Infrastruktur 450 Euro und kein Ende in Sicht: Wenn Bauland im Kreis mehr kostet als in der Stadt

Trier/Schweich · Die Baulandpreise im Kreis Trier-Saarburg liegen teilweise höher als in der Stadt Trier. Landrat Günther Schartz will Dorfkerne stärken.

 Wer in Trier Baustellen fotografieren will, findet derzeit im Neubaugebiet auf der Tarforster Höhe bei Filsch jede Menge Objekte.

Wer in Trier Baustellen fotografieren will, findet derzeit im Neubaugebiet auf der Tarforster Höhe bei Filsch jede Menge Objekte.

Foto: Friedemann Vetter

Nicht nur die Stadt Trier wächst, auch im Umlandkreis Trier-Saarburg wird die Bevölkerung in den nächsten Jahren zunehmen. Er ist mit dem Kreis Mainz-Bingen der einzige im Land, der gegen den Trend schwimmt und dem demografischen Wandel voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren noch trotzen kann.

Laut einer Prognose des statistischen Landesamts wird die Einwohnerzahl im Kreis von heute 146 000 auf rund 149 000 im Jahr 2030 steigen. Dabei sind die regionalen Unterschiede groß: Die Räume Schweich, Konz und Obermosel boomen, während beispielsweise in einigen Hochwald- oder Eifelorten die Bevölkerung abnimmt.

Ein Spiegel dieser Entwicklung ist der Haus-, Wohnungs- und Mietmarkt. Vieles regelt der Markt, wie auch schon unser Artikel zur Stadt Trier im Rahmen der Serie „Jedem ein Zuhause – mieten.bauen.wohnen“ (TV vom 3./4. November) herausgearbeitet hat. Dennoch gebe es mittelbare Steuerungsmöglichkeiten durch die Politik, sagt Landrat Günther Schartz.

Und hier sei die Aufgabe des Kreises komplexer als in größeren Städten wie etwa Trier. „Die Bürger wollen möglichst lange und selbstbestimmt in ihrem Dorf leben. Wir versuchen Impulse zu setzen, indem wir die wirtschaftliche und soziale Infrastruktur verbessern.” Dazu gehöre der Ausbau von Schulen, Kitas, Straßen, der Breitbandversorgung und des öffentlichen Personennahverkehrs.

Programme zur Wohnbauförderung haben Hochkonjunktur. Alleine in den ersten neun Monaten dieses Jahres hat die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) kreisweit Kredite von 14 Millionen Euro für die Schaffung von Wohneigentum, Mietwohnungen sowie für Modernisierungen vergeben. Es flossen Tilgungszuschüsse von einer Million Euro. „Wie geschnitten Brot” läuft laut Landrat Schartz auch das Förderprogramm für barrierefreies Wohnen im Alter. Unterstützt wird unter anderem die Verbreiterung von Türen und der Umbau des Bades.

Der Entwicklung der Orts- und Stadtkerne hat Mainz im Landesentwicklungskonzept (Lep) höhere Priorität eingeräumt als der Ausweisung von neuen, Flächen verbrauchenden  Baugebieten auf der grünen Wiese. „Die Kommunen müssen einen Bedarf nachweisen, andernfalls gibt es keine Genehmigung”, sagt Schartz. Der Kreis fördere zentrale Vorhaben wie beispielsweise die Ortskernentwicklung rund um das ehemalige Kloster in Föhren oder eine Initiative in Mandern. Dort kauft die Gemeinde Häuser auf, um unter anderem altenbetreutes Wohnen zu ermöglichen.

Schartz begrüßt es, dass Kommunen Grundstücke aufkaufen und damit zur Preisstabilität und zur Vermeidung von Spekulantentum beitragen. Doch das ist nicht immer möglich. Im großen Schweicher Baugebiet Ermesgraben sind die Grundstückspreise explodiert. 450 Euro pro Quadratmeter erschlossenes Bauland sind dort schon die Regel. Eine 70-Quadratmeter-Eigentumswohnung in guter Lage in Schweich kostet um 250 000 Euro.

Der Schweicher Immobilienmakler Ralph Brokate rechnet nicht mit einem Stillstand dieser Entwicklung in der 8000-Einwohner-Stadt. „Die Haus- und Grundstückspreise werden zwar nicht mehr so stark steigen wie zuletzt, sich aber auf hohem Niveau halten.”

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