Ex-THW-Manager Schwenker: Vorwürfe gegen „Löwen“

Kiel (dpa) · Eine Woche vor dem Beginn des Prozesses um angebliche Schiedsrichter-Manipulationen vor dem Kieler Landgericht erhebt der Angeklagte und ehemalige Handball-Manager Uwe Schwenker schwere Vorwürfe gegen die Rhein-Neckar Löwen.

Er beschuldigt in einem Schreiben seiner Anwälte die Verantwortlichen des Bundesliga-Konkurrenten, sie hätten ihn und den THW mit dem vermeintlichen Wissen um Manipulationen in der Champions League erpressen und damit Ablösesummen für Spieler drücken wollen. „Ich höre von den Vorwürfen das erste Mal“, sagte Löwen-Manager Thorsten Storm der „Financial Times Deutschland“.

Schwenker behauptet, dass die Löwen versucht hätten, die geforderte Ablösesumme von drei Millionen Euro für Nikola Karabatic und Vid Kavticnik auf 1,3 Millionen zu drücken, heißt es in einer Erklärung der Schwenker-Anwälte Michael Gubitz und Gereon Wolters, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Es sei „unverständlich, dass die Staatsanwaltschaft bislang keine Ermittlungen wegen Erpressung gegen Verantwortliche der Rhein-Neckar Löwen eingeleitet hat.“

Nachdem Ex-THW-Coach Zvonimir Serdarusic im Dezember 2009 einen Vertrag bei den Löwen unterschrieben hatte, wollten ihm auch die Profis Karabatic und Kavticnik, die bis 2012 an den THW gebunden waren, nach Mannheim folgen. Nach Zeugenaussagen soll Serdarusic damals angedeutet haben, die Spieler ohne Ablöse bekommen zu können. Der THW forderte indes die Rekordsumme in Höhe von 3,5 Millionen Euro. Karabatic gilt als bester Handballer der Welt und spielt mit Kavticnik inzwischen in Montpellier. Auch der Wechsel von Serdarusic nach Mannheim platzte im Zuge der Affäre.

„Es gab damals eine Forderung des THW, und wir haben dann ein schriftliches Angebot unterbreitet“, sagte Löwen-Manager Storm. Club-Gesellschafter Jesper Nielsen ergänzte, die Vorwürfe seien ihm neu. Er hoffe nicht, dass Schwenker auch seinen Namen nenne, das sei ein „ernsthafter Vorwurf“. Serdarusic-Verteidiger Erich Samson wollte keine Stellung nehmen. „Ich werde mich dazu nicht außerhalb der Verhandlung äußern“, erklärte er.

Den ehemals eng befreundeten Schwenker und Serdarusic, der im Juni 2008 vom THW beurlaubt worden war, werden Untreue (Schwenker) beziehungsweise Beihilfe zur Untreue (Serdarusic) vorgeworfen, außerdem gemeinschaftlich begangene Bestechung im geschäftlichen Verkehr. Der Vorwurf des Betruges wurde nicht zur Verhandlung zugelassen. Die 5. große Strafkammer des Landgerichts Kiel hat vom 29. März an 20 Verhandlungstage angesetzt.

Es soll geklärt werden, ob das in der Champions League 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt gewonnene Finale durch Bestechung manipuliert wurde. Schwenker und Serdarusic wird vorgeworfen, im Finalrückspiel die polnischen Schiedsrichter über einen kroatischen Mittelsmann mit einem fünfstelligen Geldbetrag bestochen zu haben. Beide bestreiten dies.

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