Michelin will Mehrarbeit

TRIER. In den anstehenden Verhandlungen bei Michelin (TV vom Freitag) wird das Werk in Trier wohl eine Sonderrolle einnehmen: Denn am Moselstandort gibt es bereits die 40-Stunden-Woche. Die Trierer Betriebsvereinbarung ist noch bis Ende 2007 gültig.

"Zukunftsfähig". Was in den Ohren der Arbeiter in den fünf deutschen Werken des französischen Reifenherstellers Michelin wahrscheinlich nicht aufbauender klingen dürfte, als für Millionen andere Beschäftigte in Deutschland, hat in der Michelin-Chefetage eine positive Bedeutung. Da wird "Zukunftsfähig" gleichgesetzt mit "Standortsicherheit" und damit mit "Weiterbeschäftigung". "Wir wollen alle deutschen Standorte zukunftssicher machen, noch bevor Probleme entstehen", erklärt Michelin-Sprecher Thomas Becki im TV-Gespräch. "Zukunftsfähig" bedeute, eine höhere Produktivität sicher zu stellen. "Das kann durch längere Arbeitszeiten, Personalabbau, Kostensenkungen bei der Energieversorgung und moderne Technik erreicht werden", erklärt Becki, worüber das Unternehmen mit dem Betriebsrat ab 6. November verhandeln möchte.Keine Mehrheit für 40-Stunden-Woche

So sollen die deutschen Werke - neben der kleinsten Vertretung in Trier in Bad Kreuznach, Homburg, Karlsruhe und Hallstadt - konkurrenzfähig bleiben und vor der Verlagerung ins europäische Ausland geschützt werden. Kernpunkte dabei sollen die Erhöhung der Arbeitszeit von 37,5 auf 40 Stunden pro Woche, ohne Lohnausgleich, und sozialverträglicher Personalabbau sein. "Gelingt uns die Steigerung der Produktivität um 30 Prozent bei gleichzeitiger Kostensenkung, würden wir dafür Standortgarantien geben und 200 Millionen Euro in unsere deutschen Werke investieren", verspricht Becki. Dabei gibt es in Trier bereits die 40-Stunden-Woche. Auf freiwilliger Basis und bei vollem Lohnausgleich wurde das vor rund drei Jahren mit den Mitarbeitern ausgehandelt. Ende 2005 wurden trotzdem knapp 140 Mitarbeiter entlassen und die Drahtzieherei-Produktion - eine Vorstufe der Reifenherstellung - an einen anderen Standort verlegt. Nur knapp 100 Mitarbeiter arbeiten noch in den Trierer Werkshallen. "Weil bereits eine Betriebsvereinbarung existiert, wird Trier bei den Verhandlungen eine Sonderrolle einnehmen", sagte Michelin-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Dieter Wegel dem TV. Generell sei die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich bisher nicht mehrheitsfähig im Rat. "Eine 40-Stunden-Woche im Schichtbetrieb bedeutet nicht längere Arbeitstage, sondern alle drei Wochen eine Freischicht weniger." Die Erholungszeit von der körperlich teilweise sehr anstrengenden Arbeit würde damit verkürzt. Was mit den Trierer Mitarbeitern, die bisher nicht auf das freiwillige 40-Stunden-Angebot bei mehr Lohn eingegangen sind, passiert, wenn bei den Verhandlungen doch eine 40-Stunden-Woche ohne Ausgleich vereinbart wird, hänge von den Verhandlungen ab, sagte Wegel.

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