WM-Bauchlandung: Judoka enttäuschen in Tokio

Tokio (dpa) · Nach der fast totalen WM-Bauchlandung im Judo-Mutterland Japan schrillten bei den deutschen Mattenkämpfern mit Blick auf das große Ziel Olympia 2012 die Alarmglocken.

„Wir müssen dringend Ursachenforschung betreiben“, forderte Präsident Peter Frese vom Deutschen Judo-Bund (DJB) nach dem mit nur einer Silber-Medaille enttäuschenden Abschneiden bei den Welttitelkämpfen in Tokio. Vor allem der schwache Auftritt der deutschen Frauen, die erstmals seit 1995 wieder ohne Medaillen blieben, sorgte für Sorgenfalten. „Zwei Jahre noch bis Olympia ­ der Schuss vor den Bug kommt zu einem Zeitpunkt, wo wir noch gegensteuern können“, sagte Frese.

Allein Schwergewichtler Andreas Tölzer bewahrte mit seinem zweiten Platz die deutschen Judokas vor einer WM ohne Medaille. Romy Tarangul verpasste dagegen als Fünfte Bronze knapp und vergoss bittere Tränen. Doch ansonsten enttäuschten die DJB-Mattenkämpfer trotz guter Leistungen von Nachwuchsathleten wie Christopher Völk und Tobias Englmaier fast auf der ganzen Linie. Nur drei der 18 deutschen Starter überstanden die Vorrunde. Auch der vom Losglück verlassene Olympiasieger Ole Bischof musste sich viel zu früh von allen Medaillenträumen verabschieden. „Das kann ich nicht verstehen, das ist einfach zu wenig“, sagte der DJB-Präsident zur mageren Ausbeute.

„Ole kann man keinen Vorwurf machen. So ist halt Judo - da gibt es nur hopp oder top“, nahm Frese seinen Vorzeigeathleten in Schutz. Bereits in seinem zweiten Kampf war der Peking-Olympiasieger auf den früheren niederländischen Weltmeister Guillaume Elmont getroffen und unterlag nach nur 66 Sekunden. Geplatzt war Bischofs Traum von der zweiten WM-Medaille: „Das war das schwierigste Los unter den Ungesetzten. Dieser Kampf hätte auch im Halbfinale oder Finale stattfinden können“, klagte der 31-Jährige.

Jubeln durfte allein Bischofs Zimmerkollege Tölzer. Nach langen Verletzungsproblemen meldete sich der 30-Jährige eindrucksvoll zurück und verpasste gegen Ausnahmemann Teddy Riner (Frankreich) nur knapp den ganz großen Coup. „In Peking hat er sich mit mir gefreut, jetzt freue ich mich mit ihm“, sagte Bischof über seinen Weggefährten.

Ausgerechnet bei den sonst so starken deutschen Frauen gab es dagegen lange Gesichter, immerhin blieben sie erstmals seit 15 Jahren ohne WM-Medaille. „Das tut weh, das tut verdammt weh“, klagte Frese über seine Frauen, denen zum Abschluss der olympischen Gewichtsklassen auch ein halbwegs versöhnliche Ende durch Tarangul verwehrt blieb. „Wir können die Leistung bringen“, erinnerte Frese im Rückblick auf bessere Zeiten. „Aber wir müssen uns fragen, wie wir diese Leistung besser auf den Punkt genau bringen können.“

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