Bei Landtags- und Bundestagswahlkämpfen, ja selbst bei Kommunalwahlkämpfen versuchen die Parteien, mit übers Land ziehender Parteiprominenz für sich zu trommeln. Gefragt sind da vor allem die populären Parteigesichter, die man aus dem Fernsehen kennt und die wortgewandt die lokalen Bewerber der Parteien unterstützen können. Das ist auch bei der OB-Wahl nicht anders. So hat etwa SPD-Kandidat Wolfram Leibe schon mehrfach die prominenteste Sozialdemokratin der Stadt, ja von ganz Rheinland-Pfalz im Schlepptau gehabt: Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Beim lokalen Radiosender, beim Kaufhausbesuch, auf dem Wochenmarkt, beim Cocktailweltrekord, beim Betriebsbesuch in der Zigarettenfabrik, bei der Eurener Nachkirmes oder in der römischen Spielstadt - wo Leibe ist, ist auch Malu, oder umgekehrt. Sie ist bei den Terminen übrigens in ihrer Funktion als Trierer Landtagsabgeordnete unterwegs und nicht primär als Ministerpräsidentin (auch wenn das nicht leicht zu trennen ist). Noch eine Prominenzstufe höher springt die SPD am 19. September, wenn Bundesparteichef Sigmar Gabriel, zugleich auch Bundeswirtschaftsminister, sich angesagt hat. Starke Wirtschaft - starkes Trier lautet das Thema des Abends mit ihm und Leibe im Kasino am Kornmarkt (19 Uhr).

Bei Hiltrud Zock, die für die CDU antritt, ist die Wirtschaft schon am 10. September Thema. Auch sie bekommt prominente Unterstützung. Friedrich Merz kommt dann zum Business-Lunch (13 Uhr, Mercure-Hotel Porta Nigra). Er hat zwar keine herausgehobene Parteistellung mehr, ist aber nach wie vor ein gefragter Wirtschaftskopf mit CDU-Hintergrund. Auch Julia Klöckner, die CDU-Landeschefin, wird mit dabei sein - nicht zum ersten Mal. Sie ist Zocks Gegenstück zu Malu Dreyer und hat die parteilose, aber für die CDU antretende Unternehmerin schon auf mehreren Terminen begleitet. Die CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel kommt wegen des OB-Wahlkampfs zwar nicht nach Trier. Den Promieffekt nutzt Zock aber dennoch aus: Auf dem Wahlkampf-Flyer ist sie beim Händeschütteln mit der Bundeskanzlerin zu sehen. Aus Berlin anreisen wird aber der CDU-Generalsekretär Peter Tauber, in der Einladung als "enger Vertrauter der Bundeskanzlerin" anmoderiert. Heute (18 Uhr) ist Tauber in der Orangerie des Nells Park Hotels zu Gast sein, beim öffentlichen Parteitag, den die CDU zugleich als Wahlkampfauftakt bezeichnet - wenngleich die Kandidatin schon seit Wochen im intensiven Wahlkampf ist.

Für den Grünen Fred Konrad, der zwar auch schon viele Terminen in Trier absolviert hat, ist der eigentliche Wahlkampfauftakt in der Tat erst in dieser Woche. Denn er kehrt von seinem Ruanda-Aufenthalt für Ärzte ohne Grenzen zurück. Prominente aus Berlin sind im Grünen-Wahlkampf nicht eingeplant. Für den 14. September, an dem es eine größere Matinee mit Konrad geben soll, gibt es laut Vorstandssprecher Wolf Buchmann aber die Zusage, dass zumindest aus Mainz Unterstützung nach Trier kommen wird - vermutlich in Form einer der grünen Ministerinnen. Landesprominenz hält Buchmann auch für sinnvoller als Bundespolitiker. Gute Kontakte zur Landesregierung seien für einen OB später schließlich auch sehr wertvoll.
Michael Schmitz

Der OB-Wahlkampf geht in die heiße Phase. Im Wahlkampftagebuch betrachten wir in unregelmäßiger Folge mit leichtem Augenzwinkern das Geschehen.