Projekt der Lebenshilfe Grabungen verzögern Millionen-Projekt in Gerolstein

Gerolstein · Die Lebenshilfe Daun will auf dem Areal des Kreisheimatmuseums in Gerolstein, das sie bereits gekauft hat, eine Betreuungseinrichtung bauen. Doch das Projekt verzögert sich, da die Landesarchäologie das Areal zunächst untersucht.

Die Lebenshilfe Daun will auf dem Areal des Kreisheimatmuseums in Gerolstein, das sie bereits gekauft hat, eine Betreuungseinrichtung vor allem für behinderte Rentner bauen. Doch das Projekt verzögert sich, da die Landesarchäologie das Areal zunächst nach römischen Funden untersucht, bislang aber nichts gefunden hat.

Die Lebenshilfe Daun will auf dem Areal des Kreisheimatmuseums in Gerolstein, das sie bereits gekauft hat, eine Betreuungseinrichtung vor allem für behinderte Rentner bauen. Doch das Projekt verzögert sich, da die Landesarchäologie das Areal zunächst nach römischen Funden untersucht, bislang aber nichts gefunden hat.

Foto: TV/Mario Hübner

Von Mario Hübner

Vor einem Jahr ist das Areal hinter dem Kreisheimatmuseum, wo zuletzt ein Gärtnereibetrieb war, im Auftrag der Lebenshilfe Kreisvereinigung Daun gerodet worden. Denn die hat Museum samt des rückwärtigen Bereichs bis hin zum Peschenbach von der Familie Engels sowie der Stadt Gerolstein gekauft. Inzwischen sollten dort – im umgebauten Museum und in einem Neubau dahinter – längst die Bagger und Bauarbeiter angerückt sein, um Wohnraum und Platz für behinderte Menschen zu schaffen. Und das Vorhaben verzögert sich weiter.

Zwar hat der Stadtrat bereits im März vergangenen Jahres mit der beschlossenen Änderung des Bebauungsplans den Weg für das Sozialprojekt freigemacht, doch die Landesarchäologie aus Trier hat Einwände angemeldet. Zunächst müsse das Gebiet auf römische Funde untersucht werden. Schließlich befindet sich ganz in der Nähe mit der Villa Sarabodis ein bedeutendes Zeugnis römischen Lebens. Doch erst ein halbes Jahr später, im November, unternahm die Landesarchäologie vier Wochen lang die angekündigten Untersuchungen. An vier Stellen wurde das Erdreich aufgebaggert. Und es wurde in der Tat etwas gefunden.

Alfred Haas, Aufsichtsratsvorsitzender der Lebenshilfe Daun, berichtet von einer nervenzehrenden Zeit: „Ich war fast jeden Tag auf der Baustelle, hatte etliche schlaflose Nächte – und als dann wirklich etwas gefunden worden war, standen mir die Schweißperlen auf die Stirn. Denn das hätte das Aus für unser Projekt sein können, an dem wir bereits seit 2015 arbeiten.“

Als die vor Ort tätige Archäologin nach geraumer Zeit aber gemeint habe, dass es sich höchstwahrscheinlich um Funde aus dem Mittelalter und nicht aus römischer Zeit drehe, sei die Erleichterung groß gewesen. Denn, dass dort in der Erde Mauerreste einer Kirche und eines Küsterhauses zu finden seien müssten, sei bereits vermutet worden. „Das hat uns Vorbesitzer Christian Engels, der sich sehr gut mit der Geschichte auskennt, schon früh gesagt“, berichtet Haas.

Was die Lebenshilfe-Verantwortlichen aber brauchten, war ein schriftliches Ja für den Baustart. Das sei dann wenige Wochen später angekommen – jedoch mit einem großen Aber. Haas erklärt: „Die Landesarchäologie hat uns zwar mitgeteilt, dass unser Bebauungsplan okay sei und wir so bauen könnten wie geplant. Sie hat sich aber ausbehalten, auf dem Areal weitere Grabungen vornehmen zu dürfen. Doch so können wir unmöglich starten.“

Lebenshilfe (Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Haas, Vorstand Achim Saßmann und Ferdinand Niesen, Geschäftsführer der Westeifelwerke und der Lebenshilfe Wohngemeinschaften) und Kreisverwaltung (Sozialdezernent Peter Esch und Abteilungsleiter Dietmar Engeln) haben daraufhin Mitte Januar ein Schreiben an die Landesarchäologie geschickt. Darin heben sie die Wichtigkeit und Dringlichkeit des Sozialprojekts hervor und bitten um rasche und endgültige Klärung: Erstens, was inzwischen genau gefunden wurde, zweitens, ob weitere Untersuchungen folgen werden, drittens, wenn ja, wann genau. Und viertens, was diese die Lebenshilfe kosten werden. Denn auch die ersten Untersuchungen hatte der Bauträger zu tragen.

