Anti-Terror-Einheit trainiert in Dahlem

Dahlem · Die Spezialeinheit GSG 9 hat auf der Dahlemer Binz den Ernstfall geprobt. Die Beamten der Bundespolizei trainierten zielgenaue Fallschirmsprünge, um bei Anti-Terror-Einsätzen gewappnet zu sein.

Der Superpuma AS 332, ein Hubschrauber mit 3800 PS, pirscht sich in 1500 Metern Höhe langsam an den Absprungpunkt heran. Dann spuckt die Maschine sieben Fallschirmspringer aus, von denen einige wie Motten in der Luft kreisen. Doch schnell stabilisiert sich der Fall. Der erste der Springer steuert auf den Zielpunkt, einen Kieskreis mit einem weißen Zentrum, zu. Der erfahrene Beamte schafft eine punktgenaue Landung.

Auf der Dahlemer Binz üben Teile einer Einheit der Anti-Terror-Einheit GSG 9 der Bundespolizei das Zielspringen mit Fallschirmen. Die Spezialeinheit zur Bekämpfung von Terrorismus und Gewaltkriminalität kommt oft in die Eifel. "Beton ist doch immer ziemlich hart", begründet ein erfahrener Springer die Reise von Hangelar, wo die Spezialeinheit stationiert ist, nach Dahlem.

Ein weiteres Argument ist der Fluglärm: Auf der Binz können problemlos Nacht- oder Gepäcksprünge unter speziellen Bedingungen trainiert werden, ohne dass es Beschwerden gibt.

Die Stimmung unter den jungen durchtrainierten Männern ist gut, auch wenn ein allmählich dunkler werdender Himmel ein Gewitter verspricht. "Das ist durchaus eine angenehme Tagesbeschäftigung", heißt es. Heute wird "auf Frequenz gemacht", die Einheit versucht so viele Sprünge in die Trainingszeit zu packen, wie es nur geht. "Das ist eher ein Tag für das Grundlagentraining", sagt der erfahrene Springer.

Starker Wind behindert das Training

 Aus luftiger Höhe: Auf den Punkt genau landen die Fallschirmspringer mit den großen Spezialschirmen. Im Einsatz tragen die Springer unter und über ihrem Overall Schutzwesten. Fotos: David Dreimüller (3)

Aus luftiger Höhe: Auf den Punkt genau landen die Fallschirmspringer mit den großen Spezialschirmen. Im Einsatz tragen die Springer unter und über ihrem Overall Schutzwesten. Fotos: David Dreimüller (3)



Der Trainingstag erweist sich aufgrund des starken Windes als Belastungsprobe. "Bei diesem Wind sind die Bedingungen schon sehr grenzwertig. Da wird teilweise rückwärts gefahren", lautet die Erklärung dafür, dass von den Springern nur zwei das weiße Zentrum geradeso treffen.

Wichtig ist es, dass man sich bei der Landung mit den Spezialschirmen nach vorne bewegt, also "fährt", wie der Fachausdruck lautet. Herrscht viel Wind und man fährt rückwärts, kann "es auch schon mal aua machen", erklärt einer der Springer.

Mit den großen Schirmen, die der Luft eine große Angriffsfläche bieten und gut zu steuern sind, kann man nicht bei jeder Windgeschwindigkeit landen. Wenn es zu sehr bläst, "ist Feierabend", heißt es. Besonders gefährlich seien diese Schirme jedoch nicht: Zwar gebe es hin und wieder den ein oder anderen Beinbruch beim Nacht-sprung in unbekanntem Gelände oder es komme zu einer Fersenprellung, wenn man zu hart auf Asphalt lande, doch schwere Unfälle gebe es nicht. Gefährlich dürfte es für die Beamten der GSG 9 jedoch werden, wenn der Einsatz nach der Landung beispielsweise auf dem Dach eines Hauses beginnt. Hintergrund Die GSG 9 der Bundespolizei hat ihr Hauptquartier in Sankt Augustin. Sie ist eine polizeiliche Spezialeinheit zur Bekämpfung von Terrorismus und schwerster Gewaltkriminalität. Gegründet wurde die Spezialeinheit am 26. September 1972 aufgrund der Erfahrungen beim Überfall eines palästinensischen Terrorkommandos auf die israelische Olympiamannschaft während der Olympischen Spiele in München. Ihre "Feuertaufe" bestand die GSG 9 am 17. Oktober 1977 bei der Befreiung von Geiseln aus der Lufthansa-Maschine "Landshut" in Mogadischu. Bei der Festnahme der RAF-Terroristen Hogefeld und Grams wurde am 27. Juni 1993 in Bad Kleinen ein Polizeikommissar von Wolfgang Grams ermordet. Dieser beging Selbstmord. (EB)

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