Der erste Schritt für die Zeit nach dem Gefängnis

Wittlich · Sport spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Resozialisierung von Straftätern. In Wittlich haben 19 Gefangene nun noch einen weiteren Schritt gemacht. Sie betätigen sich sportlich, haben aber außerdem die Schiedsrichterprüfung abgelegt.

Zur Verleihung der Urkunden an die 19 Absolventen der Schiedsrichter-Ausbildung im Gefängnis war viel Prominenz zugegen. Neben Walter Desch, Präsident des Fußballverbands Rheinland, kam auch Fußball-Trainer Klaus Toppmöller aus Rivenich (Kreis Trier-Saarburg), um den Teilnehmern zu gratulieren.

Angemeldet für den ersten Lehrgang dieser Art im Rheinland hatten sich insgesamt 20 Gefangene, je zehn aus der JVA, in der Erwachsene einsitzen, und aus der JSA, der Jugendstrafanstalt. Schon vor Beginn der Schulung war die erste Überraschung perfekt. Denn neben den Gefangenen hatten auch drei Bedienstete Interesse an dieser Ausbildung angemeldet. Für den Sportlehrer in der JSA, Ralf Klimperle, eine mehr als erfreuliche Zweckgemeinschaft: "Was mich am meisten verwundert hat war, dass sich quer durch die Altersgruppen und auch die verschiedenen Lager Lerngruppen gebildet haben. Bei allen war der Ehrgeiz zu spüren, diese Prüfung schaffen zu wollen."

Die Quote konnte sich am Ende auch sehen lassen. Mario Saxler aus Pantenburg, Schiedsrichter und -lehrwart im Kreis Mosel, der die Prüfung in Anwesenheit von Verbandslehrwart Heiko Kreutz (Cochem) abnahm, konnte 22 Zertifikate ausgeben - nur einer der Anwärter hatte nicht bestanden.

Nicht nur Regeln einhalten, sondern auch überwachen



Den Unterschied, ob sich ein Gefangener nur als Aktiver betätigt oder jetzt die Möglichkeit hat, Spiele zu leiten, benennt Klimperle: "Es ist eine Veränderung der Perspektive. Die jungen Männer haben sich nicht weiter nur an Regeln zu halten, sondern in diesem speziellen Bereich auch Regeln zu überwachen. Diese Veränderung der Perspektive erfordert die Übernahme von Verantwortung. Das ist für mich der wesentlichste Aspekt."

Gemeinsam mit Personalchef Rainer Schuler hatte der Diplom-Sportlehrer dabei mitgewirkt, diese Ausbildung in Wittlich zu ermöglichen. Die Kampagne, die unter dem Motto "Gewalt und Drogen die Rote Karte zeigen" steht, ist nach Ansicht von Verbandspräsident Desch auch eine wichtige Integrationshilfe nach der Entlassung: "Schiedsrichter werden immer gesucht. Und wenn Menschen gleich nach Verbüßung ihrer Strafe auf diese Weise Anschluss an und in einem Verein finden, dann ist das sicher eine ideale Starthilfe beim Neuanfang."

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