Fraktionen pokern um Beigeordnetenposten

Hillesheim · Wer rückt für Klaus Blech, der nach 40 Jahren Kommunalpolitik zurückgetreten ist, in die Beigeordnetenriege der Stadt Hillesheim nach? Es läuft wohl auf einen Kandidaten der Wählergruppe Blech hinaus, die Parteien und Gruppierungen halten sich bislang aber bedeckt. Am Montag, 22. August, wird im Stadtrat gewählt.

Hillesheim. Bereits seit geraumer Zeit überlegen die Wählergruppe Handwerk (ehemals Blech) und die FWG, wer den langjährigen ersten Stadtbeigeordneten Klaus Blech ersetzen wird. Der hatte sich erst kürzlich nach rund 40 Jahren Kommunalpolitik aus familiären Gründen zurückgezogen (der TV berichtete).
Nach Auskunft der beiden Fraktionsvorsitzenden Harald Handwerk und Dieter Bernardy wollen sie die Nachfolge untereinander regeln, ohne die anderen beiden Stadtratsfraktionen in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Dank jeweils sechs Sitzen haben sie gemeinsam die Mehrheit im 20-köpfigen Stadtrat. Die CDU (6) und SPD (2) haben vermutlich das Nachsehen. Harald Handwerk sagt: "Es wird ein Mitglied der WG Handwerk nachrücken. Wer jedoch erster und wer zweiter Beigeordneter wird, ist noch nicht ganz klar. Wir werden aber mit der FWG auf einen Nenner kommen."
Der Fraktionsvorsitzende, der einen mittelständischen Dachdeckerbetrieb führt, steht für den Job aber nicht zur Verfügung. Er sagt auf TV-Nachfrage: "Das geht beruflich absolut nicht." Wer ins Auge gefasst wurde, will Handwerk jedoch ebenso wenig sagen wie sein Pendant Dieter Bernardy. Nimmt man das Ergebnis der Kommunalwahl von 2009 als Maßstab, hätten Martin Wirtz (615 Stimmen), Herbert Valerius (567) und Edmund Handwerk (537) die besten Karten. Zum Vergleich: Harald Handwerk hatte 913 Stimmen erhalten, Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) 915 und Hans-Walter Blankenheim von der FWG gar 936.
Derzeit sieht es danach aus, dass der bisherige zweite Beigeordnete Christoph Bröhl (FWG; 798 Stimmen) eine Position nach vorne rutscht und der Nachrücker dann Platz zwei besetzt. Dafür spricht erstens, dass Bröhl langjährige kommunalpolitische Erfahrung besitzt, über die Parteigrenzen hinweg akzeptiert ist, und die FWG bei der Kommunalwahl die meisten Stimmen aller Fraktionen auf sich vereinigen konnte.
Bröhl ist als Mitinhaber einer Rechtsanwaltskanzlei zwar ebenfalls beruflich stark eingebunden. Dennoch sieht er die Doppelbelastung Rechtsanwalt-Beigeordneter als machbar an. Er sagt: "Da ich juristisch fit bin, dürfte mir die Arbeit recht leichtfallen."
Bröhl sagt: "Einen Newcomer direkt auf Platz eins zu setzen, halte ich nicht für sinnvoll. Besser ist es, dass wir denjenigen, den wir aufbauen wollen, behutsam heranführen." Aufs Stadtbürgermeisteramt hegt er "keine Ambitionen". Das sagte er auf TV-Nachfrage.
Dennoch: Aufbauen, behutsam heranführen - das hört sich so an, als ob die Freien (FWG und WG Handwerk) mittelfristig auch den Stadtbürgermeister stellen wollen.
Hillesheims amtierender Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) ist zwar nicht in die Entscheidungsfindung involviert, wer künftig sein erster Stellvertreter wird. Zu weitergehenden Ambitionen der Wählergruppen sagt der 69-Jährige aber nur süffisant: "Wer sagt denn, dass ich 2014 nicht mehr antrete? Adenauer hat noch mit 74 kandidiert."Meinung

Weichen noch nicht gestellt
Fernab der CDU, die seit Jahren in dieser Frage tonangebend ist, gibt es einige Namen, die man sich aufgrund ihrer kommunalpolitischen Erfahrung und/oder ihrer Bekannt- und Beliebtheit durchaus als Kandidaten für das Stadtbürgermeisteramt in Hillesheim vorstellen kann. Bei der FWG sind das gleich mehrere Namen: Sparkassenchef Hans-Walter Blankenheim erzielt seit Jahren die besten Einzelstimmenergebnisse bei Kommunalwahlen, hegt aber offensichtlich keine weitergehenden Ambitionen auf Stadtebene. Ähnliches gilt für Christoph Bröhl. Wären aus der zweiten Reihe noch Theo Valerius und Fraktionsvorsitzender Dieter Bernardy als potenzielle Kandidaten. Aufseiten der WG Handwerk ist es neben dem Listenführer - der bislang aber abwinkt - allenfalls noch DRK-Mann Martin Wirtz, dem mehr zuzutrauen ist. Aufseiten der CDU steht und fällt alles mit der Entscheidung von Amtsinhaber Matthias Stein, nochmals anzutreten oder nicht. Geht er in Ruhestand, werden die Karten in der Stadt komplett neu gemischt. Denn ein Nachfolger drängt sich bislang nicht auf bei den Christdemokraten. Die besten Karten, weil das beste Einzelstimmenergebnis, hat Stephan Hoffmann. Und da ist noch ein Name, der schon gefallen ist: Stefan Schmitz (SPD). Der junge, aufstrebende und engagierte Genosse findet immer mehr Gehör im Rat. Bleibt nur der Makel, dass er für Hillesheimer Verhältnisse "in der falschen Partei" ist, wie es ein angesehenes Ratsmitglied erst kürzlich auf den Punkt brachte. m.huebner@volksfreund.de

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