27-Jährige aus Demerath schafft es ins Rekordbuch mit größter Pflegestift-Sammlung

Demerath · Rund 1500 Labellos stehen in Anne Göttens Vitrine. Deutschlandweit hat niemand eine größere Sammlung. Wie es dazu kam? Vor zwölf Jahren begann für die junge Eifelerin alles mit einem Werbegeschenk.

 Außen hui, innen pfui? „Natürlich nicht!“ Wenn Götten einen neuen Stift bekommt, entfernt sie das Innere: „Sie werden sonst ranzig.“ In der Vitrine landen nur die Plastikhülsen. TV-Foto: Christian Altmayer

Außen hui, innen pfui? „Natürlich nicht!“ Wenn Götten einen neuen Stift bekommt, entfernt sie das Innere: „Sie werden sonst ranzig.“ In der Vitrine landen nur die Plastikhülsen. TV-Foto: Christian Altmayer

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Demerath. Anne Götten schaltet das Licht in der Vitrine an. Hinter dem Glas verwahrt sie ihren größten Schatz. In Reih und Glied stehen sie nebeneinander wie kleine Soldaten, ihre Lippenpflegestifte.1590 sind es an der Zahl, feinsäuberlich geordnet von A bis Z: pinke, grüne, gelbe, rote und natürlich der Topseller, der blaue "Classic Care". Der sei bis heute ihr Liebling, verrät Götten, die weiß Gott genug ausprobiert hat. Von Bacon bis Himbeer, von Wodka bis Lebkuchen gibt es kaum eine Geschmacksrichtung, die die Demeratherin noch nicht auf ihren Lippen hatte.
Denn die 27-Jährige hat mehr Labellos zu Hause als irgendjemand sonst in der Bundesrepublik. Und das hat sie jetzt auch schriftlich: Das deutsche Rekordinstitut hat ihr eine Urkunde ausgestellt für "die größte Sammlung von Lippenpflegestiften". Damals waren es nur 1362, so steht es auf dem Zettel, der an der Wand neben der Vitrine hängt. Heute sind es wieder 200 mehr. Und alle sind sie unterschiedlich - auch wenn es auf den ersten Blick nicht auffällt.
Zum Beweis schnappt sich Götten zwei Stifte aus der Vitrine - es sind die blauen, die Klassiker. Mit dem Finger fährt sie am Plastik entlang: "Da stehen keine Inhaltsstoffe." Dann dreht sie den anderen in der Hand: "Und hier schon." Auch die Logos hätten sich im Laufe der Zeit verändert. Und dann gibt es natürlich noch die Exemplare, die nur für ganz kurze Zeit auf dem Markt waren. Götten hat sie fast alle. Denn sie ist eine Jägerin. Und wo findet sie ihre Beute? Auf Ebay zum Beispiel. Es gebe aber auch eine Facebook-Tauschbörse für Leute wie sie. Leute, die ständig auf der Suche sind nach neuen Editionen und nach alten Schätzen. Der neueste Stift in ihrer Sammlung? "Der Neongelbe aus der Herbst-Kollektion." Und der älteste? "Der stammt aus den Neunzigern", sagt Götten. Es ist ein grüner Kamille-Stift. Gefunden hat sie ihn im Ferienhaus ihrer Großmutter. Für so eine Antiquität bezahlen Sammler schon mal mehr als hundert Euro. Den Inhalt ihrer eigenen Vitrine schätzt die 27-Jährige auf mehrere tausend Euro. So genau könne sie das nicht sagen - manche Stifte waren Werbegeschenke, andere hat sie ertauscht oder ersteigert.
Und wann hat das alles angefangen? "2004 war das" - sie weiß es noch genau. Anne Götten, damals 14 Jahre alt, ist in Wittlich zum Shoppen. In einem Kleidergeschäft kommt ein Mann auf sie zu: "Willst du mal probieren?", fragt er das Mädchen und drückt ihn ihr in die Hand, den ersten Pflegestift.
"Ein Werbegeschenk von Esprit", erinnert sie sich, "farb- und geschmacklos." Der Stift wird zu ihrem ständigen Begleiter. Bis sie feststellt, dass es noch mehr gibt: Zitronenstifte und Zimtstifte, Apfelstifte und Ananasstifte, Mangostifte und Mandarinenstifte, Pfirsichstifte und Pflaumenstifte und und und… Und so kommt es, dass Götten bald immer wieder in den Drogerie-Markt geht und sich eindeckt mit neuen Labellos - für jede Gelegenheit, für jedes Outfit einen neuen. Schnell wächst ihre Sammlung heran, ohne dass sie es selbst so richtig mitbekommt. Auf einer Tribüne in ihrem Zimmer stehen sie, 50 sind es bestimmt schon, als eine Freundin zu ihr sagt: "Denkst du, du könntest da einen Rekord knacken?" Und da war die Idee geboren.
Götten wagt sich an Weltrekord


Nach wenigen Jahren hat sie die Hundertergrenze erreicht, danach geht es mit immer größeren Schritten weiter - dabei wird es für Götten immer schwieriger, noch neue Stifte zu ergattern.
Im Internet, aber auch im Ausland wird sie aber noch fündig. Ist sie im Urlaub, ist ein Besuch im Drogerie-Markt Pflicht. Und wenn sie sich dort durch die Regale wühlt, ist Geduld gefragt. Vor allem bei ihrem Ehemann Tim. Der unterstützt das ungewöhnliche Hobby seiner Frau trotzdem: Die Vitrine für ihre Sammlung hat er gebaut - so auch ein Regal in Form eines riesigen grünen Labellos.
Götten macht das Licht in der Vitrine aus. Die kleinen Soldaten gehen schlafen. Nebenan hängt die Urkunde. Wie soll es jetzt weitergehen? Hat sie nun nicht alles erreicht? "Nein", sagt sie, den Weltrekord, den will sie auch noch knacken. Die letzte eingetragene Labello-Sammlung zählt gerade einmal 490 Stifte, sagt sie: "Lächerlich." Die Formulare macht sie jetzt fertig, und mit etwas Glück stehe sie bald im Guinness-Buch.

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