Vierhändige Eroberungen

KONZ. Weiterbildung und Konzerterfahrung bietet die Sommerakademie in Konz für junge Musiker. In diesem Jahr nehmen 35 Künstler aus allen Teilen der Welt das Angebot wahr.

Die Konzer Akademie will den Musikern in Kursen ein Weiterbildungsangebot machen, in dem sie ihre Kunst perfektionieren können. Zuständig hierfür sind in diesem Jahr neben dem Pianisten und Akademieleiter Paul Trein Jean-Louis Mansart, Studiendirektor der Ecole Normale de Musique "Alfred Cortot" in Paris und der Gesangspädagoge und Sänger Norbert Kleinhenn. Das erste Konzert gestalteten in diesem Jahr vier Musiker aus drei Ländern. Die Verantwortung für den Auftakt hatte Daniel Ortiz Castro aus Venezuela mit Ludwig van Beethovens Sonate Nr. 27 in e-Moll übernommen. Sein an und für sich gelungener Vortrag hatte nicht nur unter einer verständlichen Nervosität zu leiden, sondern auch unter einem intensiven Glockengeläut vom Turm der Klosterkirche. Leichter hatte es da schon Melita Lasek aus Kroatien, die mit drei Klavierstücken aus Johannes Brahms' Opus 118 aufwartete und das Publikum begeisterte. Publikumslieblinge an diesem Abend aber wurden Maria und Angelika Bolla, die engagiert und begeistert den Flügel vierhändig eroberten. Ausgewählt hatten sie dazu die "Bourrée Fantasque" von Emmanuel Chabrier, die "Petite Suite" von Claude Debussy und Maurice Ravels "Rhapsodie Espagnole". Wie ihr Spiel bei den Zuhörern ankam, belegt der Kommentar eines Konzer Ehepaars: "So ein Spiel haben wir weder hier in Konz noch in Trier jemals gehört." Am Sonntag präsentierten zwei Solisten mit dem Akademieorchester aus Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Trier frühe Wiener Klassik von Haydn und Mozart. Die Kompositionen aus den 1770-er und 1780-er Jahren klingen lebendiger, detailreicher, intimer als im klassischen Sinfoniekonzert. Haydns Sturm-und-Drang-Sinfonie "La Passione" - das Akademieorchester und sein Leiter Paul Trein machten vor allem den ersten Satz zu einem tiefgründigen Hörvergnügen, ausdrucksreich, aber schlank im Tempo und frei von emotionaler Überfrachtung. Und im C-Dur-Andante Mozarts (KV 315) für Flöte und Orchester zeichnet die junge Karolin Schmitt die Flöten-Linien liebevoll und makellos nach. Aber es zeigte sich auch, wie schwer Klassik sein kann. Das Mozart-Klavierkonzert KV 414, das so harmlos daherkommt, erwies sich als äußerst heikel. Immer wieder hakte es bei den Übergängen zwischen dem sauber und sorfältig musizierenden Anthony Newton und dem Orchester. Mit der C-Dur-Sinfonie KV 200 erstiegen Orchester und Dirigent indes den Höhepunkt des Konzerts. Den Violinen gelangen in den zweistimmigen Passagen Glanzstücke an Leichtigkeit und Finesse. Und Paul Trein traf den energisch-geistreichen Tonfall dieser Sinfonie ganz genau. Begeisterung im voll besetzten Saal. Weitere Konzerte am Mittwoch, 12. Juli, 20 Uhr, und am Sonntag, 16. Juli, 17 Uhr im Kloster Karthaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort