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Wittlich · Der Präsident der EU-Kommission, der Luxemburger Jean-Claude Juncker, ist in Wittlich mit dem Georg-Meistermann-Preis ausgezeichnet worden. Der erste Applaus des Abends gilt jedoch einem anderen.

 Der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Junker (Zweiter von links), nimmt im Eventum in Wittlich den Georg-Meistermann-Preis 2018 entgegen. Mit dem Preisträger freuen sich (von links) der Bürgermeister und Vorstandsvorsitzende der Stiftung Stadt Wittlich Joachim Rodenkirch, der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Kuratoriumsvorsitzende Hermann Simon.

Der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Junker (Zweiter von links), nimmt im Eventum in Wittlich den Georg-Meistermann-Preis 2018 entgegen. Mit dem Preisträger freuen sich (von links) der Bürgermeister und Vorstandsvorsitzende der Stiftung Stadt Wittlich Joachim Rodenkirch, der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Kuratoriumsvorsitzende Hermann Simon.

Foto: Klaus Kimmling

Rund 1000 Gäste warteten am Montag kurz nach 18 Uhr im Wittlicher Eventum auf den Startschuss. Darauf, dass der Präsident der EU-Kommission,  Jean-Claude Juncker, den Georg-Meistermann-Preis verliehen bekommt. Doch sie warten zunächst vergebens.

 Der Luxemburger betritt zwar kurz nach 18 Uhr den Saal, doch los geht es deshalb noch nicht. Den Grund gibt Wittlichs Bürgermeister Joachim Rodenkirch bekannt: Norbert Lammert, ehemaliger Bundestagspräsident und als Laudator einer der Hauptakteure des Abends, fehlt noch. Er sei jedoch um 15.55 Uhr aus Berlin kommend in Frankfurt gelandet, habe sich kürzlich von Ürzig aus gemeldet und werde bald eintreffen.

Und so ist es dann auch: Lammert betritt mit 20-minütiger Verspätung das Eventum, was die Gäste mit einem kurzen Applaus honorieren.

In seiner Laudatio auf Juncker betont Lammert, dass er sich dem Preisträger „politisch wie persönlich freundschaftlich verbunden fühlt“ und auch mit dem Namensgeber des Preises sehr vertraut ist. Von seinem ersten Berlin-Besuch in der damals geteilten Stadt in dem damals geteilten Land sei ihm keine andere Adresse mehr in Erinnerung als die der Kirche Maria Regina Martyrum mit dem beeindruckenden Altarbild Meistermanns. „Es wird keinen zweiten Künstler geben, der in Europa so zahlreich, an so vielen Stellen vertreten ist wie Georg Meistermann“, sagt Lammert über den Namensgeber des Preises.

Den diesjährigen Preisträger Jean-Claude Juncker lobt Lammert in seiner kurzweiligen und launigen Laudatio als „einen herausragenden Europäer der heutigen Zeit“. Dass der Preis an Juncker vergeben werde, sei nicht erklärungsbedürftig. „Dass Jean-Claude Juncker ein würdiger, passender Träger des Georg-Meistermann-Preises ist, daran darf überhaupt kein Zweifel sein“, sage Lammert in Richtung des Ausgezeichneten. Der Preis sei die Komplettierung einer eindrucksvollen Sammlung von Preisen, die der Luxemburger bisher bekommen habe.

Kein anderer habe „immer wieder gelegentliche Tiefen so lange, so intensiv, so engagiert und im Ergebnis auch so erfolgreich ausgelotet wie Jean-Claude Juncker“, hebt der Laudator in seiner persönlichen Würdigung des Preisträgers noch hervor.

Der so Gelobte spielt den Ball ebenso launig und kurzweilig zurück. Es bedankt sich – mit einem Augenzwinkern – bei der Stiftung Stadt Wittlich für die „total nachvollziehbare Entscheidung, mir den Preis zu verleihen“. Dann wird’s ernster. Der 63-Jährige warnt vor nationalen Alleingängen und fordert die Europäische Union zur Kompromissbereitschaft auf. Wenn Europa sein Schicksal selbst in die Hand nehmen wolle, dann setze das die Bereitschaft zum Kompromiss voraus. Dies sei in Wittlich nicht anders als in Brüssel. Mit einem Hinweis in Richtung Bundesregierung fügt Juncker hinzu: „Und wenn ich nicht alles falsch verstanden habe, dann ist Kompromissfähigkeit manchmal auch in Berlin wünschenswert.“ Man dürfe nicht vergessen, dass ein Tag Krieg in Europa mehr koste als 20 Jahre Europäische Union.

Nach der Verleihung nutzen die zahlreichen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und aus Bevölkerung den Termin zum gegenseitigen Austausch.

Da sind Norbert Lammert und Jean-Claude Juncker bereits weitergereist. Termine in Berlin, Europa und der Welt lassen ein längeres Bleiben nicht zu.

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