Der Traum endet im Graben

Kröv · Noch vor dem eigentlichen Start der Rallye Monte Carlo für historische Fahrzeuge war der große Traum von Frank und Gerhard Richter beendet. Ein Unfall ohne eigenes Verschulden zerstörte ihren 48 Jahre alten DKW.

 Mit ein paar Wochen Abstand zu ihrem unverschuldeten Unfall können Vater Gerhard (links) und Sohn Frank Richter wieder lachen, wenn sie ihr 48 Jahre altes „Schätzchen“ begutachten. TV-Foto: Björn Pazen

Mit ein paar Wochen Abstand zu ihrem unverschuldeten Unfall können Vater Gerhard (links) und Sohn Frank Richter wieder lachen, wenn sie ihr 48 Jahre altes „Schätzchen“ begutachten. TV-Foto: Björn Pazen

Kröv. Ein Jahr lang hatten sie jede freie Minute geopfert, hatten gewerkelt, Hunderte Stunden lang - und alles für diesen Moment. In mühevoller Aufbauarbeit hatten Frank (41) und sein Vater Gerhard (78) Richter aus Kröv einen DKW F12, Baujahr 1964, auf Vordermann gebracht, hatten sich und ihr "Schätzchen" fit gemacht für die Krönung eines jeden Rallye-Fahrers: die "Monte". Ein Jahr zuvor waren beide in einem Servicefahrzeug bei der Rallye Monte Carlo für historische Fahrzeuge dabei gewesen, dieses Jahr wollten die Richters mit ihrem DKW selbst starten. Die Betonung liegt auf "wollten". "Wir hatten ein fatales Rendezvous mit Wilhelm Tell", sagt Co-Pilot Frank Richter - und kann mit einigen Wochen Abstand sogar wieder lachen, wenn er die Fotos ihres völlig ramponierten "Schätzchens" im schneebedeckten und vereisten Graben betrachtet.
"Wie ein Brett auf der Straße"

 Tragisches Ende des „Monte-Traums“: Abgedrängt von einem Lancia liegt der DKW im Graben. Foto: privat

Tragisches Ende des „Monte-Traums“: Abgedrängt von einem Lancia liegt der DKW im Graben. Foto: privat


"Wir waren so gut vorbereitet, das Auto lag wie ein Brett auf der Straße, wir hatten alle Etappen abgefahren, Frank war toll präpariert. Und dann so was." Gerhard Richter ist emotional noch nicht übern Berg, wenn er an den Unfall zurückdenkt, der in Sekunden ihre Arbeit eines Jahres zerstörte. Bis zum Sammelstart in Turin lief alles nach Plan, in den französischen Alpen, 300 Kilometer vor dem "echten" Start in Monte Carlo, passierte es dann. "Wir überholten einen Schweizer Rallyeteilnehmer, einen Lancia, der uns im toten Winkel aber nicht sah. Just als wir neben ihm waren, setzte auch er zum Überholen an, drängte uns ab - und dann war Schicht", beschreibt Gerhard Richter den fatalen Moment. Beide Kröver blieben unverletzt, aber der DKW war Schrott. "Restlos kaputt", meint Frank, "das hat uns auch gerade der Gutachter bestätigt. Aber so etwas kann eben passieren, auch wenn es richtig tragisch ist."
Die Rallye war für beide - zumindest als Fahrer - beendet, bevor sie überhaupt begonnen hatte. "Abends haben wir erst mal eine Flasche Cognac auf den Schreck getrunken, haben aber auch gleich beschlossen, zumindest als Serviceteam für unsere DKW-Freunde aus Belgien weiterzumachen", sagt Sohn Richter.
Der materielle Schaden liegt laut Gutachter bei 30 000 Euro, der ideelle ist viel höher. "Es sollte unsere letzte Rallye sein", meint Gerhard Richter, früherer DDR-Rallye-Meister. Nun steht der DKW auf der Hebebühne in der Garage - verdreckt, verbeult, unbrauchbar. Aber die Richters geben nicht auf: "Wir werden ihn wieder aufbauen - wir hoffen, dass wir noch Ersatzteile bekommen", sagt Automechaniker Frank. Ironie des Schicksals: einen intakten rechten Kotflügel haben sie noch auf Lager, defekt ist allerdings der linke. Und die Frontscheibe war die letzte ihrer Art in ganz Europa.
Erst einmal wird sich Frank Richter nun aber seinem Beruf widmen, der Traum von der "Monte" lebt aber weiter. Als Erinnerung haben sich die Richters zumindest das offizielle Blechschild der Histo-Monte 2012 mitgebracht - und einen schrottreifen Wagen, der in der Garage auf sie wartet. BP

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