Abschied auf Raten

GEROLSTEIN. Seit 1985 unterhält der Kreis Daun eine Partnerschaft mit der Gemeinde Gishamvu in Ruanda. Bereits ein halbes Jahr vorher gründete Theo Eiden aus Gerolstein den "Aktionskreis Ruanda". Er hört nun auf und zieht Bilanz. Der neu gegründete "Freundeskreis Ruanda" führt derweil die Hilfsarbeit weiter.

"Ich höre aus persönlichen Gründen auf, stehe aber gerne als Vermittler parat, weil ich viele Kontakte in Ruanda habe", sagt Theo Eiden. 1984 gründete er gemeinsam mit einigen Bürgern aus der Verbandsgemeinde Gerolstein den "Aktionskreis Ruanda". "Meine Motivation war, helfen zu wollen sowie ein starkes Interesse an der Entwicklungspolitik", sagt der 66-Jährige. Rheinland-Pfalz war damals bereits seit zwei Jahren Partnerland für das Krisen geschüttelte afrikanische Land. Eiden wurde quasi der "Ruanda-Beauftragte" für den Kreis Daun. Auch wenn er den Titel nicht gerne hörte, wurde er immer wieder so genannt. 1985 begann die Partnerschaft des Kreises Daun mit der Gemeinde Gishamvu. Durch die kommunale Neuordnung 2001 in Ruanda wurde Gishamvu aufgelöst. Seitdem arbeitet der Eifelkreis mit dem ruandischen Distrikt Kibingo zusammen, der mehr als doppelt so groß ist wie die vorherige Partnergemeinde. Keine Statistik, aber viele Bilder

1990 erhielt Eiden vom Land Rheinland-Pfalz für sein ehrenamtliches Engagement den Verdienstorden. Es gab viel in Ruanda für ihn und den Arbeitskreis zu tun. Eine Statistik hat er für die Hilfeleistungen in den vergangenen 20 Jahren nicht erstellt, aber es existieren viele Bilddokumente. Ein "dicker Brocken" war die Trinkwasserversorgung für 10 000 Menschen, die 50 000 Mark kostete. Eiden: "Dafür wurden vier Bergquellen gefasst und mehr als 10,4 Kilometer lange Leitungen zu den Ausgleichzisternen und von dort zu den jeweiligen Zapfstellen gelegt." Eine kommunale Apotheke wurde für 8600 Mark eingerichtet. Außerdem wurden die Kosten für ein "Zentrum zur Alphabetisierung" übernommen. Dafür nahm Eiden Kontakt zum Orden der "Weißen Väter" auf. "Die Patres vor Ort haben immer wieder die Projekte beaufsichtigt". So wurden auch drei Steinbrücken gebaut, damit die Einheimischen zur Schule, auf den Markt oder zur Krankenstation nicht Umwege von bis zu zehn Kilometern laufen mussten. "Während den Regenzeiten wurden die Rinnsale nämlich zu reißenden Flüssen", erklärt Eiden. Als 1989 in Ruanda eine Trockenzeit für eine Missernte bei Bohnen, dem Hauptnahrungsmittel, sorgte, bemühte sich Eiden um rasche Hilfe. Gemeinsam mit der Bundeswehr und der Hilfsorganisation "Care" wurden sieben Tonnen Bohnensaat nach Gishamvu gebracht. Die Hilfen waren sehr vielfältig. Vier der sechs Schulen wurden saniert. 1304 Schüler der Schulen in Nyange und Gisunzu bekamen neue Schulbücher. An den Schulen in Janja und Ruhororo wurden jeweils drei Klassenräume angebaut, so dass mehr als 400 Kinder zusätzlich Unterricht bekommen konnten. Aber auch die Frauenvereinigung "Abiyunze" fand bei Eiden ein offenes Ohr. Für 45 Frauen wurde eine Ziegenzucht initiiert, damit sie so für den Lebensunterhalt ihrer Familien sorgen können. Besonders viele Bilder hat Eiden von den Besuchen des Bürgermeisters von Gishamvu 1986 im Kreis Daun, des Staatspräsidenten Juvenal Hayariman 1990 und seinem Gegenbesuch im Herbst 1990. Eines dürfe in seiner Bilanz aber auf keinen Fall fehlen, meint Eiden. "Ich danke allen, die am Gelingen der Partnerschaft mitgewirkt haben". Im Mai 2004 hat sich im Kreis Daun der "Freundeskreis Ruanda" gegründet. Auch er hat sich der Hilfe für das rheinland-pfälzische Partnerland verschrieben. Vorsitzende ist Carola Willems (Niederstadtfeld, Telefon 06596/355). "Unser Ziel ist es, die Menschen für die Probleme in Ruanda zu sensibilisieren. Wir wollen informieren und unterstützend wirken, wenn es darum geht, eine Partnerschaft zu gründen oder eine Patenschaft zu übernehmen", benennt sie das Ziel des Vereins.

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