Wo Heuballen ins Rollen und Ziegenböcke in die heiße Phase kommen

Gillenfeld · Ob der Ziegenzuchtbock Diego den Einbrecher auf dem Vulkanhof von Inge Thommes-Burbach tatsächlich zu Tode drückt, bleibt derzeit noch das Geheimnis des Krimischriftstellers Carsten Sebastian Henn. Den Hof und seine zwei- und vierbeinigen Bewohner hat er jedenfalls genau unter die Lupe genommen, als er für seine Kurzgeschichte im Sammelband "Tatort Eifel" recherchierte.

 Welche Rolle der Krimiautor Carsten Sebastian Henn (links) dem Ziegenbock Diego sowie (von links) Lotte Sachen, Inge Thommes-Burbach und Michael Holtmann gibt, bleibt noch sein Geheimnis. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Welche Rolle der Krimiautor Carsten Sebastian Henn (links) dem Ziegenbock Diego sowie (von links) Lotte Sachen, Inge Thommes-Burbach und Michael Holtmann gibt, bleibt noch sein Geheimnis. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Gillenfeld. Den Ziegenkäse vom Gillenfelder Vulkanhof kennt Carsten Sebastian Henn aus dem "Frischeparadies" seines Wohnorts Hürth bei Köln. "Sehr lecker", sagt Henn und fragt: "Kann ich mal den Ziegenstall sehen?" Inge Thommes-Burbach schiebt das Stalltor auf. Henn wirft einen Blick in die Ziegen-Kinderstube vorne links, erkundigt sich nach der Gesamtzahl der Ziegen (250), nach der Hauptrasse (weiße deutsche Edelziege) und den Melkzeiten. Dann wendet er sich der "Männer-WG" mit den Zuchtböcken zu.

Einer der ein Dutzend Böcke ist Diego. Er hat das schönste Gehörn, die stärkste Schädelplatte, den längsten Bart und den höchsten Verkaufswert von allen. Sein Interesse an den Besuchern hält sich allerdings in Grenzen, denn Inge Thommes-Burbachs Schwiegersohn Michael Holtmann lädt eben genau vor ihm einen Heurundballen von der Schubkarre.
"So ein Heuballen ist bestimmt nicht ganz ungefährlich, wenn er ins Rollen kommt", sagt Henn nachdenklich. "Und Diego?" Der und die anderen Böcke seien jetzt relativ harmlos, erklärt die Chefin des Vulkanhofs. Das ändere sich aber Ende August. "Dann beginnt die heißeste Zeit, und die Böcke sind wild." Inge Thommes-Burbach lacht: "Dann ist es hier im Stall nicht so ruhig wie heute, und es riecht stärker."
Henn macht sich Notizen. "Hat der Vulkanhof Konkurrenz?" Thommes-Burbach schüttelt den Kopf. "Am ehesten in der Lebensmittelindustrie, aber dafür sind wir zu klein", erklärt sie. Wie lange es dauern könne, bis im Ziegenstall eine Leiche entdeckt werde, will Henn wissen. "Höchstens eine Nacht", sagt Thommes-Burbach. Der Krimiautor rüttelt an einem Gatter. "Ziemlich stabil", meint er. "Hier könnte man jemanden festbinden."
Im Hof hat die Familie Thommes-Burbach im vorigen Jahr ein Café eingerichtet - zu nett und hübsch eigentlich, als dass hier etwas Schlimmes passieren könnte. "Genau da lauert am ehesten das Grauen", sagt Carsten Sebastian Henn.

Mit Pistolen und Messern hat er es nicht. Er schreibt am liebsten kulinarische Krimis wie den kürzlich erschienenen ersten deutschen Käsekrimi "Die letzte Reifung". "Da passt doch der Vulkanhof wie die Faust aufs Auge zu mir", erklärt der 37-Jährige und möchte noch die Käserei sehen.
Inge Thommes-Burbach geht voran. Sie ist selbst ganz verrückt nach Krimis und hat den Kopf voller Ideen für eine Kurzgeschichte, wie sie Henn für den Sammelband des KBV-Verlags anlässlich des Krimifestivals Tatort Eifel schreiben wird.
In ihrer und Henns Begleitung ist Lotte Sachen aus Bleckhausen. Die 42-jährige medizinische Fachangestellte hat beim Gewinnspiel des KBV-Verlags und des Trierischen Volksfreunds einen Auftritt in Henns Kurzgeschichte gewonnen. Eine intrigante Mörderin möchte sie sein, wünscht sie sich. bb

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