammelt. Jetzt macht es mich stolz, das zu ändern.“

Ändern wird sich auch dahinter etwas. Dort will das Bauunternehmen Matthias Ruppert (Esch bei Wittlich) ein Haus mit 16 Wohnungen und einem Ladenlokal sowie einer Parkebene im Erdgeschoss errichten.

Der Komplex soll auf den Grundstücken Pferdemarkt 5 (seit dem Abriss eines barockzeitlichen Wohnhauses vor rund 40 Jahren eine Brache) und 6 entstehen. Das heißt: Das ehemalige Gasthaus Zur Sonne ist bald Geschichte. „Wir planen den Abriss für September oder Oktober“, sagt Geschäftsführer Stephan Ruppert (43) auf TV-Anfrage.

Der Neubau auf den insgesamt 750 Quadratmeter umfassenden Teilflächen soll bis Ende 2019 abgeschlossen sein. Die Investitionssumme liegt laut Ruppert im „mittleren siebenstelligen Bereich“.

Rund sieben Millionen Euro hatte das Unternehmen in sein jüngstes Trierer Projekt, das Ende April an den Betreiber übergebene und in Betrieb gegangene B&B-Hotel (120 Zimmer) an der Güterstraße, gesteckt.

Der Bauantrag für den Pferdemarkt wurde Ende März gestellt und ist laut Stadt derzeit noch in Bearbeitung und im Ämterumlauf.

Grundsätzlich wird die neue Entwicklung im Rathaus begrüßt. „Sie führt insgesamt dazu, dass vorhandene städtebauliche Missstände in zentraler City-Lage behoben und eine positive Wirkung für den Pferdemarkt und das angrenzende Quartier erreicht werden kann“, erklärt Stadtsprecher Ernst Mettlach.

Ortsvorsteher Dominik Heinrich findet es „sehr erfreulich, dass das Trafohaus, ein  absolut unterschätztes Baudenkmal, endlich gerettet wird. Ich wünsche dem neuen Besitzer eine glückliche Hand  im Umgang mit dieser Straßenbild-prägenden Immobilie.“ Von dem Bauprojekt dahinter  erwartet der 53-jährige Grünen-Politiker, dass in Höhe und Form das historische Umfeld berücksichtigt und respektiert wird.

Christian Wallesch ist voll des Lobes. Der 33-Jährige betreibt seit Frühjahr sein Büroeinrichtungsgeschäft  Umgesetzt am Pferdemarkt 11: „Ich glaube an den Standort. Jetzt erst recht. Die neuen Projekte bringen eine weitere Attraktivitätssteigerung.“

Während die Zukunftspläne allgemein auf Zustimmung stoßen, ist Dagmar Montalto (63) traurig. Sie betreibt seit zehn Jahren das beliebte italienische Restaurant Osteria im früheren Gasthaus Zur Sonne, das nun vor dem Abriss steht. Die Kündigung hat sie längst erhalten. Dennoch hofft sie auf eine Gnadenfrist bis Jahresende.

 Neuer Transformatorenhaus-Besitzer: Projektentwickler Jan H. Eitel.

Neuer Transformatorenhaus-Besitzer: Projektentwickler Jan H. Eitel.

Foto: Roland Morgen/TV/Roland Morgen
 Die Firma Ruppert (Esch) plant die Neubebauung der Grundstücke Pferdemarkt 5 (die Brache im Vordergrund) und 6 (der Komplex dahinter).

Die Firma Ruppert (Esch) plant die Neubebauung der Grundstücke Pferdemarkt 5 (die Brache im Vordergrund) und 6 (der Komplex dahinter).

Foto: Trierischer Volksfreund/Roland Morgen

Dazu sagt Stephan Ruppert: „Über ein paar Wochen Verlängerung lässt sich reden. Aber bis Dezember? Das halte ich derzeit für ausgeschlossen.“

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