Vier Duelle, vier Tendenzen

Gelsenkirchen · Es geht doch: Erstmals in dieser EM-Saison 2015/16 ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ohne Gegentor geblieben - rechtzeitig vor Turnierbeginn. Trotz des manierlichen 2:0-Erfolgs gegen die ungefährlichen Ungarn stehen dem Team aber noch wichtige Trainingstage bis zum ersten EM-Spiel gegen die Ukraine bevor.

Gelsenkirchen. Vor der Europameisterschaft 2012 hatte sich Jonas Hector mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Da hieß der Alltag des Fußballers in Diensten der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln noch Regionalliga West. Die Gegner: unter anderem Idar-Oberstein und Eintracht Trier.
Jetzt, vier Jahre später, misst sich Hector - inzwischen gestandener Bundesliga-Spieler beim FC - mit den Großen Europas. Als einer von sieben Spielern gilt er als gesetzt für die deutsche EM-Startelf im Auftaktspiel am 12. Juni gegen die Ukraine. Daran wird sich auch nach dem letzten Testspiel gegen Ungarn nichts geändert haben, in dem er am glänzend herausgearbeiteten 1:0 beteiligt war, eher er zur zweiten Halbzeit ausgewechselt wurde. Nach einem optimalen Spielzug über Julian Draxler und Hector fabrizierte Ádám Lang unter Druck von Mario Götze ein Eigentor (39.). In der zweiten Halbzeit staubte Thomas Müller nach einem von Gabor Kiraly parierten Kopfball von Mario Gomez zum 2:0 ab (63.).
"Wir haben gute Ansätze gezeigt. Es ist ein gutes Gefühl, die Vorbereitung mit einem Sieg abzuschließen", sagte Hector nach der Partie. Der unscheinbare Saarländer erledigte seinen Job auf der linken Seite trotz mancher Probleme mit dem agilen Balázs Dzsudszák schnörkellos und effektiv. Diesmal war er wieder Mitglied einer Vierer-Abwehrkette, nachdem die deutsche Elf zuvor im Test gegen die Slowakei mit einer Dreierreihe (und mit Hector im Mittelfeld) agiert hatte. Wird die Vierer-Formation nun zum System für den EM-Start? Hector ist's egal: "Mal sehen, wie wir in dieser Woche trainieren. Beide Systeme funktionieren. Wir werden auch schauen, welche Marschroute die Gegner verfolgen."
Bundestrainer Joachim Löw bewertete den 2:0-Erfolg gegen die harmlosen Ungarn in der Schalke-Arena als brauchbar: "Insgesamt bin ich mit der Leistung zufrieden. Das war in Ordnung. In manchen Situationen haben wir gespürt, dass die Spritzigkeit und die Dynamik gefehlt haben. Das werden wir noch aufholen."
Es zeichnet sich ab, wie Löw gegen die Ukraine die verbleibenden offenen Positionen besetzen wird - wenn alle fit bleiben:
Rechts hinten dürfte Benedikt Höwedes erste Wahl vor Emre Can sein.
In der Innenverteidigung hat Antonio Rüdiger infolge des zeitlich weiterhin offenen Ausfalls von Mats Hummels die besten Karten für den Platz an der Seite von Jérôme Boateng.
Im linken offensiven Mittelfeld hat Julian Draxler gegen Ungarn eine gelungene Bewerbung abgegeben.
In der vordersten Angriffsreihe sieht es momentan so aus, als werde Löw zunächst mit Mario Götze an Bewährtem festhalten - Mario Gomez käme dann eine Joker-Rolle zu.
Festlegen auf eine Wunschelf wollte sich Löw indes nicht - vielmehr sprach er davon, in den letzten Trainingstagen vor dem EM-Start den Konkurrenzkampf nochmals schüren zu wollen.
Bis dahin können die Nationalspieler noch zwei Tage durchschnaufen. Dann steht die Anreise ins EM-Camp in Évian-les-Bains an. "Ich werde zu Hause zwei Tage die Füße hochlegen", kündigte Hector an. Um weitere Kraft zu sammeln für sein erstes großes Turnier: "Ich freue mich sehr darauf. Ich bin gespannt, wie es wird."

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