"Es kann nicht sein, dass einer alles platt macht"

GEROLSTEIN-HINTERHAUSEN. Kein Ende des Ärgers um die Erweiterung des Ferienparks Hillenseifen in Sicht: Stadtratsfraktionen rügen Verwaltungen wegen mangelnder Information. Beschwerdeführer schürt weiteren Unmut. Verwaltung fühlt sich auf der sicheren Seite.

Am 20. April berichtete der Trierische Volksfreund über den Zwist um den zweiten Bauabschnitt im Ferienpark Hillenseifen und über die Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Klaus Jansen, den Leiter der Gerolsteiner Bauabteilung. Beschwerdeführer Hans Krings geht davon aus, dass die 15 Ferienhäuser, die seit 2002 im zweiten Teil des Parks errichtet wurden, so nicht hätten gebaut werden dürfen.Zwischen aufgeschreckt und explosiv

Die Änderung der Baufenster (bebaubare Fläche eines Grundstücks) und die Änderung der Parzellengrößen seien rechtswidrig, würden dem Investor aber einen geldwerten Vorteil von knapp einer Million Euro (beim Bau der geplanten 50 Häuser) verschaffen. Der Bebauungsplan (B-Plan) sehe keine Einzelhäuser vor. Außerdem sei das Baugelände illegal komplett gerodet worden. Die Verwaltung wies kategorisch den Vorwurf, im Rathaus sei rechtswidrig gehandelt worden, zurück. In den Fraktionen des städtischen Bauausschusses herrschen Stimmungen zwischen aufgeschreckt und explosiv. Am lautesten schimpfen die Mitglieder der Wählergruppe Möller. Hans-Joachim Stief wettert: "Die Verwaltung hat uns mangelhaft informiert, und bei der Vorgehensweise müssen wir Vorsatz vermuten." Starker Tobak. Die Mängelpunkte, die Beschwerdeführer Krings anführe, seien identisch mit der Kritik der WG Möller. Bürgermeister Matthias Pauly hatte Krings in einem dreiseitigen Schreiben Mitte März detailliert aufgeführt, dass das Verfahren rechtlich korrekt abgelaufen sei und es keine Handhabe gebe, gegen Jansen vorzugehen. Dieses Schreiben bringt Stief in Rage: "Paulys Antwort ist fast eine Beleidigung für die Ernsthaftigkeit der Sache." Das lässt Pauly nicht auf sich sitzen: "Wir lassen uns von Äußerungen der WG Möller nicht provozieren und halten uns an die Gemeindeordnung. Die Verwaltung darf und wird keine eigene Politik betreiben. Sie ist an die städtischen Gremien und deren Aussagen gebunden." Ratsmitglied und Bauunternehmer Herbert Lames (SPD) sagt: "Ob die Baugenehmigungen rechtens waren, weiß ich nicht. Es ist brisant, und es gibt eine Menge Informationsbedarf, den die Verwaltung noch decken muss." Jansen verspricht eine detaillierte Historie, die dem Bauausschuss in der Juni-Sitzung vorgelegt werde. CDU-Fraktionssprecherin Monika Neumann sagt: "Ich war zwar erschreckt, dass da schon Häuser stehen, obwohl wir erst im Dezember über Änderungen im B-Plan beraten haben, gehe aber davon aus, dass mit den Genehmigungen alles rechtens gelaufen ist." Jansen versichert: "Alle Genehmigungen wurden nach dem B-Plan, der seit 26. Oktober 1985 rechtsgültig ist, erteilt. Danach ist auch der Bau von Doppel- oder Einzelhäusern erlaubt." Einzig Dieter Meerfeld von der UWG hält sich vorläufig aus dem Streit heraus, "weil ich die Unterlagen noch nicht durchgearbeitet habe". Außerdem wird heftig über die Rodung des Areals gestritten. CDU-Frontfrau Neumann meint: "Das gefällt uns gar nicht, und da sind Krings Anschuldigungen auch teilweise gerechtfertigt." Ratskollege Lames von der SPD ergänzt: "Da hätte die Verwaltung besser hingucken müssen. Es kann nicht sein, dass einer alles platt macht und dann ein paar Tännchen im Wald ausrupft, im Baugebiet einsetzt und dann als Neupflanzung bezeichnet."Rechtswidrig unter den Augen der Verwaltung

Stief von der WG Möller hat auf eigene Faust recherchiert. Sein Resümee: "Nach Rückfragen beim Ordnungsamt bin ich mir sicher, dass unter den Augen der Verwaltung ganz klar rechtswidrige Handlungen vollzogen wurden." Jansen hat derweil einen Rodungsantrag von 1985 ausgegraben. Damals war der 78-jährige Beschwerdeführer Krings als Bauingenieur bei der Firma Hoch-Tief Bauleiter des Ferienparks Hillenseifen. Der Zwist schwillt weiter an. Die Staatsanwaltschaft, von Krings eingeschaltet, ermittelt. Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz meint in gewohnter Manier: "Ich bin gedämpft optimistisch. Ich habe mit Herrn Krings nichts vereinbart, sondern mir nur seine Variante angehört."

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