Kommholmich und andere Wunder

Trier · Neulich kam mein Kollege Olli mit glänzenden Augen in mein Büro und fragte, ob ich ihn mal berühren möchte: seinen Schalke-Aufstiegsschal. In meinen Augen: ein räudiges Ding, das einmal blau-weiß gewesen sein mag. In Ollis Augen: der größte Schatz aus dem Schalke-Reliquienschrein eines Freundes.

Seitdem dieser Freund ihm im Aufstiegsjahr 19tuback den Schal schenkte, ist Olli Schalkefan. "Das hat mit Schalke nix zu tun, sondern ausschließlich mit dem Schal", sagt er. Verstehen tue ich das nicht. Und noch weniger verstehe ich, was es bringen soll, das olle Ding zu berühren. Ich jedenfalls fühlte nichts. Auch keine spontane Heilung. Die Steinchen vom Olewiger Hartplatz stecken nach wie vor in meinem Knie. (2010 dachte ich, ich müsste Fußballspielen lernen. Das war ein Irrglaube.)

Da lobe ich mir schon den Heiligen Rock. Denn das ist eine echte Berührungsreliquie. Und ich vermute: Wenn man den noch berühren dürfte, würde er wahre Wunder wirken. So Wunder aller Art. Was halt gerade gut wäre: Glück für alle, Weltfrieden, keine Hüftschmerzen und so. Noch mehr lobe ich mir jedoch den Klausener Kommholmich. Denn dessen Wirkungsweise ist zum einen ganz klar definiert. Und zum anderen von mir getestet (der TV berichtete 2010). Und daher weiß ich: Es funktioniert. Der Kommholmich hängt als steinernes Relief in der Klausener Wallfahrtskirche an der Wand.

Ledige Frauen, die ihm (züchtig gesagt) an die Pluderhose greifen, sollen schon bald den richtigen Mann zur Seite haben. Eigentlich soll man sieben Mal hinpilgern. Aber allen, die nicht so viel Zeit haben, sei gesagt: Es funktioniert auch, wenn man nur einmal hinpilgert und dafür einfach sieben mal an die Hose greift. Es sei ihnen allerdings auch gesagt: Pilger, die nicht wegen des Kommholmichs da sind, gucken komisch. Aber egal. Es ist ja für einen guten Zweck. Man, äh Frau, darf allerdings nicht so hochmütig sein, zu glauben, selbst zu wissen, welcher Mann gut für sie wäre. Das geht in die Hose (hab\' ich selbst getestet). Das will der Kommholmich schon selbst austüfteln. Und sorgt dann für hübsche Überraschungen. Danke Alter!
Nur Ollis oller Aufstiegs-Schal … Nä. Naja, wer weiß. Wunder gibt es immer wieder.

In ihrer Kolumne "Trier rockt" macht sich unsere Redakteurin so ihre Gedanken zur Heilig-Rock-Wallfahrt.

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