Tante-Emma-Prinzip bleibt gefragt

"Grundversorgung im Dorf" war das Thema der 27. Tagung zur Dorferneuerung des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Experten betonen, dass die Preise im Dorfladen nicht ubedingt höher als beim Discounter sind.

Bollendorf. (cmk) "Tabuisieren sie niemals die Preispolitik, wenn sie über die Einrichtung eines Dorfladens nachdenken", sagt Wolfgang Gröll von der BBE Handelsberatung GmbH. Der Unternehmensberater war gestern einer der Referenten bei der 27. Tagung zur Dorferneuerung, die der Landkreistag Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Landesinnenministerium veranstaltet hat. Im Schloss Weilerbach versammelten sich etwa 60 Vertreter aus Wirtschaft und Politik, um über Chancen für die Grundversorgung in bevölkerungsarmen Regionen zu diskutieren.

Bei den Referenten haben die Veranstalter auf einen Blick über den eigenen Tellerrand gesetzt. Neben Gröll war unter anderem der schleswig-holsteinische Ministerialrat Hermann Josef Thoben angereist. Er sprach über den "MarktTreff", ein Modell der Grundversorgung in Schleswig-Holstein, durch das schon 25 Dorfläden eingerichtet worden sind.

Der Dorfladen-Experte Gröll betreut etwa 15 kleine Läden pro Jahr, die sich in kleineren Gemeinden ansiedeln. Dabei ist ihm aufgefallen, dass Dorfläden mit den Discountern preislich durchaus mithalten können. Bei der Preispolitik stehe hier das Billig-Image oft im Gegensatz zu den realen Preisen der Discounter, erläutert der Unternehmensberater. Dementsprechend sollten die Besitzer kleiner Läden selbstbewusst vorgehen und auf regionale Produkte und Servicebereitschaft setzen. Das werde dann bei der lokalen Bevölkerung gerne angenommen.

Die Situation im Eifelkreis Bitburg-Prüm ist jedoch problematisch. Auf einer Fläche, die so groß ist wie zwei Drittel des Saarlandes, leben etwa 96 000 Menschen. Und da hilft es, sich auf einer solchen Tagung über die Erfahrungen in anderen Regionen zu informieren.

Zwar gibt es hier schon seit langem rollende Supermärkte, die sind aber nicht ausreichend, um die Grundversorgung in allen Dörfern zu sichern. "Wer ein Auto hat, hat natürlich keine Probleme bei uns. Aber alle Menschen, die keinen Führerschein haben, sind abhängig von der Familie oder der Nachbarschaft", sagt Landrat Roger Graef.

Die Politik kann attraktive Rahmenbedingungen schaffen und kleine Läden subventionieren, um für eine bessere Nahversorgung zu sorgen. Zusammenarbeit der Gemeinden untereinander und auch mit erfahrenen Beratungsunternehmen sind für eine nachhaltige Entwicklungsplanung unumgänglich.

Ob ein Dorf einen Laden bekommt, liegt oft in der Hand der Bürger selbst. Das bestätigt auch Christoph Thull von der BSB GmbH Trier, einer Tochtergesellschaft des Bürgerservice. Seine Firma gehe nachfrageorientiert vor: Sie nimmt Anfragen von Ortsbürgermeistern entgegen und betreut die Einrichtung von Läden in kleinen Gemeinden, so geschehen in Igel und Sirzenich. Über Bürgerinitiativen und freiwilliges Engagement können Dorfbewohner viel erreichen. Ist ein Dorfladen dann realisiert, greift für dessen Fortbestand das Sprichwort: "Merk' drei Worte: Kauf' im Orte."

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