Körperliche Schmerzen und ein kollektiver Jubelsturm

Die Trierer Handball-Miezen können weiter vom Klassenerhalt träumen: Durch den 25:24 (16:13)-Zittersieg beim Drittletzten Rosengarten fehlt der MJC am letzten Spieltag wohl nur noch ein Punkt gegen Frankfurt/Oder, um erstklassig zu bleiben.

Buchholz. Wiedergeburt und Beerdigung lagen nach dem Schlusspfiff in der Nordheidehalle nur ein paar Meter auseinander. In der rechten Hallenhälfte feierten die Miezen mit den rund 30 mitgereisten Fans, auf der anderen Seite verabschiedete die SGH Rosengarten nicht nur die Spielerinnen, die den Verein verlassen, sondern ein bisschen auch sich aus der Bundesliga. Tränen flossen, auch wenn noch nichts entschieden ist. Die endgültige Abstiegsentscheidung fällt erst am letzten Spieltag. Bis dahin liegt Rosengarten immer noch auf dem rettenden drittletzten Platz, der Vorsprung auf Trier ist nach dem 25:24-Zittersieg der Miezen aber auf einen Punkt geschmolzen. Rosengarten muss nach Buxtehude, Trier empfängt am Samstag (16.30 Uhr) in der Arena Frankfurt/Oder. "Noch sind wir nicht durch, aber wenn wir eine solche Moral wie in Rosengarten zeigen, bin ich zuversichtlich, dass wir den einen benötigten Punkt noch holen", sagte MJC-Vorstand Jürgen Brech, dem die Schlussphase in Buchholz "körperliche Schmerzen" zufügte.

Denn um ein Haar wären die Miezen schon am Samstag abgestiegen. Nach 54 Minuten führte die MJC in einem zerfahrenen Spiel mit vielen Fehlern auf beiden Seiten 25:19 - alles schien klar, der vierte Saisonsieg war in trockenen Tüchern. Denkste! Der Faden riss komplett bei der MJC, nichts ging mehr, die scheinbar schon totgesagten Niedersachsen trafen nach Belieben. Beim 25:22 nahm MJC-Trainer Thomas Happe seine Auszeit - ohne Wirkung. Rosengarten verkürzte in der Schlussminute auf 25:24. Trier im Angriff, Arnosova verliert 14 Sekunden vor dem Ende den Ball - noch ein Tor für die Gastgeber, und Trier ist abgestiegen. Aber mit viel Glück rettete sich die MJC über die Zeit. Den Abpfiff vernahmen die Spielerinnen schon gar nicht mehr in ihrer riesigen Jubeltraube. Trainer Happe stürmte von der Bank aufs Feld. Hätte das Spiel eine Minute länger gedauert, die taumelnde MJC wäre wohl verloren gewesen. So aber herrschte eitel Sonnenschein: "Gigantisch, absolut gigantisch. Jetzt schlagen wir auch Frankfurt/Oder", schrie Spielführerin Willemijn Karsten heraus. "Ich wollte einen Sieg mit einem Tor Unterschied, jetzt haben wir ihn - aber das Zittern war wirklich nicht nötig", sagte Silvia Solic. Für Happe war der Ausgang "verdient, weil wir die ganze Zeit in Führung lagen". Und: "Wir haben so viele Spiele hauchdünn verloren, irgendwann mussten wir auch einmal Glück haben."

Auf der anderen Seite herrschte Bestürzung, auch wenn SG-Trainer Martin Hug meinte: "Wir können es noch schaffen, noch hat Trier nicht gegen Frankfurt gepunktet." Torfrau Turid Arndt, früher im Tor der Miezen, sieht die Sache anders: "Ich glaube, das war es jetzt." Ihr Team lag nach wenigen Minuten bereits 2:7 hinten - glich dann beim 7:7 aus und ging 9:8 in Front. Die letzte Führung - aber Trier verpasste es in der zweiten Hälfte mehrmals, die Partie zu entscheiden, die Wurfausbeute war zu schwach. Daher konnten sich die Miezen bei Torfrau Anna Monz bedanken, die gerade in der Schlussphase bärenstark hielt. Und sie wussten auch, dass sie sich bei ihren Fans bedanken mussten. "Das ist genial, sie sitzen 20 Stunden im Bus, um uns zu unterstützen. Sie haben uns super motiviert", sagte Karsten, die mit ihren sechs Treffern neben Jelena Popovic (7 Tore) und Katrin Schneider (fünf verwandelte Siebenmeter) beste Mieze war.

Am Samstag kommt es zum Showdown. Die Situation ist identisch mit der Vorsaison, als ein Remis gegen Buxtehude zum Klassenerhalt reichte. "Am Samstag muss die Arena kochen. Wir brauchen jetzt jeden Fan, wir brauchen eure Unterstützung", wünscht sich Karsten eine volle Halle. BP

DJK/MJC Trier: Vogt, Monz - Cocx (0), Adeberg (0), Popovic (7), Schneider (5/5), Karsten (6), Pütz (1), Vallet (4), Arnosova (1), Premm (0), Derbach (0), Lennartz (0), Solic (1) - Beste Torschützen Rosengarten: Harms (6/2), Kotenko (6/3)

Video und Bildergalerie unter www.volksfreund.de

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