Integration im Kleinen

Wichtige Arbeit für die Gesellschaft: Zwei Sozialarbeiter kümmern sich im Dauner Haus der Jugend täglich um Teenager und junge Erwachsene aus den unterschiedlichsten Kulturen und Jugendszenen.

 Sozialarbeiter Vitali Bittner (links) vermittelt im Dauner Haus der Jugend unterschiedliche Kulturen. TV-Foto: Hannah Schmitt

Sozialarbeiter Vitali Bittner (links) vermittelt im Dauner Haus der Jugend unterschiedliche Kulturen. TV-Foto: Hannah Schmitt

Daun. (hsc) Billardkugeln prallen aufeinander, eine Gruppe Jugendlicher ist in ihr Spiel vertieft. Auf der Bühne vertreiben sich vier weitere Teenager die Zeit mit Dart spielen. Rund 25 Jugendliche nutzen das Haus der Jugend (HdJ) in Daun täglich. Zusammen mit Leiterin Julia Küker und Sozialarbeiter Vitali Bittner haben sie sich dort eine eigene kleine Welt aufgebaut - eine Welt, in der jeder willkommen ist, unabhängig von Herkunft und Vermögen.

Doch was heute so einfach aussieht, hat die beiden Sozialarbeiter viel Kraft und Willen gekostet. "Dafür, dass es heute hier so schön ist, haben wir geblutet", sagt Küker. Sie mussten sich nicht nur mit den Jugendlichen auseinandersetzen, sondern auch mit der Bevölkerung. Denn als die 40-Jährige vor acht Jahren anfing, hatte das Haus einen sehr schlechten Ruf. Eine russische Clique hatte das Haus belagert und alle anderen Gruppen verdrängt. Inzwischen gebe es aber die nötige Akzeptanz bei Behörden, Vereinen und Schulen, ergänzt Bittner. "Für uns ist das Haus der Jugend eine wichtige Einrichtung", betont Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen. Sie leiste einen großen Beitrag bei der Betreuung auch schwieriger Jugendlicher.

Von draußen dringt das Geräusch von aufprallenden Bällen herein. Alex Frank und Daniel Swiatowiec trotzen der Kälte bei einer Runde Basketball. Seit rund zwei Jahren kommen sie regelmäßig ins HdJ. "Hier kann jeder hingehen, wir kennen uns alle", erzählt Daniel. "Und inzwischen sind wir eine große Familie mit Julia und Vitali."

Oberste Regel: Achtung voreinander



Punks, Skater, Jugendliche, die mit ihren Familien aus beispielsweise Russland oder Polen nach Deutschland eingewandert sind - die Vielfalt an Jugendszenen im HdJ ist groß. "Hier begegnen sich Leute, die sich sonst nie treffen würden", sagt Julia Küker. "Das birgt natürlich auch Konflikte." Diese sollen vor allem konstruktiv durch Gespräche gelöst werden. Denn Zuschlagen bringe auf Dauer nichts, erläutert sie.

Wer durch die Tür tritt, entscheidet sich für Achtung voreinander, lautet deshalb die eine unerschütterliche Grundregel des HdJ. Julia Küker: "Das beginnt schon bei kleinen Dingen, wie die Füße auf den Tisch legen."

Vitali Bittner weiß selbst, wie es vielen der Jugendlichen ergeht. Mit 21 Jahren ist er aus der damaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen. Obwohl er von Geburt an einen deutschen Pass besaß, war der Anfang in Deutschland für ihn wie eine "Mondlandung". "Man muss alles neu lernen", sagt er über diese Zeit. Die Jugendlichen müssten erst ihre Identität wiederfinden. Aggressivität sei oft Ausdruck ihrer Hilflosigkeit.

"Was wir hier machen, ist, die unterschiedlichen Kulturen miteinander zu vermitteln", erläutert Bittner. Er sei froh, dass sich die Grenzen zwischen den Gruppen im HdJ langsam auflösen würden. Lediglich bei der Partnerwahl würden die Jugendlichen noch in ihrer Gruppe bleiben, berichtet Küker. Sie ist sich sicher, dass sie mit ihrem Konzept den richtigen Weg eingeschlagen haben. "Viele Dinge, die wir immer gemacht haben, werden gerade öffentlich diskutiert", sagt sie mit Nachdruck. Sie habe schon vor acht Jahren gesagt, dass jemand, der nur Ablehnung erfahren hat, eine Gesellschaft nicht lieben und unterstützen könne.

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