Die Großen sind mit dabei

Was bringt der geplante neue Energiekonzern der Großregion den Verbrauchern? Ein Energie-Experte warnt vor überzogenen Hoffnungen auf niedrigere Preise für Strom und Gas.

Trier. So richtig freuen kann man sich bei den Trierer Stadtwerken (SWT) nicht. Ausgerechnet die Saar Ferngas, die an dem kommunalen Versorger mit gut 25 Prozent beteiligt ist, will zusammen mit dem Luxemburger Stromanbieter Cegedel und dem luxemburgischen Gasversorger Soteg einen neuen Energiekonzern für die Großregion gründen (der TV berichtete). Ein neuer Anbieter, sagt SWT-Sprecher Carsten Grasmück, ist ein weiterer Wettbewerber. Und wenn die Konkurrenz dann ausgerechnet quasi noch hausgemacht ist, kann man nachvollziehen, dass darüber nicht gerade Freude aufkommt in der SWT-Zentrale.

28 000 Kunden versorgen die Stadtwerke in der Region Trier, eine echte Konkurrenz gibt es bislang aber keine. Mit der neuen Gesellschaft, deren Mehrheitsaktionär der Staat Luxemburg über die luxemburgische Entwicklungsbank SNCI sein wird, könnte sich das ändern. Auch bei der Stromversorgung wird es für die Trierer Stadtwerke damit einen weiteren Konkurrenten geben, falls das Kartellamt und die Luxemburger Aufsichtsbehörden dem Zusammenschluss zustimmen werden. Trotz allem gibt man sich bei den Stadtwerken gelassen: Da man sich bereits im Wettbewerb mit anderen Anbietern befinde, werde sich voraussichtlich nicht viel ändern, gibt sich Grasmück vorsichtig optimistisch.

Wie sich der neue Energiekonzern auf die Strom- und Gaspreise in der Region auswirken wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Zwar werden laut dem luxemburgischen Wirtschaftsminister Jeannot Krecké die Preise der Gruppe (Jahresumsatz zwei Milliarden Euro, 164 000 Kunden) geringer sein als die der einzelnen darin zusammengeschlossenen Anbieter, aber: "Attraktive Preise kann es nur ab einer gewissen Unternehmensgröße geben", sagt Krecké. Das heiße aber nicht, dass die Preise künftig niedriger seien als die, die heute bezahlt werden.

Auch der Energie-Experte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, Hans Weinreuter, warnt vor allzu großer Hoffnung. Natürlich sei jeder zusätzliche Energieversorger zu begrüßen. Doch im Falle der neuen Gruppe müsse bezweifelt werden, ob dadurch tatsächlich mehr Wettbewerb entsteht und es dadurch Vorteile für die Verbraucher gebe. Ein Blick auf die Liste der Beteiligungen untermauert die Zweifel Weinreuters.

An Saar Ferngas ist die Essener Eon Ruhrgas mit 20 Prozent beteiligt, ebenso wie auch am luxemburgischen Gasversorger Soteg. Eon ist bereits jetzt einer der größten Energieanbieter in Deutschland. Auch der Essener Stromkonzern RWE ist mit von der Partie. Mit 19,8 Prozent soll der Energieriese, der über eine Investmentgesellschaft Anteile am Luxemburger Stromversorger Cegedel hält, an der neuen Gesellschaft beteiligt sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort