Ehrenamt Wenn die Geldzählmaschine mal streikt

Gillenfeld · Fast noch neu: die „Jellweder Fleckstuff“, in der die Bürger vieles reparieren lassen können, anstatt es in den Müll zu werfen.

 Viel Betrieb herrscht in der Jellweder Fleckstuff: Regina Harz (rechts) hilft  an der Nähmaschine und Monika Oberdieck (links) bringt eine Geldzählmaschine zum Reparieren.

Viel Betrieb herrscht in der Jellweder Fleckstuff: Regina Harz (rechts) hilft  an der Nähmaschine und Monika Oberdieck (links) bringt eine Geldzählmaschine zum Reparieren.

Foto: Lydia Vasiliou

Es hat sich schon ‚rum gesprochen: Im Pfarrheim in Gillenfeld gibt es die „Fleckstuff“ (Flickstube), und dort kann man die verschiedensten Dinge reparieren lassen.

Andernorts auch Repair-Café genannt, kommen nun schon zum vierten Mal jeden zweiten Montag im Monat sowohl die Gillenfelder als auch die Bewohner aus den Gemeinden rund ums Pulvermaar mit ihren defekten Sachen, um mal nachsehen zu lassen, ob sie noch repariert werden können, bevor sie im Müll landen.

„Es werden immer mehr“, sagt Ursula Weber, die sich während der Wartezeit ums Kaffee kochen oder Getränke servieren kümmert und überhaupt die gute Seele der „Fleckstuff“ ist.

Es sei bereits ein richtiger Treffpunkt geworden, bestätigen einige der Besucher, denn da wird auch mal rund um den Tisch beim Kaffee oder Bier ein gemütliches Schwätzchen gehalten, während die fleißigen Helfer, allesamt Rentner, mit ihren besonderen Fähigkeiten oder dem Wissen aus früheren Berufen sich den Geräten widmen.

Darunter sind Staubsauger, Radios oder Kaffeemaschinen, ein wackeliges Stuhlbein oder andere Dinge, die der Hilfe eines Schreiners bedürfen sowie Handys und Computer. Auch eine geplatzte Naht an der Hose oder Ähnliches werden schnell mal zusammengenäht.

„Ich bin zum ersten Mal hier“, sagt Monika Oberdieck, die eine Geldzählmaschine, die  zum Zählen der Münzen im Opferstock oder der Kollekte in der Kirche dient, mitgebracht hat. „Ich finde es gut, dass sich die Rentner hier einbringen und soweit möglich, auch tatsächlich helfen können“.

Zu den Kunden gehört an diesem Tag auch Herbert Max. Er hat ein Elektrokabel dabei, an dem der Stecker fehlt und wartet geduldig in gemütlicher Runde. Andere wiederum haben den Ansturm bemerkt und lassen die Geräte erst einmal da und werden sie beim nächsten mal abholen.

Die „Fleckstuff“ ist ein Projekt der Gillenfelder Anstifter. Dabei handelt es sich um eine Gruppe engagierter Bürger, die sich zum Ziel gesetzt haben, Menschen einander näher zu bringen, das Wir-Gefühl zu stärken, gesellschaftliche Gruppen zusammenzuführen und sich mit viel Bereitschaft für ihr Dorf und dessen Gemeinschaft einzusetzen (der TV berichtete).

Schnell war ein passender Raum im Untergeschoss des Pfarrheims gefunden, der aber zunächst einmal hergerichtet werden musste, alles in Eigenleistung. Da wurden Wände gestrichen, Möbel und Werkzeug organisiert.

Eine Nähmaschine stellte die Schule zur Verfügung. So konnte es Mitte November vergangenen Jahres los gehen. „Ich wurde gefragt und habe spontan mitgemacht“, sagt Richard Hesse, der sich in der „Fleckstuff“ vor allem um alle Arten von Elektroreparaturen kümmert.

Und Regina Harz, die während der Öffnungszeiten an der Nähmaschine sitzt, sagt: „Mir ging es ein Leben lang gut und jetzt möchte ich auch etwas zurück geben“. Natürlich freut sich das Team der „Fleckstuff“ auch, wenn man einen kleinen Obulus in die Spardose gibt, damit fürs nächste Mal weiteres Werkzeug und Material sowie Kaffee oder andere Getränke besorgt werden können.

Die „Jellweder Fleckstuff“ hat jeden zweiten Montag im Monat von 15 bis 17 Uhr geöffnet.

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