Verkehr Trierer Buskunden zahlen für andere mit

Trier · Der Unmut über die neuerliche Preiserhöhung im Nahverkehr ist groß. In den Landkreisen gibt es immer weniger Fahrgäste

 Die Bus-Tickets werden immer teurer. Alina Wilbert aus Trier freut sich nicht über die Fahrpreiserhöhung.

Die Bus-Tickets werden immer teurer. Alina Wilbert aus Trier freut sich nicht über die Fahrpreiserhöhung.

Foto: Friedemann Vetter

Die Reaktionen auf die neuerliche Preiserhöhung für Busse und Bahnen in der Region fallen deutlich aus: „Die letzte Erhöhung ist doch kaum ein Jahr rum?! Wer soll das noch bezahlen?“ fragt etwa Ann-Kathrin Schmitt auf der Facebook-Seite unserer Zeitung. Und Steffi Bichler ereifert sich: „Demnächst kostet eine Fahrt von Trier-West nach Trier-Nord mehr als ein Flug vom Hahn nach Palma de Mallorca.“

Der Verkehrsverbund für die Region Trier (VRT) hat angekündigt, dass die Fahrkarten ab Januar im Schnitt um 2,94 Prozent teurer werden. Erst im laufenden Jahr waren die Preise um durchschnittlich 2,5 Prozent erhöht worden.

Bislang wurde vor allem bei den Tickets für eher weite Strecken an der Preisschraube gedreht. Damit sollte verhindert werden, dass die Nutzer der Stadtbusse in Trier, die überwiegend Kurzstrecken fahren, übermäßig belastet werden. Doch ab Januar sollen auch diese Kunden zur Kasse gebeten werden. Statt derzeit zwei Euro sind dann für eine Fahrt innerhalb der Stadt 2,10 fällig. Laut VRT war der Preis für diese Tarifstufe 1 seit 2013 nicht mehr erhöht worden. Die Preisstufe 2, die etwa für Bus- und Bahnfahrten von Trier nach Konz gilt, soll erstmals seit drei Jahren erhöht werden, und zwar von 2,80 auf 2,90 Euro.

Der Verkehrsverbund begründet die neuerliche Preisanhebung mit höheren Kosten für Diesel, Reparaturen und Personal. Auch die geringer werdenden Einnahmen der insgesamt 15 Verkehrsunternehmen im VRT – bedingt durch den demografischen Wandel und damit einen Rückgang bei den Fahrgästen – seien bei der Preiserhöhung  berücksichtigt, heißt es. Allerdings wird vor allem in den vier Landkreisen, die genau wie die Stadt Trier Mitglied im Zweckverband VRT sind, ein Rückgang der Fahrgäste verzeichnet.

Seit Jahren ist dort der Busverkehr kaum noch rentabel. Der Linienverkehr wird nur noch aufrechterhalten, um die Schüler zu transportieren. In den vergangenen Jahren ist aber deren Zahl auch zurückgegangen.

Um das Ganze in der Eifel, im Hunsrück oder auf dem Saargau noch halbwegs wirtschaftlich zu machen, müssen seit Jahren auch die Kunden der Trierer Stadtbusse mit dafür aufkommen – und zwar mit eigentlich zu teuren Fahrkarten. Das ist auch der Grund, warum sich die Vertreter der Stadt im Zweckverband bei den beiden jüngsten Preiserhöhungen jeweils enthalten haben. „Es ist ein Beschluss des Stadtrates, dass die städtischen Mitglieder in der Verbandsversammlung des VRT bis zur Umsetzung eines neuen Tarifgefüges keinen neuen Tariferhöhungen zustimmen“, erklärt der Trierer Verkehrsdezernent Andreas Ludwig (CDU).

Anders als in den Landkreisen steigt in Trier die Zahl der verkauften Einzelfahrscheine, und auch die Zahl der Wochen- und Monatskarten ist in der Stadt seit 2015 gewachsen. Allerdings ist auch hier die Zahl der Schülerfahrkarten zurückgegangen – und zwar um zehn Prozent. Unterm Strich verzeichnen auch die Trierer Stadtwerke einen Rückgang der Fahrgäste von fünf Prozent. Trotzdem nutzten allein im vergangenen Jahr rund 15 Millionen Kunden die Stadtbusse.

Immer wieder wird daher in Trier darüber diskutiert, aus dem VRT und damit aus dem für die Region einheitlichen Tarifsystem für den Nahverkehr auszusteigen. Doch so einfach ist das nicht. Zum einen würden damit wohl die Ticketpreise in den Landkreisen noch deutlicher steigen. Und auch vertraglich ist ein Ausstieg Triers aus dem Verkehrsverbund nicht so einfach: „Wir können uns nicht vom Acker machen“, sagte der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) dazu im Juni im Stadtrat. Trotzdem stimmte bei der Sitzung eine Mehrheit dafür, dass die Stadt künftig die Fahrpreise für die Busse in eigener Regie bestimmen soll. Die Stadtverwaltung soll mit dem VRT über eine Sondertarifzone verhandeln.

Im Vergleich zu anderen Verkehrsverbünden in Rheinland-Pfalz zeigt sich, dass die Preise für Kurzstrecken in der Region nicht übermäßig teuer sind. So sind im Bereich des Verkehrsverbundes Rhein-Mosel in und um Koblenz für Einzelfahrscheine in den ersten beiden Preisstufen zwischen 1,90 und drei Euro fällig. Auch in den anderen Tarifzonen sind die Preisunterschiede nicht gravierend. Auch in Mainz kostet die Einzelfahrkarte für eine Fahrt innerhalb der Stadt 2,80 Euro.

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