Auf Kundenfang

Der Landtag hat im März ein Gesetz verabschiedet, das die Gemeindeordnung ändert. Kommunale Versorgungsunternehmen dürfen nun über Gemeindegrenzen hinaus wirtschaftlich aktiv werden. Die Stadtwerke Trier wollen in der Region und bundesweit neue Kunden gewinnen.

Trier/Mainz. Vor etwa zwei Jahren hat die rheinland-pfälzische Landesgruppe des Verbandes kommunaler Unternehmen e.V. (VKU), dem auch die Stadtwerke Trier (SWT) angehören, die Gesetzesänderung angestoßen. Hintergrund waren Aktionen hessischer Energieversorger, die über die Landesgrenzen hinweg auf Kundenfang gegangen waren. Hiesige Unternehmen konnten den Wettbewerbern nur tatenlos zusehen, denn ihnen setzte die Gemeindeordnung räumliche Grenzen. SWT-Vorstand Olaf Hornfeck begrüßt das Gesetz: "Jetzt können wir uns dem Wettbewerb stellen." Wer Kunden verliere, müsse auch die Chance haben, neue zu gewinnen, und dürfe nicht durch Restriktionen daran gehindert werden.

Bereits seit dem Herbst 2007 sind die SWT mit ihrem Angebot "Römerstrom" bundesweit aktiv. Privatkunden aus ganz Deutschland können sich bei ihnen über das Internet Stromlieferungen bestellen ( www.roemerstrom.de). Streng genommen ist das rechtlich erst seit der Gesetzesänderung durch den Landtag erlaubt. Da sich das Gesetz aber bereits abgezeichnet habe, sei man vorzeitig aktiv geworden, begründet Olaf Hornfeck. Aktuell haben die SWT 13 000 "Römerstrom"-Kunden und rechnen dabei in diesem Jahr mit neun Millionen Euro Umsatz.

In Vorbereitung ist nun ein weiteres Geschäftsfeld. Ab dem Frühjahr 2010 sollen Kunden bundesweit bei den SWT auch Gas bestellen können. Vorstand Hornfeck peilt für kommendes Jahr 10 000 "Römergas"-Kunden an. Zurzeit wird außerdem eine Vertriebsstrategie entwickelt, um Gewerbe- und Industriekunden im mittleren Segment zu gewinnen und mit Strom und Gas zu beliefern. "An Großkunden wie Daimler oder Siemens werden wir aber nicht herankommen", schränkt Olaf Hornfeck ein.

Grundsätzlich sind die Stadtwerke Trier mit insgesamt 680 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von rund 230 Millionen Euro (2008) seit Jahren auf regionales Wachstum eingestellt. Sie sind mittlerweile nicht nur in Trier, sondern auch in Saarburg, Konz, Schweich, Hermeskeil, Wittlich, Bitburg und seit Anfang Januar auch in Prüm als Gas-/Wasserversorger aktiv. "Wir betreiben und entwickeln die kommunale Infrastruktur weiter", sagt der SWT-Chef. Dabei zählten Städte und Gemeinden zu den Partnern. Der große Vorteil eines kommunalen Energieversorgers (die SWT sind eine Anstalt öffentlichen Rechts, die zu 100 Prozent der Stadt Trier gehört) bestehe darin, dass er nicht auf eine kurzfristige Gewinnmaximierung aus sei, sondern eine langfristige Strategie verfolge.

Generell geht die energiewirtschaftliche Tendenz in die Richtung, die auch bei der Kommunal- und Verwaltungsreform politisch für Städte und Gemeinden verfolgt wird: größere Einheiten bilden und dadurch effektiver werden.

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