Ökumene: Kleine Schritte erhalten die Freundschaft

Trier · Die bevorstehende Heilig-Rock-Wallfahrt macht\'s möglich: In Trier diskutierten 200 Theologen und Experten über die Einheit der Christen. Das Ökumenische Forum war hochkarätig besetzt.

Trier. "Die Deutschland-Reise des Papstes war eine vertane Chance für die Ökumene", sagte erst vor wenigen Wochen der Catholica-Beauftragte der evangelischen Kirche, der Braunschweiger Bischof Friedrich Weber. Und Weber fügte hinzu: Schnelle und spektakuläre Durchbrüche seien in diesem Punkt auch in naher Zukunft nicht zu erwarten.
Keine guten Vorzeichen für das Internationale Ökumenische Forum in Trier. Doch wo die großen Durchbrüche nicht zu erwarten sind, bleiben immer noch die kleinen Schritte des Aufeinanderzugehens der verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften. Einer dieser Schritte ist die Mitte April beginnende Heilig-Rock-Wallfahrt, von der sich der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland wünscht, "dass sie ein Zeichen gelebter Ökumene" werden möge, wie Präses Nikolaus Schneider gestern in Trier sagte.
Schon das Leitwort der einmonatigen Wallfahrt ("Und führe zusammen, was getrennt ist") geht in diese Richtung. Für Protestanten wäre der Aufruf zur Teilnahme noch vor nicht allzu langer Zeit undenkbar gewesen. Nach evangelischer Überzeugung sind Wallfahrten für die Suche nach Gott nicht wegweisend, sondern irreführend.
Andererseits: "Wenn der Blick auf den ungeteilten Rock uns die Einheit der Kirchen neu ins Herz schreibt, wird die Wallfahrt zu einer Gabe des Bistums Trier an die Menschen der Rheinischen Kirche", sagt Präses Schneider. Und in Richtung des Trierer Bischofs Stephan Ackermann fügte Schneider hinzu: "Du musst halt mit dem Risiko leben, dass wir diese Gabe für uns bewerten und einordnen." "Wenn die Verwandtschaft kommt, gibt es immer Überraschungen", konterte Ackermann.
Zuvor hatte der Präsident des Päpstlichen Rats zur Einheit der Christen, Kurt Kardinal Koch, die Gläubigen der verschiedenen Konfessionen dazu aufgerufen, Schuldzuweisungen zu unterlassen und mehr Selbstkritik zu üben. "Katholiken sollten Protestanten nicht zur Übernahme des Papstamtes drängen und Protestanten Katholiken nicht zur Kommuniongemeinschaft", forderte der eigens aus Rom angereiste Kurienkardinal. Der 61-Jährige appellierte an die christlichen Kirchen, sie müssten sich entscheiden, ob das bislang Erreichte genüge oder immer noch eine Einheit der Kirche angestrebt werde. "Wir kommen jedenfalls nur weiter, wenn wir uns auf ein gemeinsames Ziel verständigen", sagte der päpstliche Ökumene-Beauftragte. "Diese Klärung könnte schließlich in einer gemeinsamen Erklärung über Kirche, Eucharistie und Amt münden - das wäre ein Meilenstein in der Ökumene", meinte der Kurienkardinal.
Allzu optimistisch, dass dies in absehbarer Zeit so kommen könnte, ist aber auch Kurt Kardinal Koch nicht: "Gut möglich, dass ich das zu Lebzeiten nicht mehr mitbekomme", frotzelte der 61-Jährige.Extra

Ökumene ist die Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Kirchen. Seit fast vier Jahrzehnten bemühen sich vor allem die evangelische und die katholische Kirche um Ökumene, die Einheit aller in Konfessionen getrennten Christen. Zwischen Katholiken und Protestanten sind zwei Streitpunkte von großer Bedeutung. Zum einen geht es um die Eucharistiefeier. Die katholische Kirche lässt weder zu, dass ihre Mitglieder am evangelischen Abendmahl teilnehmen, noch, dass evangelische Christen in der katholischen Kirche zur Kommunion gehen. Zum anderen ist der Vatikan nicht bereit, die evangelische Kirche formell anzuerkennen. Die ökumenische Bewegung entstand Ende des 19. Jahrhunderts, als Christen begannen, über konfessionelle Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten. dpa

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