Im Brief heißt es: „Unser Bauvorhaben unterliegt aufgrund der langen Zeitunterbrechung durch die archäologischen Grabungen mittlerweile einem enormen Druck. 30 Menschen mit geistiger Behinderung aus der hiesigen Region benötigen dringend einen adäquaten Wohnplatz.“ Inzwischen teilt Haas auf TV-Anfrage mit, dass es nach einem weiteren Telefonat nun einen Vor-Ort-Termin mit der Landesarchäoligie geben werde: am Dienstag, 7. März. Das bestätigt auch Lars Blöck, stellvertretender Leiter der Außenstelle Trier der Landesarchäologie. Er sagt auf TV-Anfrage: „Wir haben dort unter anderem Teile einer großen Umfassungsmauer gefunden. Die können wir derzeit noch nicht genau datieren, sie könnte aber den landwirtschaftlichen Bereich einfassen, der zur Vila Sarabodis zählt. Das ist nun nochmals großflächig zu untersuchen. Details werden wir bei unserem Vor-Ort-Termin besprechen.“ Die Grabungen, bei denen der Oberboden des Untersuchungsbereichs „großflächig rund 30 bis 40 Zentimeter tief“ abgezogen wird, werden laut Blöck „schätzungsweise vier Monate dauern“. Start? „So rasch als möglich.“

Was er grundsätzlich nicht als sinnvoll, sondern „eher schwierig“ erachtet, ist, dass parallel gearbeitet wird: also Grabungen hier, Baustart für das Lebenshilfe-Projekt dort. Bei einem Grabungsstart im April und einem Abschluss der Arbeiten innerhalb der angenommenen vier Monate, könnte das Lebenshilfe-Projekt demnach frühestens im August dieses Jahres starten – also mit weiterer Verzögerung.

Geplant ist, dass auf dem Areal hinter dem ehemaligen Kreisheimatmuseum ein zweieinhalbgeschossiger Neubau entsteht. Dort soll Wohnraum für behinderte Menschen mit geringen sowie auch stärkeren Einschränkungen, Gruppenräume und Platz für die Renterbetreuung geschaffen werden. Dieser Komplex soll über einen Gang mit der historischen Bausubstanz verbunden werden. Die werde, so Haas, außen erhalten bleiben, im Inneren aber umgebaut werden.

Haas konkretisiert: „Wir wollen eine Rentnerbetreuung für etwa 24 Behinderte schaffen.“ Die Menschen sollen dort dann montags bis freitags von 8.30 bis 16 Uhr unter Anleitung ihren Tag gestalten: mit Arbeit, Spielen, Gesprächen, Betreuung, gemeinsamen Mahlzeiten. Weshalb das so wichtig ist: „Wenn die Arbeit, beispielsweise in den Westeifel-Werkstätten wegfällt, bricht für viele auch der Alltag zusammen. Das wollen wir mit diesem Angebot verhindern. Wir wollen so wieder Struktur in ihren Alltag bringen. Denn viele der Klienten, für die das neue Angebot infrage kommt, wohnen noch bei den Eltern oder Geschwistern.“ Haas führt weiter aus: „Wir planen mit zwei Gruppen und zu je 12 Menschen. Der Bedarf ist auf jeden Fall da, Tendenz steigend.“

Darüber hinaus soll es 22 Wohnheimplätze für Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf geben sowie acht Apartments für Menschen in der ambulanten Betreuung, die nur eine geringe Unterstützung benötigen. Hass sagt: „Je nach ermitteltem Bedarf erhalten diese Menschen unterstützende oder begleitende Leistungen, die sie für ihre Alltagsbewältigung und die gewünschte Entwicklungsvorstellung benötigen.“ Jeder von ihnen beziehe sein eigenes Zimmer mit eigener Dusche/Toilette, zudem gebe es einen Gemeinschaftsraum fürs Essen, Fernsehen und sonstige gemeinsame Aktivitäten. Zudem sind einige Plätze für die Kurzzeitpflege vorgesehen – falls die Eltern/Angehörigen mal krank würden oder eine Auszeit brauchten. Rund 20 Beschäftigte sollen sich um die Kleinten kümmern.

An dem Gesamtkonzept arbeitet die Lebenshilfe Daun seit 2015. Zunächst fand sich in Gerolstein kein geeignetes Grundstück, nun die neuerlichen Verzögerungen. Ging Haas Anfang vergangenen Jahres noch von einem Einzugstermin 2023/2024 aus, so denkt er nun an „frühestens Mitte 2025, denn wir rechnen schon mit fast zwei Jahren Bauzeit“.

Auch die Kostenkalkulation hat sich massiv verändert: Wurde 2015 noch mit gut zwei Millionen Euro Baukosten kalkuliert, ging man 2021 bereits von 4,5 und inzwischen gar von rund 6 Millionen Euro aus, „denn jeder Monat Verzögerung kostet uns weiteres Geld“, so Haas. Er führt weiter aus: „Wir als Lebenshilfe bringen da sehr viel Eigenkapital ein und werden auch einen Kredit aufnehmen müssen. Wir investieren viel Geld und viel Zeit. Wichtig ist daher, dass wir nun rasch loslegen können.“

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