Goldene Wandtafeln aus Eifeler Naturmaterial

Prüm-Niederprüm · Ob in den Boutiquen einer der edelsten Modemarken weltweit, in der Residenz eines arabischen Geschäftsmannes oder im hochgesicherten Promi-Bereich des Münchner Flughafens: Mit seinen Tafeln aus gespaltenem Holz hat Klaus Wangen einen neuen Design-Trend geschaffen.

Prüm-Niederprüm. Wer die Ausstellungsräume der kleinen Schreinerei Wangen im Prümer Stadtteil Niederprüm betritt, kann sich kaum vorstellen, dass hier ein neuer, weltweit gefragter Trend im Bereich Wanddesign geschaffen wurde. Auf der linken Seite steht ein schwarzes Ledersofa vor einer großen Musterwand aus gespaltenen Naturholz-Tafeln mit schwarzer Lasur, rechts zeigen Holzabschnitte in Ziegelsteingröße die Bandbreite von Farben und Anordnungen. Im Nebenraum zieren silberne Holztafeln eine Küchenrückwand, ein geschwungenes Sofa spiegelt wellenförmige goldene Holzreliefs wider.
Holz mit Licht inszeniert


Für Furore sorgten die Ausstellungsmodelle von Klaus Wangen jedoch vor zwei Jahren auf der Internationalen Möbelmesse (IMM) in Köln bei Architekten, Designern und Inneneinrichtern. Dort hatte der gewiefte Designer die Holztafeln aufwendig mit Licht inszeniert und an einer hohen Wand befestigt. Das kam so gut an, dass der Eifeler inzwischen edelste Mode-Boutiquen zwischen New York, Mexiko, Tokio, Paris und Amsterdam mit seinen gespaltenen Holzplatten verziert, eine millionenschwere Yacht mit ebensolchen Holztüren verfeinert und den Konferenzraum im neuen sicherheitsgeprüften Vip-Bereich des Münchner Flughafens ausgestattet hat.
Struktur ist gefragt


Dabei sieht sich der Trendsetter selbst als "kleinen Tischler aus der Eifel, der viel Glück und den richtigen Riecher" hatte. Der 48-jährige Schreinermeister kam - wie er selbst sagt - eher "per Zufall beim Anblick gespaltener Zaunpfähle" auf die Idee, das knorrige, zerfaserte Holz zu Möbeln oder Wandschmuck zu verarbeiten.
"Das Lichtspiel in dem gespaltenen Holz ist phänomenal", schwärmt Klaus Wangen, der als gelernter Holzbildhauer und Restaurator von Hause aus ein Gespür für Strukturen, Oberflächen und feine Naturmaterialien hat. Akribisch hat er bereits verkommene Denkmäler restauriert, Altäre wieder auf Hochglanz gebracht und so hergerichtet, wie ihr Erbauer sie geschaffen hat.

Schon länger beobachtet der Künstler zum Einrichtungstrend von viel Glas, glatten Böden und weißen Möbeln eine Gegenbewegung, die nach Struktur verlangt. Ein Volltreffer für Wangens hochwertige Tafeln: Denn er spaltet das Holz von Eifeler Bäumen, befreit es selbst mühselig in zahlreichen Arbeitsstunden von Spänen und abstehenden Teilen, bearbeitet es in Handarbeit mit Ölen, Lasuren oder Blattgold und bringt gerade so die Unebenheiten des Naturstoffes zur Geltung. "Der Mensch sucht mit seinem Auge nach Dingen, an denen er sich festhalten kann", weiß der feinsinnige Künstler. Ein weiterer Vorteil des Holzes: Es schafft eine warme Atmosphäre, absorbiert Schallwellen und reduziert so den Lärm.
Der Vertrieb ist einfach: Ein Architekt plant ein Wandrelief und Wangen liefert die Platten im Paket. Ein Schreiner vor Ort braucht die Holzwände nur noch nach Plan aufzubauen. So haben bereits Pakete mit dem Ziel Neuseeland, Bahrain und Japan die Niederprümer Werkstatt verlassen.
"Es ist ein Traum für uns, so etwas umsetzen zu können", sagt Klaus Wangen zufrieden. Doch das allein genügt ihm nicht. "Ich möchte das Produkt weiterentwickeln und weiterbringen." Sein Wunsch: einen Konzertraum oder eine Philharmonie mit den gespaltenen Holzplatten so gestalten, dass ein neues Klangerlebnis für die Ohren entsteht.Premiere feiern Klaus Wangens Produkte aus Holzspalttechnik 2008 auf der Luxemburger Herbstmesse. Auf der IMM 2009 in Köln wird die Schweizer Schreinerzeitung auf den Eifeler Handwerker aufmerksam. Ein Jahr später folgt der Durchbruch in der Premiumhalle. Wangen verteilt mehr als 3000 Prospekte, muss Karten nachdrucken lassen. Er hat den Nerv der Zeit getroffen. Die positive Resonanz in der Fachpresse wie etwa AW - Architektur und Wohnen oder beim renommierten International Surface Yearbook beschert dem inzwischen auf vier Mann gewachsenen Unternehmen aus Niederprüm Aufträge, etwa für Restaurants in Mannheim und Zürich und für ein Schwimmbad in einem österreichischen Hotel. Auch eine Nobel-Bekleidungsmarke hat das Holz-Design entdeckt und für sich gebucht. Seitdem hat Klaus Wangen bereits 50 Boutiquen weltweit mit dem Eifeler Naturprodukt veredelt, die ihm gleichzeitig als Referenzobjekte für neue Interessenten dienen. Und die gibt es reichlich. Mehr als 30 000 Besucher haben die Internetseite www.spaltart.de im vergangenen Jahr besucht, pro Woche gehen bis zu 150 Anfragen aus der ganzen Welt in der Niederprümer Werkstatt ein. Ziel ist es, jährlich etwa 700 Quadratmeter Holzwände zu verkaufen. sas

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