"Mein Mann befindet sich immerhin im Krieg"

Maria Luisa Euen ist Gattin eines Bundeswehrmajors, der seit neun Monaten in Afghanistan im Einsatz ist. Sie und rund 100 weitere Angehörige von Soldaten trafen sich jetzt in der Freiherr-von-Gersdorff-Kaserne zum Gedankenaustausch.

Euskirchen. (pjk) "Wenn ich gemütsmäßig ganz unten bin, dann kann ich auch mitten in der Nacht die Freunde im Euskirchener Familienbetreuungszentrum anrufen mit der Gewissheit, ein offenes Ohr zu finden. Mein Mann befindet sich immerhin im Krieg!"

Das sagt Maria Luisa Euen. Sie ist Gattin eines Bundeswehrmajors, der seit neun Monaten in Afghanistan seinen Dienst tut.

Maria Luisa Euen und rund 100 weitere Ehefrauen, Mütter und Großeltern von am Hindukusch eingesetzten Soldaten trafen sich jetzt in der Freiherr-von-Gersdorff-Kaserne zum Gedankenaustausch.

Einzugsbereich von 100 Kilometern



Bundesweit gibt es flächendeckend 31 dieser Familienbetreuungszentren (FBZ) - eine Einrichtung, die es ehemals auch in Gerolstein gab, dort aber geschlossen wurde.

Die Einrichtung in Euskirchen deckt einen Einzugsbereich von rund 100 Kilometern im Umkreis ab.

So versorgt die Bundeswehr, regional organisiert, die Familienmitglieder ihrer in den Krisengebieten stationierten Soldaten mit Informationen über die aktuelle Lage. Oder sie schafft - im Notfall - den direkten Kontakt zwischen Angehörigen und Soldaten.

In Euskirchen leistet diese Arbeit ein Stab von zwölf Mitarbeitern um Oberstabsfeldwebel Volker Ebeling.

Rund um die Uhr sind die fünf Soldaten und eine Soldatin mit sechs ehrenamtlichen Betreuerinnen über eine Telefon-Hotline zu erreichen. Das Tätigkeitsfeld ist klar definiert. An erster Stelle stehe die moralische Unterstützung der Betroffenen, sagt Stabsfeldwebel Kai Hünefeld.

Dazu wurde ein Netzwerk aufgebaut, in das Truppenpsychologen und die Militärseelsorge eingebunden sind.

Aber auch Themen wie Kinderbetreuung oder die Wohnungssuche werden bearbeitet. Dabei stünden Diskretion und die Privatsphäre der Ratsuchenden an erster Stelle. Man verstehe sich als große Familie, in der jeder die Persönlichkeit und die individuellen Gegebenheiten des anderen achte.

Majorsgattin Maria Luisa Euen lebt jeden Tag mit der Möglichkeit, Empfängerin einer Hiobsbotschaft zu werden. Aber sie schiebe diesen Gedanken von sich. Sie konzentriere sich auf das Management ihrer Familie. Dazu gehören drei Kinder und ein Hund.

Ihre sechsjährige Tochter leide am meisten unter der Abwesenheit und dem ungewissen Schicksal des Vaters. Das Kind sei deswegen in ärztlicher Behandlung.

Am 11. August komme ihr Mann wieder auf Heimaturlaub.

Dann gehe es mit den zwei jüngsten Kindern zu einem Urlaub in die Bretagne. Das sei eine Zeit der "absoluten Lebensqualität".

Auch wenn sie stets knapp eine Woche Gewöhnungszeit benötige, um in den gewohnten Familienalltag zurück zu finden, so könne ihr nichts diese Zeit vermiesen. Am 3. September muss ihr Ehemann wieder zurück nach Afghanistan. Sein Einsatz wird im Januar 2011 zu Ende sein.

Vom Umgang mit den Soldatenfamilien



"Es ist uns wichtig, dass die Öffentlichkeit erfährt, wie wir mit den Familien unserer Soldaten umgehen - mit Fürsorge, Zuwendung und Offenheit", setzte der Pressesprecher des Landeskommandos NRW, Oberstleutnant Jürgen Amann, den Schlusspunkt unter die Veranstaltung.

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