Teuflischer Siegeswille

Kaiserslautern · Kämpfen, rennen und grätschen bis zum Umfallen: Mit einer enormen Energieleistung hat der 1. FC Kaiserslautern seinen Fans am sechsten Spieltag ausgerechnet im Rheinland-Pfalz-Derby gegen den FSV Mainz 05 das erste Erfolgserlebnis beschert und ist auf Tabellenplatz 15 geklettert.

Kaiserslautern. Sie jubeln, tanzen und schreien vor lauter Freude: Die FCK-Anhänger in der Westkurve sind außer Rand und Band. Ein Sieg im Derby gegen Mainz. Der erste Dreier dieser Saison. Und dabei auch noch drei Tore - nach bisher nur zwei Treffern in den ersten fünf Partien. Das 3:1 (1:1) gegen Mainz ist Balsam für die Seele der Lauterer Fans, ein Befreiungsschlag, der Hoffnung macht.
Der wenig beschäftigte FCK-Torhüter Kevin Trapp bringt es auf den Punkt: "Dieser Sieg ist wichtig für den Trainer, die Spieler, die Fans und die gesamte Region. Ich hoffe, der Knoten ist jetzt ein bisschen geplatzt. Das war eine starke Leistung. Wir haben gut nach vorne gespielt und kaum Chancen zugelassen."
Die Lauterer sind gegenüber den ersten Saisonspielen kaum wiederzuerkennen, von Beginn an zeigen sie ihre Urtugenden Kampf und Leidenschaft. Was ist passiert?
"Die Mannschaft hat während der Woche den Glauben an sich wiedergefunden", sagt FCK-Trainer Marco Kurz. Das bestätigt der gebürtige Merziger Trapp: "Wir haben gut trainiert und das Selbstvertrauen mitgenommen ins Spiel." Für Verteidiger Martin Amedick erfolgte der erste Schritt zur Wende schon beim 0:1 in Mönchengladbach, "den zweiten Schritt haben wir heute getan. Aber es war ein hartes Stück Arbeit und eine mental große Leistung". Trotz elanvollen Beginns liegen die Lauterer schnell in Rückstand: Nach einem Ausrutscher von Rodnei bedient der starke Risse mit dem Kopf Erik Choupo-Moting, der zum 1:0 für Mainz einköpft. Aber die Lauterer schlagen rasch zurück: Ausgerechnet Richard Sukuta-Pasu, der von den eigenen Fans vor dem Spiel ausgepfiffen wurde, erzwingt mit seinem Kopfball auf den Kopf des Unglücksraben Bo Svensson den 1:1-Ausgleich (24., Eigentor).
Nun toben die knapp 44 000 Zuschauer auf dem Betzenberg, und die Lauterer gehen mit "Wucht und Entschlossenheit" (Kurz) in die zweite Halbzeit. In der 54. Minute werden sie belohnt: Der Israeli Itay Shechter jagt den Ball nach einer Tiffert-Ecke im dritten Anlauf gegen die verwirrte Mainzer Abwehr zum 2:1 unter die Latte. Dieser Treffer und das 3:1-Kopfballtor (73.) durch FCK-Kapitän Christian Tiffert in seinem 200. Bundesligaspiel offenbaren die Mainzer Defensivschwächen: "13 Gegentore in sechs Spielen - das ist kein Zufall. Das macht im Moment keinen Spaß", ist Verteidiger Nico Bungert mächtig sauer. FSV-Trainer Thomas Tuchel verspricht zerknirscht: "Wir werden mit den Gegentoren selbstkritisch umgehen, aber nicht alles verteufeln. Der Wille hat uns heute nicht gefehlt."
Den größeren Siegeswillen zeigten aber die Lauterer. "Mainz hat gut gespielt, aber wir haben den Sieg erzwungen", sagt Tiffert, der im 4-4-2-System auf der linken Außenbahn spielte.
"Das war ein toller Tag heute, aber jedes Spiel wird brutal hart für uns." Zeit, um den ersten Saisonsieg zu feiern, bleibt nur wenig: Am Samstag geht es zum VfL Wolfsburg mit dem Ex-Lauterer Srdjan Lakic. Da heißt es für den FCK wieder kämpfen, rennen und grätschen bis zum Umfallen.

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